Foto: Gianluca Di Ioia - Triennale di Milano

Frauen in die front row: Warum die Design Triennale in Mailand Designerinnen eine ganze Ausstellung widmet

Italienisches Design war lange genug Männersache. Das sehen auch die Macher der aktuellen Design Triennale in Mailand so und widmen den weiblichen Koryphäen ihrer Zunft eine eigene Ausstellung.

 

Die vergessenen Designheldinnen

Seit Anfang April läuft in Mailand, nach 20-jähriger Pause, eine besondere Design Triennale: Eine ganze Ausstellung widmet die Schau den weiblichen Designerinnen Italiens, die bis dahin ein frustrierendes Dasein im Schatten ihrer männlichen Kollegen führen mussten. Im 20. Jahrhundert wurde das italienische Design für ihre männlichen Protagonisten gefeiert, während die Designerinnen vor allem von Kunsthistorikern und -Theoretikern nahezu völlig ignoriert wurden, obwohl sie wichtige Beiträge zu der Erfolgsgeschichte des, in der ganzen Welt beliebten, italienischen Stils leisteten.

Die Ignoranz gegenüber weiblichen Designerinnen lag viel mehr in einem strukturellen Problem begraben: Das Design des 20. Jahrhunderts in Italien – und fast überall sonst auf der Welt – war schlicht patriarchalisch.

Auf der Website der Design Triennale wird dieses Todschweigen der Designerinnen als ein verbrecherisches Entfernen der weiblichen Akteure im Design des 20. Jahrhundert beschrieben. Dagegen wollen die Macher der aktuellen Triennale ein Zeichen setzen. Die Ausstellung im Triennale Design Museum, die noch bis zum 19. Februar 2017 läuft, rückt den Einfluss der Designerinnen nun endlich in den Fokus, den sie verdient haben.

Weibliches Design als Zukunftsversprechen

Die Kuratorin Silvana Annicchiarico und die Ausstellungsgestalterin Margherita Palli zeigen wie kreativ, gewagt, spannend, herausfordernd und ästhetisch weibliches Design ist – und einmal mehr, dass gelungene Kunst keine Frage des Geschlechts ist.

Außerdem wird den Designerinnen in der Ausstellung eine eine entscheidende Rolle für die Zukunft des italienischen Stils prognostiziert: Weibliches Design ist weniger selbstherrlich, weniger autoritär, spontaner und dynamischer, sind sich die Macher der Triennalle einig. Silvana Annicchiarico beschreibt die Intension der Ausstellung wie folgt: 

“Women in Italian design have been and are, quantitatively and qualitatively, a significant presence that has been hidden, removed and marginalized. W. Women in Italian Design seeks to rectify this. Not a compensation, but rather a restored balance. Resetting the scene to enter the new territory of gender with a clear and transparent history behind it.”

Weibliches Design bringt die Attribute mit, die in Zukunft benötigt werden, um den Ansprüchen einer sich ständig wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden. Heutige Gestaltungskonzepte müssen die enormen Veränderungen unserer Gesellschaft aufgreifen, verinnerlichen und weiterentwickeln. Wie ist das möglich? Die aktuelle Triennalle sucht Antworten auf diese Frage, um ihr Zukunftskonzept “design after design” erfolgreich zu machen. Und das, so die Botschaft der Ausstellung im Triennale Design Museum, geht nur, wenn weibliche Designerinnen die Möglichkeit bekommen die neue kreative Kraft im Designkosmos zu werden.

Die Design Triennale zeigt einmal mehr: Die Zeiten in denen man weibliche Errungenschaften ignorieren konnte, sind glücklicherweise vorbei. Das ist nun auch im italienischen Design angekommen. Will man den Status Quo des italienischen Designs verstehen, darf man die weiblichen Akteure des 20. Jahrhunderts nicht länger ignorieren. Und soll dem italienischen Design auch zukünftig eine wichtige und innovative Rolle zukommen, müssen Designerinnen Teil des Prozesses werden. Denn eine gleichberechtigte Welt, muss auch visuell gleichberechtigt gestaltet werden.

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