Allein sein ist etwas wunderbares. Aber wieso wird man häufig als Eigenbrötler abgestempelt, wenn man gern Zeit mit sich selbst verbringt? Wieso fürchten sich so viele vor dem allein sein?
Es gibt Zeit, die braucht man für sich. Nur für sich allein. Um einfach mal durchzuatmen, zur Ruhe zu kommen. Manche Wochenenden nutze ich genau dafür. Ich war vergangenen Freitag Abend mit einem Freund im Kino – und seitdem ich in dieser Nacht gegen 23:55 Uhr durch die Wohnungstür kam, habe ich dieselbe bis zum Montag Morgen nicht mehr verlassen. Früher hätte ich das verurteilt, mich als komisch und sonderbar bezeichnet. Heute weiß ich, dass ich das ab und zu einfach brauche. Diese Zeit für mich. Dieses Alleinsein – und das ist nichts schlechtes! Früher hätte ich das nicht gesagt. Heute weiß ich es besser. Eigentlich gibt es nichts Schöneres, als mit sich selbst allein zu sein. Wenn man es kann.
Manchmal bekomme ich das Gefühl, dass viele dieses mit sich selbst allein sein nicht beherrschen. Manche scheinen so, als könnten sie das nicht aushalten. Dieses Date mit sich selbst. Wenn man allein ist, ja: Dann muss man sich auch mit sich selbst beschäftigen. Mit den eigenen Gedanken, mit alldem, was dann in diesen Momenten der Ruhe und der vermeitlichen Einsamkeit so auf einen einprasselt. Vom eigenen Kopf ausgehend. Und aus Erfahrung sage ich: Da kommt viel. Vieles, über das man vielleicht sogar jahrelang nicht nachgedacht hat. Weil man nie allein war. Oder sich die Zeit dazu nicht genommen.
Warum aber ist das Ganze so verpönt? Dieses Alleinsein? Warum wird man schief angesehen, wenn man sagt, dass man gern allein ist? Der allgemeine Konsens: Menschen, die allein sind, haben offensichtlich niemanden an ihrer Seite. Und müssen somit zwangsläufig irgendeine ausgeprägte Kante haben. Wenn dies nicht der Fall wäre, wäre ja jemand da. Aber wisst ihr was? Kanten machen einen Menschen ja nicht weniger liebenswürdig. Oder umgänglich. Oder gesellig. Ich möchte diese These also weder bestätigen noch verneinen.
Für mich sind Menschen, die mit sich selbst gut klar kommen, die mit sich selbst Zeit verbringen können, keine besseren Menschen als die, die es nicht können. Aber was gibt es Besseres als ein Date mit sich selbst? Wenn man sich mit sich selbst gut versteht und die Zeit seines Lebens haben kann? Ganz allein? Ist es nicht eine tolle Fähigkeit, vor allem mit der Person gut klar zu kommen, mit der man sein ganzes Leben verbringt? Und die auch andere schätzen? Wenn man das nicht einmal selbst tut: Warum sollten es andere tun?
Date dich selbst! Und lern dich kennen. Verbring Zeit mit dir! Du bist dein eigener Wegbegleiter auf diesem wunderbaren, großen Abenteuer mit dem Namen Leben.
Dieses Alleinsein – das ist nichts schlechtes. Früher hätte ich das nicht gesagt. Heute weiß ich es besser.
Dieser Text wurde im August 2017 bereits auf meinem Blog veröffentlicht. (Link zum Artikel)