Foto: Gruner+Jahr

Anne Meyer-Minnemann: „Frauen verkaufen sich zu schlecht“

Anne Meyer-Minnemann ist die erste Chefredakteurin der Gala. Mit uns spricht sie über Schlüsselqualifikationen, die Frauenquote und modische Fauxpas.

 

Erste Frau an der Spitze

Im Oktober des letzten Jahres hat Anne Meyer-Minnemann den Posten der Chefredakteurin der Gala übernommen und ist damit die erste Frau an der Spitze des People- und Lifestylemagazins. Dass sich Ehrgeiz und Karrierelust schon früh bei ihr einstellten, sieht man ihrem Lebenslauf an – hat die Journalistin doch bereits drei Jahre nach ihrem Volontariat im Hause Gruner + Jahr  die Position als Chefreporterin eingenommen. Wie sich die Gala unter ihr entwickeln wird, warum sie gegen die Frauenquote ist und welche Schlüsselqualifikationen es für eine erfolgreiche Berufslaufbahn braucht, hat sie uns im Interview erzählt. Auch verrät sie uns, wie es modisch hinter den Kulissen der Gala zugeht und mit welcher Garderobe sie sich für besonders wichtige Termine gewappnet fühlt. Wir haben uns von ihren Office-Favoriten für ein Business-Outfit inspirieren lassen.

Frau Meyer-Minnemann, Sie sind die erste Chefredakteurin der Gala. Setzt Gruner + Jahr damit ein Zeichen?

„Gruner+ Jahr fördert seit Jahren Frauen in Führungspositionen. Meine Berufung an die Redaktionsspitze von Gala setzt diese Entwicklung fort.“

Wird sich mit Ihnen an der Spitze etwas an der Ausrichtung des Magazins ändern?

„Nicht an der grundsätzlichen Ausrichtung – Gala ist ja sehr erfolgreich positioniert. Aber naturgemäß werden Inhalt und Optik weiblicher werden. Das schafft noch mehr Nähe zu unserem Publikum. 90 Prozent unserer Leserschaft sind Leserinnen.“

Klopft man gängige Stereotype ab, sollen Frauen einen empathischeren und überlegteren Führungsstil haben. Ist an solchen Kategorisierungen etwas dran oder ist das schlicht eine Typfrage?

„Ich denke, das kann man nicht pauschalisieren. Es gibt genauso weibliche Choleriker wie überlegte Männer. Aber: Ich beobachte, dass Frauen ihr eigenes Ego im Job eher nicht nach vorne stellen.“

Nicht nur im Journalismus sind weibliche Führungskräfte rar gesät. Was halten Sie von der Frauenquote? 

„Wenn sie als Instrument dazu dient, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, ist das für den Moment nicht verkehrt. Allerdings arbeiten die wenigsten Frauen im Vorstand von Dax-Unternehmen, allen anderen nützt die Quote nichts. Bei der Frauen-Quote gilt das gleiche wie bei der Entwicklungspolitik: besser als Regierungsprogramme ist die Möglichkeit zur Selbsthilfe. Und die können wir Frauen am besten selber leisten, indem wir andere Frauen fördern und Netzwerke bilden.“ 

Erfolg stellt sich aus mehr Faktoren, als nur aus Können ein. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hin will?

„Überdurchschnittliches Können und herausragender Einsatz sind die Grundvoraussetzungen. Eine gewisse Risikobereitschaft, Neues auszuprobieren, gehört auch dazu. Und: man muss hin und wieder aktiv auf sich aufmerksam machen. Gerade Frauen tendieren dazu, sich zu schlecht zu verkaufen. Und wundern sich dann, dass keiner ihre sehr guten Leistungen würdigt. Typischer Satz: „Mich fragt ja keiner“. Nicht warten, bis sich jemand meldet – selber agieren!“

Sie sind bereits seit 15 Jahren bei Gala. Gibt es eine Ausgabe oder eine Story, an die Sie sich besonders zurückerinnern?

„Ganz aktuell: Unsere Jubiläumsausgabe im Mai 2014. Gala ist 20 Jahre alt geworden, und wir haben auf 20 verschiedenen Titelseiten 20 hochkarätige deutsche Prominente gezeigt, darunter Karl Lagerfeld, Claudia Schiffer, Elyas M’Barek und Til Schweiger. Das war logistisch und produktionstechnisch ein absolutes Novum – und ein großer Erfolg!“

Neben Stars und Sternchen steht Gala auch für Lifestyle- und Fashion-Themen. Welche Rolle spielt Mode hinter den Kulissen der Gala?

„Wenn Sie sich die Gala-Redaktion vorstellen wie bei „Der Teufel trägt Prada“, dann liegen Sie falsch. Hier gibt es keinen High-Heel-Zwang und keine Fashion-Pflicht. Aber natürlich sind viele in unserem Team modisch up to date, ganz einfach, weil sie sich beruflich mit den neuen Trends beschäftigen.“

Würden Sie zustimmen, dass Mode nicht nur Ausdruck des persönlichen Stils sondern gerade im Businesskontext auch als Code zu lesen ist?

„Absolut. Kleidung hat im geschäftlichen Kontext eine klare Distinktionsfunktion. Bei einem großen Verlag wie Gruner + Jahr kann man das sehr gut erkennen: die Redakteurinnen der People-, Lifestyle- und Mode-Zeitschriften tragen häufig ein modischeres Outfit, sie verkörpern damit die Kompetenzen ihrer Publikationen. Die Verlagsmanagerinnen wiederum sind konservativer gekleidet, sie bevorzugen den klassischen Hosenanzug.“

Ich kann mich erinnern, dass ich bei meinem Eintritt in die Berufswelt verunsichert war, was ich tragen soll. Haben Sie einen Tipp für diese Situation?

„Zunächst einmal den Dresscode des neuen Arbeitgebers studieren. Sind die Kollegen dort leger gekleidet oder im klassischen Businesslook? Und dann unbedingt innerhalb dieser Koordinaten eine Garderobe zulegen, die zu Ihnen passt und in der Sie sich wohlfühlen. Businesskleidung sollte im Bestfall eine schmiegsame Rüstung sein, in der man den Fährnissen des Berufsalltags selbstbewusst entgegen treten kann.“

Die Position der Chefredakteurin verlangt ein gewisses Auftreten. Hat sich ihre Business-Garderobe verändert?

„Ich trage im Büro immer schon lieber Röcke oder Kleider und nicht Jeans. Daran hat sich nichts geändert.“

Gibt es ein Outfit, das Sie besonders gerne tragen, wenn ein wichtiger Termin ansteht?

„Mein Favorit ist ein schlichtes blaues Kleid von Victoria Beckham. Es sitzt, passt immer und lässt sich mit ein paar High Heels und einer Clutch sogar in ein Cocktail-Outfit umfunktionieren.“

Stilsicherheit ist schön und gut. Doch welchen modischen Fauxpax sollte man sich im Büroalltag nun wirklich nicht erlauben?

„Crop Tops sollten wir Miley Cyrus überlassen.“

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1. Wollmantel von Patrizia Pepe, 2. Ballerina mit Leomuster von Patrizia Dini, 3. Schal von Topshop, 4. Sonnenbrille von Ray Ban, 5. Clutch von Fendi, 6. Pumps von Michael Kors, 7. Blusenkleid von A.P.C.

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