Die Whistleblowerin Chelsea Manning wurde 2013 wegen Hochverrats zu 35 Jahren Haft verurteilt. Während ihrer Haftzeit setzte sie sich immer wieder für die Rechte Transsexueller ein. Heute ist sie aus dem Gefängnis entlassen worden.
Ein Militärskandal wird aufgedeckt
Daten von circa 800.000 Dokumenten gab Chelsea Manning, die damals noch als Bradley Manning als Soldat im Irak stationiert war, 2008 an die Plattform Wikileaks weiter. Der damals größte Datenleak der US-Geschichte gilt als entscheidender Grund dafür, dass Barack Obama vorzeitig einen Großteil der Truppen aus dem Irak und Afghanistan abzog.
Für die Aufdeckung des vermeintlich größten Militär-Skandal der amerikanischen Geschichte wurde Chelsea Manning 2013 zu 35 Jahren Haft verurteilt. Während sie in ihrer Zeit als US-Militär ihre Transsexualität nicht offen zeigen konnte, erklärte sie 2013 im Gefängnis, dass sie eine Frau ist und forderte eine Geschlechtsangleichung. Dafür trat sie zwischendurch sogar in den Hungerstreik.
Inhumane Haftbedingungen
Ihre Haftzeit ist geprägt von Gewalt: Nach ihrer Verhaftung muss sie für elf Monate in Isolationshaft: Nur ein Bett, keine Decke und keine Kissen. Sie begeht zwei Suizidversuche. Der UN-Folterbeauftragte Juan Mendez nennt ihre Haftbedingungen 2012: „grausam, inhuman und entwürdigend”. Sie selbst übte immer wieder Kritik an den Bedingungen als transsexuelle Frau in einem Militärgefängnis.
Gerade noch rechtzeitig vor Ende seiner Amtszeit begnadigte Barack Obama Chelsea Manning. Vorausgegangen war diesem Schritt eine Petition, die über 150.000 Menschen unterschrieben. Heute ist sie, nach sieben Jahren in Haft, endlich freigekommen. Über ihre Anwälte veröffentlichte sie schon letzte Woche ein Statement:
„Zum ersten Mal kann ich mir für mich selbst als Chelsea eine Zukunft vorstellen. Ich kann mir vorstellen, als mein wahres Ich nicht nur zu überleben, sondern auch wirklich in der Außenwelt zu leben. Freiheit war etwas, von dem ich geträumt habe, mir aber nie erlaubt habe, wirklich vorzustellen. Jetzt ist Freiheit etwas, das ich nach fast sieben Jahren hinter Gittern, zeitweise in totaler Isoliation und unter gesundheitlichen und persönlichen Einschränkungen – wie zum Beispiel den Zwang zu kurzen Haaren – mit meiner Familie und Freunden erleben werde. Ich bin den Menschen, die mich am Leben gehalten haben, für immer dankbar: Präsident Obama, meine Anwälte und all die Unterstützer.”
Dieses Statement lässt nur erahnen, wie viel Leid Chelsea Manning seit ihren Enthüllungen erfahren hat. Ihre Entlassung setzt ein wichtiges Zeichen – und ermöglicht Chelsea Manning hoffentlich tatsächlich das erste Mal, ein Leben als sie selbst. Ihre Hafterfahrungen zeigen, wie wichtig es ist, dass transsexuelle Menschen endlich die Rechte zugestanden bekommen, die jeder Mensch verdient hat – vor und hinter Gittern.
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