Eine Frau hinter der Bar, geil! Brüste und Bier, Champagner von der Süßen und Gin Tonic bitte, Baby. Wie ich als Barkeeperin die männlichen Kunden an der Bar wahrnehme.
Mein gesamtes Studium habe ich größtenteils mit Gastrojobs finanziert, als Servicekraft und hauptsächlich als Barkeeperin. Mit den erlebten Geschichten könnte ich mittlerweile Bücher füllen, die im Genre irgendwo zwischen Drama, Krimi und Unterhaltung platziert werden müssten. Als Barkeeperin stehe ich häufig als einzige weibliche Person hinterder Bar. Es ist, wie so oft, ein männlich dominierter Arbeitsplatz. An manchen Tagen habe ich das Gefühl, mein Job besteht darin, als Zielscheibe für Testosteron geladene Kommentare und Handlungen zu fungieren. Von allen möglichen Komplimenten, hin bis zu Beleidigungen, es war bereits alles dabei. Nachdem ich
einem Gast mal keinen Drink mehr geben wollte, weil die Bar geschlossen war, meinte er, dass er ja sowieso niemals mit mir schlafen würde. Mein männlicher Kollege gab ihm dann doch noch einen Drink, anstatt mich zu unterstützen. Eventuell hatten sie danach Sex.
Häufiger wurde mir auch schon erklärt, wie ich einen Drink zu mixen hätte und was alles in einen Moscow Mule käme. Meine Blondheit wird wohl dem Klischee nach mit Blödheit assoziiert. Natürlich kann es sein, dass mein Gegenüber ein begnadeter Hobbybarkeeper ist, dennoch bin ich die professionelle Barkeeperin, was vielen Männern wohl nicht auffällt. Von einer Frau hab ich
noch nie gesagt bekommen, wie ich meinen Job zu machen habe. Der Alkohol an der Bar spielt sicherlich eine Rolle, dennoch zweifle ich daran, ob er völlig neue Personen erschafft. Meine Kollegen dürfen sich zumindest nicht so viel Müll anhören und bekommen auch weniger Nummern und Businesskarten zugesteckt. Sie werden ernst genommen. Ich soll es als Kompliment sehen, wird mir oft gesagt. Das würde ich ja gerne, aber die Komplimente haben nichts mit meiner Arbeit zu tun und im Gegenteil, viele Kunden scheinen meinen Job ja besser zu können als ich.
Einen Drink ausschenken können sicher sehr viele Menschen, jedoch spielt das keine Rolle, denn in diesem Moment ist es einfach nur mein Job und nicht der des Gastes. Es ist auch nicht nur der Drink, der zur Arbeit gehört. Ich höre mir Geschichten an, wieso ein erfolgreicher Geschäftsführer nicht monogam leben kann, seine Frau das aber nicht wissen darf und der Flug nach von New York nach Tokio für einen Opernbesuch sich wirklich gelohnt hat, wieso ein Gast sich mit diesem Champagner nicht einmal die Füße waschen würde und wieso ein anderer die Frauenquote schwachsinnig findet.
Ich liebe meine Arbeit und mir macht es oft Spaß, die Herren in Grund und Boden zu diskutieren. Natürlich sind auch sehr viele nette, respektvolle Kunden dabei. Aber wenn dann Männer hinter die Bar laufen, um selbst mitzumachen, um mich nach Italien einzuladen (wieso man das auch immer nicht über die Bar hinweg kann) oder einfach um mir näher zu sein, dann kann ich nur sagen: Bis zur Bar und nicht weiter.