Foto: Redaktion | Fast perfekt - Erik Kessels

Erik Kessels: „Jeder sollte mit seinen Fehlern auf ein romantisches Wochenende gehen”

Er hat ein Buch geschrieben, das falsch herum aufgeht und voll mit Fotografien von Fehlern ist. Was Erik Kessels uns damit sagen will und was für ihn Mut ist, hat er uns im Interview verraten.

 

Fehler sind nur schlecht? Ganz und gar nicht!

Uns geht es doch allen so. Scheitern und Fehler machen ist nicht gerade das, was wir am liebsten machen und doch passiert es uns immer wieder. Überall lauern Tipps, wie wir möglichst perfekt und immer besser in dem werden, was wir tun. Im schlimmsten Fall löst das eine noch größere Angst aus, Fehler zu machen. Erik Kessels, Gründer und Kreativdirektor einer Werbeagentur, findet Fehler zu machen nicht schlimm – im Gegenteil: Sie seien gut für uns, weil wir daraus etwas sehr gutes machen könnten. Wie das geht, hat er uns im Interview verraten. 

Was ist Mut für dich?

„Mut ist, etwas Neues auszuprobieren, das man noch nie vorher gemacht hat und bei dem man keine Angst hat zu scheitern. Wenn man etwas durchzieht obwohl einem andere Leute sagen, dass man ein Idiot ist und man selbst weiß, dass die Chance, dass man eventuell einen großen Fehler begeht, sehr hoch ist. Es ist eigentlich schön, sich unwohl im Ideenfindungsprozess zu fühlen.”

Gibt es einen perfekten Weg mit seinen Fehlern umzugehen?

„Man muss sie studieren und ganz genau kennenlernen. Es könnte immer etwas dabei sein, das man nutzen kann. Etwas, das vielleicht viel interessanter und origineller ist, als das was man eigentlich erreichen wollte, als man das Projekt startete. Wenn es wirklich nur Scheiße ist, dann lach darüber und fang was Neues an.”

Was war der größte Fehler, den du je gemacht hast?

„Im Allgemeinen wohl, dass ich zu neuen Projekten und Gelegenheiten zu oft
,ja‘ gesagt habe. Selbst dann, wenn mein Instinkt ,nein‘ gesagt hat, hat die
rationale Seite in mir trotzdem ,ja‘ gesagt. Das war gar nicht gut und oft habe ich es dann bereut, wenn es dann aber zu spät war.”

Was hast du daraus gelernt?

„Es ist wichtig, seinem Gefühl zu vertrauen, wenn es um Ideen und Entscheidungen geht.”

In deinem Buch schreibst du, dass jeder mit seinen Fehlern auf ein romantisches Wochenende gehen sollte. Wie könnte das aussehen?

„Das wäre dann ein Wochenende voller Chaos; das Auto bleibt liegen, das Hotelbett wäre beim Ankommen pitschnass, beim Verlassen des Hotelzimmers würde der Türgriff abbrechen, draußen rennt man dann in Leute, die man nicht leiden kann und zurück im Hotel merkt man dann, dass man die Schlüssel verloren hat. Dann hilft einem der Hotelmanager ins Zimmer und das ist dann auf einmal auf mysteriöse Weise total verwüstet. Es ist ein Wochenende, das du nie wieder vergessen wirst und wenn du dann wieder zu Hause bist, kannst du es kaum erwarten, wieder ein gemeinsames Wochenende mit deinen Fehlern zu verbringen. Das ist wahre Romantik.”

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