Foto: morguefile.com

Warum Frauen, die in Führungspositionen streben, nach wie vor ein Akzeptanzproblem haben

Das „Kopf-Problem”: Frauen brauchen die richtige Einstellung um Karriere zu machen. Es gibt Hindernisse, aber diese können ausgeräumt werden.

 

Barrieren auf dem Weg ins Top-Management

Das kann man sich heute eigentlich gar nicht mehr vorstellen: Bis Mitte der 70er Jahre brauchten Frauen in Deutschland noch die Zustimmung ihres Ehemanns, um überhaupt berufstätig sein zu können. Was heute wie tiefstes Mittelalter und nach einem fundamentalen Eingriff in die Menschrechte erscheint, war vor gerade einmal 40 Jahren noch Realität.

Frauen und Karriere – das geht heute besser zusammen. Sogar das Top-Management steht ihnen – zumindest prinzipiell – offen. Eine Frau, die sich auf diesen Weg begibt, muss allerdings nach wie vor zahlreiche Barrieren überwinden:

Allen voran stehen die gerade in Deutschland noch immer existierenden strukturellen Hindernisse – seien es fehlende Kitas oder Ganztagsschulen, um nur die offensichtlichen Beispiele zu nennen –, die es Frauen heute schwermachen, Kinder und Karriere miteinander zu vereinbaren. Auch haben wir noch immer ein echtes „Kopf-Problem“, denn aufgrund herrschender Verhaltens- und Denkmuster haben Frauen, die – mit all den damit verbundenen Konsequenzen für das Familienleben – in Führungspositionen streben, nach wie vor ein echtes Akzeptanzproblem.

Und schließlich muss im Top-Management wohl auch der ein oder andere männliche Kollege erst noch überzeugt werden, dass Frauen in Führungspositionen mehr sind als nur leidige Konkurrentinnen, deren Aufstieg die Gefahr von Macht- und Kontrollverlust bedeutet. So richtig bewusst ist es vielen Männer eben noch nicht, welche zahlreichen Vorteile ein höherer Frauenanteil in Spitzenpositionen und mehr Diversität an sich für Unternehmen mit sich bringen können.

All diesen Hindernissen müssen und können Frauen aktiv begegnen, wenn sie eine Management-Karriere im Unternehmen anstreben.

Auf die richtige Strategie kommt es an

Bei vielen Frauen auf dem Weg in die Spitze ist zu beobachten, wie sie versuchen, maskuline Verhaltensweisen zu imitieren – in der irrigen Annahme, das sei nötig, um erfolgreich zu sein. Das jedoch ist keine kluge Strategie, zumal sie in den seltensten Fällen wirklich zum Ziel führt. Viel wichtiger ist es, immer authentisch zu bleiben und die persönlichen Eigenschaften einzubringen und clever für sich zu nutzen.

Sich selbst und die Kompetenz von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand zu stellen und realistisch zu beurteilen, ist sicher nie verkehrt. Frauen haben aber häufig völlig unangebrachte Selbstzweifel, die ihnen schlicht im Weg stehen. Bin ich dem Job überhaupt gewachsen? Kann ich die Erwartungen auch wirklich zu 100 Prozent erfüllen? Solche Fragen sind es, die Frauen allzu oft umtreiben. Viele von ihnen meinen sogar, sie müssten immer doppelt so gut sein wie ein Mann auf der gleichen Position, um im Job bestehen zu können. Das ist natürlich Unsinn! Man muss gut sein, das versteht sich, aber doppelt so gut? Das wird nie funktionieren. Diese Anforderung ist von vornherein so konstruiert, dass sie der Frau immer zum Nachteil gereichen wird. Es verhält sich dann so wie bei dem Esel, dem man die berühmte Karotte vor’s Maul hängt: Er kann noch so schnell laufen, er wird nie an sein Futter kommen. Damit ist das Scheitern vorprogrammiert.

Selbstzweifel und zu hohe Erwartungen

Den meisten Männern mit Führungsaufgaben sind solche Gedanken und Selbstzweifel wohl eher fremd. Umso wichtiger ist es für Frauen, diese Selbstzweifel und oft zu hohen Erwartungen an sich selbst beiseitezuschieben und das Selbstbewusstsein zu entwickeln, das nötig ist, um sich in einer noch immer von Männern dominierten Umgebung durchzusetzen.

Unabhängig von Klischees und auch der Frage, warum es sich so verhält – Fakt ist, dass Frauen in der Regel anders kommunizieren und auch anders führen. Weibliche Führungskräfte ziehen den kooperativen Führungsstil dem autokratischen häufig vor. Sie halten ihre Teams zusammen, beziehen ihre Mitarbeiter besser mit ein und setzen darauf, ihre Teams zu eigenen Entscheidungen zu befähigen. Auch Intuition, Empathie und das Vermögen, sich in die Befindlichkeiten der eigenen Mitarbeiter einzufühlen, ist Frauen eher eigen als ihren männlichen Kollegen. Diese Unterschiede und speziellen Fähigkeiten können Frauen auf dem Weg nach oben zu ihrem Vorteil nutzen. In diesem Zusammenhang hört man im Übrigen immer wieder, Unternehmen mit Frauen im Management seien generell erfolgreicher, was man dann beispielsweise an besseren Umsatzahlen festmacht. Gut möglich, dass es so ist. Aber liegt es nun daran, dass Frauen grundsätzlich besser führen als Männer? Wohl kaum. Tatsächlich ist der Grund ein ganz anderer: Es ist die Diversität als solche, die zählt. Dass es in einem modernen Unternehmen eben nicht nur den einen – männlich geprägten – Führungsstil gibt, sondern auch noch andere Herangehensweisen. Die Diversität, der „Stil-Mix”, bringt den Vorteil.

Wie können Frauen vor diesem Hintergrund nun aber ihre Karriere konkret voranbringen? Grundsätzlich gilt: Geht nicht gibt’s nicht!

Karriere heißt immer auch Willensstärke und Durchsetzungsvermögen. Und das gilt natürlich auch für Frauen. Entscheidend ist, den eingeschlagenen Weg auch über Widerstände hinweg konsequent zu verfolgen. Da muss man eben auch durchhalten können und wollen.

Konsequent zu sein darf jedoch nicht bedeuten, zu lange in einer Situation zu verharren, die kein Weiterkommen verspricht. Kommt man in einem Unternehmen also partout nicht voran und stößt an die oft zitierte „gläserne Decke”, darf man sich nicht davor scheuen, in ein anderes Unternehmen zu wechseln, das bessere Aufstiegschancen bietet und die eigenen Fähigkeiten besser zu würdigen weiß.

Frauen, die Karriere machen wollen, sollten auch auf ein paar Tools zurückgreifen, die sich bei Männern gut bewährt haben. Das eine oder andere kann man ihnen ja durchaus mal abschauen.

Keine Karriere ohne Networking

Das wohl mit Abstand wichtigste Instrument ist konsequentes Networking! Eine Karriere ohne Netzwerke ist auch und gerade für Frauen nicht möglich. Im Beruf sind Männer oft die besseren Netzwerker; Frauen müssen das häufig noch lernen.

Auch Mentoren sind auf dem Weg nach oben unerlässlich. Es ist schlicht unrealistisch, sich ohne einen guten Mentor auf den Karriereweg zu begeben. Und noch besser ist, man hat gleich zwei davon: Einen (männlichen) Mentor, der hilft, den Weg zu ebnen, der einen unterstützt, auf eine Position zu kommen, und der hilft, spezifische Hindernisse zu beseitigen. Und dann noch ein weiterer (vielleicht weiblicher) Mentor, der dabei hilft, sich auf einer erreichten Position richtig zu verhalten und typische Fehler zu vermeiden.

Wichtig: Eine klare Zielsetzung

Alle diese Strategien und Instrumente – Netzwerke, Mentoren, Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein entwickeln – müssen natürlich eingebettet sein in eine klare Zielsetzung. Es empfiehlt sich dabei, einen Masterplan aufzustellen und sich klare Etappenziele zu setzen, und all dies mit ganz konkreten Zeitvorgaben zu verbinden, um jederzeit sehen können, wo man steht und ob die Hindernisse, die einem begegnen, das Fortkommen zu sehr behindern.

Schließlich darf man nicht vergessen, dass auf dem Weg nach oben immer auch das reine Glück eine große Rolle spielt. Man muss in den entscheidenden Momenten einer Karriere auf Leute treffen, die ein Potenzial erkennen und die das auch als Chance für das jeweilige Unternehmen verstehen. Aber dieses Glück brauchen natürlich nicht nur Frauen …

Solange aber Frauen unterm Strich mehr auf Glück angewiesen sind als Männer, solange stimmt etwas nicht. Und daran müssen wir aktiv arbeiten. Nur immer darauf zu hoffen, dass sich etwas ändert – das ist sicher keine gute Strategie.

 

Mehr auf EDITION F

Konzerne scheitern an eigener Frauenquote. Weiterlesen

Heike Baur-Wagner: „Es gibt keinen Grund, warum Frauen anders Karriere machen sollten als Männer“. Weiterlesen

Wie veraltete Rollenbilder Frauen schaden, und was wir dagegentun können. Weiterlesen

Fünf Mythen über Frauen und Karriere. Weiterlesen

Robert: „Schluss mit Mad-Men-Rhetorik.” Weiterlesen

 

Anzeige