Der MANN ist tot. So der Titel einer Reportage in der Welt am Sonntag vom 18. Juni. Der MANN großgeschrieben, will heißen der harte Kerl, der Jäger, der Macher. Das Selbstbild der Männer hat sich radikal verändert. Die Starken sind schon seit längerem die Frauen. Veranschaulicht werden die neuen Rollen unmissverständlich in den populärsten, kultigsten US-Serien, Homeland allen voran.
So der Titel einer Reportage in der Welt am Sonntag vom 18. Juni. Der MANN großgeschrieben, will heißen der harte Kerl, der Jäger, der Macher. Das Selbstbild der Männer hat sich radikal verändert. Die Starken sind schon seit längerem die Frauen. Veranschaulicht werden die neuen Rollen unmissverständlich in den populärsten, kultigsten US-Serien, Homeland allen voran.
Müssen sich Frauen die traditionellen Rollen von „erfolgreichen“ Männern überstülpen, um die letzten Bastionen dieser zu erobern? Müssen die Ladies „tough“ sein, um die letzten männlichen Domänen von Machtsystemen zu durchbrechen? Ob sie es wirklich müssen oder nicht, sie tun es, sagt Die Welt am Sonntag; in den Serien und in der deutschen Wirklichkeit auch, und nennt die Staatssekretärin von Ursula von der Leyen, die wohl mit herausragenden Fähigkeiten echt stark unterwegs ist, um die verkrustete Männerwelt der Streitkräfte zu reformieren. Da müssen die Männer wohl schlucken und gehorchen.
Eine Gesellschaft im Umbruch. Ein Umbruch, der Gutes verheißen kann. Umwälzungen sind streckenweise schmerzhaft, sie bringen jedoch Erneuerung. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, sieht man plötzlich, wie viel Positives entsteht, für beide Geschlechter. Wir stecken in einer Revolution – noch mitten drin -, ja, sind mitten im Prozess und sehen so das Ergebnis nicht. Wir können es nur erahnen und müssen gleichzeitig sicherstellen, dass wir nicht über das Ziel hinausschießen.
Die Emanzipation hat sich zeitweise selbst ein Bein gestellt, aber wäre die Bewegung nicht über das Ziel hinausgeschossen, hätte sie riskiert auf der Strecke zu bleiben. Das Aufrütteln der Gesellschaft hat den Boden für die ganzen Errungenschaften der „Frauenbewegung“ bereitet.
Wir sind noch nicht am Ziel, und es droht ein Scheitern, wenn wir über Männerleichen gehen. Sicher waren Männer in den 1.000 Jahren davor niemals zimperlich in ihrem Umgang mit Frauen. Sie verteidigen jetzt noch ihre letzten Bastionen, wie z.B. in der katholischen Kirche. Wir Frauen sind aber nicht auf Rache aus. Wir wollen gleichberechtigt leben und leben lassen.
In ihrem berühmtesten Werk Das andere Geschlecht (1949) schreibt Simone de Beauvoir „Man kommt nicht als Frau zur Welt. Man wird es.“ Sie vertrat die These, dass wir ohne einen Zweck oder einer wesentlichen Bestimmung geboren werden, und uns eine authentische Existenz erst selbst schaffen müssen, und sie forderte uns auf zwischen dem biologischen und dem gesellschaftlichen Konstrukt der Weiblichkeit zu unterscheiden.
Frauen sind ihrer Forderung in vielen Bereichen gefolgt und haben vieles erreicht. Wir haben soziale Konstrukte zum Teil verändern können. Wir müssen wachsam aber auch behutsam auf weiterhin bestehende Diskrepanzen reagieren. Wir wollen eine uns eigene Existenz aufbauen, tun aber wahrscheinlich gut daran den Männer ihre Männlichkeit nicht zu nehmen. Denn das ist eine Frage der Würde.
Unsere Rollen in der Gesellschaft dürfen komplementär sein, wir dürfen uns ergänzen, uns gegenseitig akzeptieren, respektieren und wertschätzen.
Julia Kalmund, Juli 2017
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