Wir halten unzählige Bälle in der Luft, sind immer unterwegs, immer in Eile. Immer dabei: der geliebte Kaffee. Alexandra hat mitgezählt, wie viele Pappbecher ihren Koffeingenuss ermöglichen – und ihr ist dabei ein wenig schwindelig geworden.
Der Kaffee als Lebensgefühl
Jeden Morgen das gleiche Ritual: Ich hole mir Kaffee. Für den Weg zur Arbeit. Auf dem Weg zum Meeting. Zur Kita. Zum Jobcenter. Stelle mich in die Schlange an der Kaffee-Bar, am Kiosk, beim Bäcker. Denn ohne Kaffee bin ich unausstehlich. Kaffeeholic. Kaffeejunkie. Kaffeemaniac. All das sind Komplimente für mich. Ich nehme ihn mit Latte, mit Flavour, schwarz, stark oder verlängert. Ich nehme ihn mit. Denn ich habe es eilig. Und jeder soll sehen was ich habe, ich habe Stil. Urbanen Stil. Ich trage meinen Pappbecher wie einen Pokal. Als Accessoire, als Ausdruck eines Lebensgefühls. Ich bin unabhängig, ich bin selbstbestimmt, ich bin sowas von New York.
In meiner Lieblingsserie bringt der Assistent des Ermittlers Kaffee für sein Team auf einem Pappträger. Der ist koffeinfrei, der mit Sojamilch und diese beiden hier sind triple black. Die Folge wurde in Köln-Bocklemünd gedreht. Vorbei die Zeiten, in denen ich vor Automatenkaffee die Nase rümpfte. Der Billigbäcker hat jetzt einen WMF-Vollautomaten, da kannste nichts zu sagen, der schmeckt richtig gut und der Becher sieht gar nicht mehr so billig aus.
Rein in den Pappbecher!
Mittags beim Kaffeeröster erklärt mir der Barista die geheime Welt von richtig gutem Kaffee. Der Mahlgrad! Die Temperatur! Der Siebträger! Und dann aber rein damit in den Pappbecher, den Bio-Fairtrade sortenreinen Waldkaffee für drei Euro fünfzig. Auf den Becher haben sie geometrische Symbole gestempelt, DIY is the new black und es passt hervorragend zu meinem Armband. Später, auf dem Spielplatz, trinkt das Kind Apfelschorle aus der Star-Wars-Trinkflasche, extra angemischt und mitgebracht, ohne Industriezucker. Das Espressomobil klingelt hinter dem Sandkasten. Ach was soll‘s, ich nehm noch einen.
In Deutschland werden jedes Jahr 6,4 Milliarden Einwegbecher weggeworfen. Sechs komma vier Milliarden. Jedes Jahr.
Jetzt mal ehrlich, das ist doch scheiße.
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