Beatrace Oola ist Gründerin des Africa Fashion Day. Wie sie zur Fashion Week den Überblick behält, verrät auch ihr Schreibstisch.
Zweimal im Jahr steigt der Druck
In den Tagen vor der Fashion Week herrscht Ausnahmezustand für alle, die etwas mit Mode zu tun haben. Seit gut zwei Jahren gilt das auch für Beatrace Oola, Gründerin des Africa Fashion Days. Je näher das große Datum rückt, desto straffer ist der Zeitplan der Wahl-Hamburgerin ugandischer Herkunft: Models müssen gebucht werden, Gästelisten geschrieben, Presseanfragen beantwortet und Designer betreut werden. Beatrace’ Sinn für Ordnung und Organisation kommen ihr und dem Africa Fashion Day dabei zugute.
Bei afrikanischer Mode haben viele noch immer Klischeebilder im Kopf: folkloristische Schnitte, knallbunte Baumwolldrucke, Batikmuster, Turbane, Kaftane. Stylistin und Filmproduzentin Beatrace Oola wollte diesen einseitigen Blick auf die Kreationen ihres Ursprungskontinents verändern und hat im Jahr 2012 den Africa Fashion Day ins Leben gerufen. Ihre Idee: eine Plattform zu gründen, auf der afrikanische Mode präsentiert werden, ein Netzwerk für Modedesigner afrikanischer Herkunft, das ihnen ein Forum bieten und Aufmerksamkeit für sie schaffen kann und zwar nicht nur in der Afro-Community. Gemeinsam mit der Westerwelle Foundation ermöglicht der Africa Fashion Day ein sechsmonatigen Austausch afrikanischer Designtalente in Deutschland, samt Coaching, Beratung und Stipendium. Außerdem gibt es einen Onlineshop und Mitarbeiter in London, Amsterdam, Südarfrika und der Schweiz. Zweimal im Jahr geht Beatrace zur Berliner Modewoche. Ab morgen zeigt sie mehrere Designer auf der Messe Premium und abends auf dem Runway. Was diese neben ihrer afrikanischen Herkunft verbindet, ist, wie sie Traditionelles zeitgemäß, mal tragbarer, mal avantgardistischer, interpretieren.
Inspiration und Konzentration
Kurz vor der Fashion Week hetzt Beatrace Oola von einem Termin zum nächsten, wenn sie nicht gerade telefoniert, E-Mails beantwortet, letzte Entscheidungen fällt oder große und kleine Hürden aus dem Weg räumt. Gute Organisation und ein kühler Kopf sind dann alles. Selbst bei einer Ordnungsfanatikerin wie Beatrace – so bezeichnet sie sich selbst – kann dann schon mal ein bisschen mehr auf dem Schreibtisch kleben. Post-its zum Beispiel, die sie an alle wichtigen To-Dos erinnern. In der Hochphase wird es ein wenig enger, dann arbeiten vier Mitarbeiter in Beatrace’ Büro. Immer griffbereit hat Beatrace auch dann ihre Zeitschriften – natürlich viele afrikanische – die sie auf der Suche nach Inspiration oder auch neuen Talenten und Trends durchblättert, und ihren Pinsel, um sich zwischendurch kurz abpudern zu können. Gar nichts verloren auf ihrem Schreibtisch hat hingegen Kaffee. Den mag Beatrace überhaupt nicht. Was sie tut stattdessen tut, wenn gar nichts mehr geht? „Dann massiere ich mir die Stirn“, sagt sie. Augen schließen, durchatmen, weitermachen.