Foto: Bauer Medien Gruppe

Wie internationale Top-Managerinnen wurden, was sie heute sind – Teil 3

Warum man sich nicht um das Alter scheren, aber dafür die eigenen Fehler lieben sollte: Hier sind noch mehr Tipps international erfolgreicher Frauen.

Die besten Tipps international erfolgreicher Frauen

Helene Endres von unserem Partner Manager Magazin hat internationale Führungsfrauen zum Karriere-Interview getroffen. Und zum Beispiel erfahren, dass es nicht schadet, sich öfters mal eine blutige Nase zu holen, bei uns hier nachzulesen.

Die Gespräche fanden in den weichen Sesseln des Hotel Adlon in Berlin statt – hier trafen sich erfolgreiche Frauen aus der ganzen Welt zum Global Female Leaders Summit. Unsere kleine Serie endet nun mit Interviews mit drei weiteren spannenden Frauen.

Xiao Xue

Quelle: Elle China

45 Jahre, Chinesin, Chefredakteurin Elle China. 2012 veröffentlichte sie „Elegance“, ihr erstes Buch, in dem sie von ihren Erfahrungen als Geschäftsfrau, Mutter und Partnerin berichtet.

Wie wurden Sie, wer Sie heute sind?

„Ich wuchs in Peking als typisches Mädchen auf. Im College war Elle meine Lieblingszeitschrift. Anschließend besuchte ich eine Filmschule und arbeitete in einer großen Produktionsfirma. Das war ein guter Job, doch ich wollte in den Modejournalismus und kündigte. Mein erster Job war bei einem kleinen Modemagazin, 2007 wechselte ich zu Elle, um dort eine Multimedia-Strategie zu entwickeln und implementieren. Für mich ist das ein Traum, der wahr wurde – ich wollte immer für Elle arbeiten. Jetzt bin ich verantwortlich für die führende Modeplattform in China: Elle gibt es als Magazin, als Fernsehkanal, als Website und inzwischen haben wir sogar eine Elle-Kreditkarte.“

Welche Entscheidung hat Ihre Karriere am meisten beeinflusst?

„Mit 30 Jahren nochmal ganz neu anzufangen. Ich hatte bis dahin für Golden Harvest gearbeitet, eine große Produktionsfirma und war dort auch recht erfolgreich. Es hätte gut so weitergehen können. Aber ich wollte meinen Traum verwirklichen, das hat mir keine Ruhe gelassen. Ich hatte keine Erfahrung im Modejournalismus, aber habe es innerhalb von zwei Jahren geschafft von der Moderedakteurin zur Chefredakteurin aufzusteigen. Das war harte Arbeit. Heute, 15 Jahre später, muss ich sagen: Ich würde es genau so wieder machen. Wenn du etwas willst, schere dich nicht um dein Alter, versuch es einfach.“

Was würden Sie rückblickend anders machen?

„Besser Englisch lernen! Ich habe in der Schule kaum Fremdsprachen gelernt. Jetzt merke ich: Da habe ich wirklich etwas verpasst.“

Haben Sie viele weibliche Kollegen?

„Natürlich – es geht um Fashion! Mehr als 70 Prozent meiner Mitarbeiter sind Frauen. In anderen Bereichen, wie dem Wirtschaftsjournalismus zum Beispiel, sind es viel mehr Männer. Unter den Chefredakteuren sind ebenfalls die meisten Männer.“

Sind Frauen in Führung ein Thema in China?

„Female Leadership ist auch bei uns sehr wichtig. Ich denke, China hat diesbezüglich vielleicht einen kleinen Vorsprung. Gerade in den letzten zehn Jahren hat sich für die Frauen enorm viel getan. Die chinesische Wirtschaft wächst rasant, das bringt viele hochrangige Jobs mit sich. Natürlich auch für Männer, aber auch Frauen kommen an die Macht. Diese neue Generation von Frauen ist aktiver, sie sagt: Ich bin nicht schlechter als ein Mann – und ergreift ihre Chancen. Heute wachsen die jungen Frauen mit dem Internet auf und haben eine ganz andere Sichtweise, sie sind nicht mehr so in den Traditionen verankert.“

Muza Monams

Quelle: Bauer Medien Gruppe, Russland

55 Jahre, Chief Operating Officer, Bauer Medien Gruppe Russland.

Wie wurden Sie, wer Sie heute sind?

„Das Streben nach Glück durch Arbeit, Inspiration und eine sportliche Einstellung – dieser Cocktail macht mich zu dem, was ich heute bin. Nach meinem Studium arbeitete ich als Chief Financial Officer (CFO) in einem Verlagshaus für Bücher. Ich wechselte danach als CFO in ein Bauunternehmen, doch mein Herz hängt an der Verlagsbranche, und so ging ich 2005 zu Bauer Russland als CFO. Seit 2011 bin ich Chief Operating Officer (COO) und verantwortlich dafür, dass alles läuft.“

Welche Entscheidung hat Ihre Karriere am meisten beeinflusst?

„Meine Familie und ich sind Ende der neunziger Jahre von Usbekistan nach Moskau gezogen – das war eine schwere Entscheidung, die Post-Sowjet-Ära war keine einfache Zeit. Wir wussten nicht, auf was wir uns einließen. Ich studierte nochmal in Russland, zu meinem usbekischen Abschluss als Mathematikerin habe ich noch Volkswirtschaft studiert und einen MBA an der Business-School gemacht.“

Was würden Sie rückblickend anders machen?

„Sie sind jetzt vielleicht überrascht, aber ich mag meine Fehler. Fehler erlauben einem, Dinge nochmal durchzudenken, einen anderen Standpunkt einzunehmen, sich selbst zu verändern zum Besseren. Ohne Fehler kein Wachstum.“

Haben Sie viele weibliche Kollegen?

„Ja. Sieben von zehn Topmanagern in unserer Firma sind weiblich. Das ist jetzt extrem, aber nicht völlig ungewöhnlich. Frauen sind in Russland sehr stark, vor allem in Metropolen wie Moskau. Diskriminierung sehe ich nicht, Frauen übernehmen Führungsrollen in der Wirtschaft – nur in der Politik noch nicht.“

Wie kommen mehr Frauen in Führung? Sind Frauen in Führung ein Thema in Russland?

„In Russland gibt es keine Gender-Debatten, es ist einfach kein Thema, ich hatte nie das Gefühl, irgendwie gebremst zu werden aufgrund meines Geschlechts. Frauen in Russland sind stärker als Männer – die Generation der jetzt 40- bis 50-jährigen Chefinnen sind starke Führungspersönlichkeiten, besser ausgebildet, flexibler, haben wirklich gute Positionen. Ich finde das super. Ich habe keine Probleme. Ähnlich ist es in Indien, China, Post-Sowjet-Ländern: Weibliche Führung ist normal in der Wirtschaft – allerdings nicht in der Politik. Auch für die internationalen Teilnehmerinnen auf dem Treffen der Top-Managerinnen in Berlin war Führung ein großes Thema. Ich schaue da oft verwundert auf Deutschland: Das höchste Regierungsamt des Landes wird seit Jahren erfolgreich von einer Frau ausgefüllt. Auch in meiner deutschen Firma, der Bauer Medien Gruppe, leitet eine Frau die Geschäfte. Aber dann bekomme ich Diskussionen mit, dass das in Deutschland nicht die Norm ist, dass Frauen auf höchstem Level führen. Das hat vielleicht etwas mit der Kultur zu tun. Ich glaube allerdings, wenn eine Gesellschaft etwas diskutiert, eine Sache zum Thema macht, dann kommt auch ein Wandel. Und das passiert gerade.“

Sigrid Bauschert

Quelle: A. Galfe

57 Jahre, Deutsche und Gründerin und CEO der Management Circle AG, einem Weiterbildungsanbieter für Fach- und Führungskräfte, sowie Gründerin und Anteilseignerin weiterer Unternehmen im Bildungsbereich.

Wie wurden Sie, wer Sie heute sind?

„Ich habe 1989 Management Circle gegründet, ich wollte ein Weiterbildungsinstitut auf hohem Niveau für Fach- und Führungskräfte etablieren. Ursprünglich hatte ich Jura studiert und in Heidelberg bei einem Bildungsinstitut gearbeitet. Dann baute ich ein internationales Weiterbildungsinstitut auf dem deutschen Markt als Geschäftsführerin auf. Nach zwei Jahren dachte ich mir: Der Markt wächst, er ist nicht gesättigt – ich gründe meine eigenes Unternehmen. Ich habe Management Circle mit fünf Mitarbeiterinnen begonnen, mittlerweile sind wir etwa 200.“

Welche Entscheidung hat Ihre Karriere am meisten beeinflusst?

„Der Schritt, aus Heidelberg wegzugehen und in Frankfurt für ein Unternehmen verantwortlich zu sein, den Markteintritt zu planen, Büroräume zu suchen, Mitarbeiter einzustellen und später damit zu den Marktführern zu gehören – das war ein Schritt, der mir gezeigt hat, dass ich sowas kann. Aber genauso entscheidend war, dann auch zu sagen: Jetzt geh ich und starte selbst nochmal neu. Ich war damals Anfang 30, hatte keine Verpflichtungen und war in einem guten Alter zu sagen: Jetzt probierst du es, nimmst einen Kredit auf, und wenn es schief geht, bist du trotzdem jung genug, es noch mal zu schaffen.“

Was würden Sie rückblickend anders machen?

„Nichts. Klar, man hat falsche Entscheidungen getroffen, aber die macht man eben, da ist nichts zu bereuen. Wenn man nichts macht, macht man nichts falsch. Ich habe aus Fehlern gelernt und tue das immer noch. Und falls ich das Gelernte vergesse, dann sagt meine Assistentin: ,Damals hast du gesagt, das willst du nie wieder so machen, denk daran!’“

Haben Sie viele weibliche Kollegen?

„Ja, wir sind im Unternehmen zu über 70 Prozent Frauen, auch in der Führung sind wir gut repräsentiert.“

Wie kommen mehr Frauen in Führung?

„Durch eine Quote – nur gut zu sein bringt einen als Frau nicht weiter. Was wir in Deutschland zudem brauchen, ist ein stärkeres Bewusstsein, dass Männer auch zuhause bleiben können. Ideal wäre, wenn beide Partner arbeiten und sich die Familienarbeit teilen. Es bringt ja nichts, einfach die Rollen zu wechseln und zu sagen: Jetzt ist der Mann derjenige, der zuhause bleibt und beruflich ins Hintertreffen gerät oder seine Karriere aufgibt. Sondern man muss versuchen, das unter einen Hut zu bringen. Da muss sich nicht nur das Paar einig sein, das muss auch gesellschaftlich etabliert werden. Und wir brauchen Role Models als Vorbilder für die nächste Generation – auf beiden Seiten. Frauen, die Karriere machen. Aber auch Männer, die zuhause bleiben.“

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