Myra, 33, arbeitet als Erzieherin und verdient 1.600 Euro netto. Davon muss sie sich und ihre sechsjährige Tochter finanzieren. Wie viel Geld bleibt da übrig?
Ein Leben in finanzieller Ungewissheit
Als Erzieherin gehört man nicht gerade zu den Besserverdienenden. Wenn dazu noch die Verpflegung für eine sechsjährige Tochter kommt, kann es am Ende des Monats knapp werden. Helen Hahne von unserem Partner Zeit Online Arbeit hat mit Myra über finanzielle Herausforderungen und ihre monatlichen Ausgaben gesprochen.
Mein Job
Beruf: Erzieherin in einem Mutter-Kind-Haus. Nebenberuflich arbeite ich als selbstständige Vermögensberater-Assistentin.
Ausbildung: Ich bin gelernte Erzieherin. Außerdem habe ich eine Zusatzausbildung zur Vermögensberater-Assistentin.
Wöchentliche Arbeitszeit: 30 Stunden als Erzieherin im Schichtdienst. Das ist nur möglich, weil meine Familie mich bei der Betreuung meiner sechsjährigen Tochter unterstützt. Sonst könnte ich meinen Beruf gar nicht ausüben. Dazu kommen fünf bis zehn Stunden im Monat, in denen ich als Selbstständige arbeite. Das schwankt aber von Monat zu Monat.
Meine Einnahmen
Bruttoeinkommen: 2.500 Euro verdiene ich als Erzieherin. Mit dem Geld, das ich als Selbstständige verdiene, rechne ich gar nicht. Wenn etwas darüber reinkommt, nutze ich es, um meiner Tochter oder mir etwas zu kaufen, wofür wir sonst kein Geld ausgeben. Oder für eine gemeinsame Reise.Meistens sind es zwischen 40 und 150 Euro.
Nettoeinkommen: 1.600 Euro
Sonstiges: Ich bekomme für meine Tochter Kindergeld, das sind 192 Euro. Da der Vater meiner Tochter keinen Unterhalt zahlt, bekomme ich vom Jugendamt einen Unterhaltsvorschuss von 200 Euro. Außerdem zahlt mein Arbeitgeber ein dreizehntes Gehalt als Weihnachtsgeld. Das nutze ich dann für Weihnachtsgeschenke und Extrakosten.
Meine Ausgaben
Miete: 717 Euro warm. Meine Tochter und ich wohnen in einer kleinen Wohnung.
Kosten für das Kind: Meine Tochter ist im Voltigier-Verein. Die Mitgliedschaft kostet 45 Euro im Monat. Außerdem bekommt sie Klavierunterricht. Ich selbst zahle für den Unterricht 32 Euro im Monat – den Rest zahlt meine Mutter, da es sonst nicht möglich wäre. Dazu kommen 120 Euro Kita-Beitrag, obwohl ich schon eine Bezuschussung erhalte. Und ich zahle jeden Monat 30 Euro auf ein Sparbuch für meine Tochter ein. Macht 227 Euro.
Lebensmittel: Ich gebe etwa 150 Euro für Lebensmittel aus. Dass es so wenig ist, liegt daran, dass meine Tochter im Kindergarten isst und ich auf der Arbeit.
Spritkosten: 150 Euro. Wir fahren jeden Tag rund 20 Kilometer von unserem Wohnort zur Arbeit und zur Kita und wieder zurück.
Handy: 55 Euro für Handy, Internet und Festnetz-Anschluss.
Versicherungen: Ich habe einen Bausparvertrag, der mich 45 Euro kostet, und eine Haftpflichtversicherung für zwölf Euro. Darüber hinaus zahle ich 250 Euro in eine Lebensversicherung ein. Das ist viel Geld, aber für den Fall, dass mir etwas passiert, will ich, dass meine Tochter abgesichert ist.
Private Altersvorsorge: Fünf Euro gehen in meine Riester-Rente.
Kleidung: Ungefähr 150 Euro – für mich und meine Tochter zusammen.
Körperpflege: Rund 30 Euro gebe ich jeden Monat für Shampoo, Klopapier, Zahnbürsten und ähnliche Dinge aus. Außerdem gehe ich zur Kosmetikerin und alle zwei Monate zum Friseur. Für beides zusammen gebe ich monatlich 85 Euro aus.
Freizeit: Ich mache einen Salsa-Kurs. Eine Zehnerkarte dafür kostet 70 Euro. Die reicht für ungefähr zwei Monate.
Netflix: Ich habe ein Abo für zwölf Euro.
WWF: Fünf Euro spende ich an die Umweltorganisation.
So viel bleibt am Ende übrig
Ich bin ein sehr sparsamer Mensch. Und trotzdem reicht das Geld meist nur gerade so aus. Als Alleinerziehende mit meinem Gehalt ist es schwierig, sich etwas leisten zu können. Richtig schwierig wird es, wenn ungeplante Kosten anfallen und meine Waschmaschine kaputtgeht oder das Auto in die Reparatur muss. Ich freue mich immer sehr, wenn Monatsanfang ist – aber wer tut das nicht?
Dieser Text ist zuerst auf ZEIT ONLINE Arbeit erschienen. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können.
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