Simone Veil (13. Juli 1927 – 30. Juni 2017, Frankreich)
Zeus verliebte sich unsterblich in Europa. Europa, die Tochter des phönizischen Königs Agenor, und um nicht von seiner Frau Hera erwischt zu werden, verwandelte er sich in einen Stier.
Europa in den Sagen ist die Geliebte und die Verhasste. Für Zeus die Schöne, für Hera das Böse. Für uns ist Europa der Kontinent, der auch geliebt, mal missverstanden, mal schön, mal hässlich erscheint. Er ist unsere Heimat. Wir Europäer gehören zusammen.
Europa lebt mitunter von starken Frauen. Eine ihrer Vertreterinnen – Simone Veil – starb am 30. Juni in Paris. Nach Auschwitz deportiert überlebt sie den Holocaust. Veil wird Juristin und mit knapp 50 Jahren Gesundheitsministerin im Kabinett von Jacques Chirac. Die zweite Frau, die in Frankreich einen Ministerposten bekam.
Sie kämpfte für die Legalisierung von Verhütungsmitteln und wurde in Frankreich Vorreiterin im Kampf für den Schwangerschaftsabbruch. Das Gesetz, das im Januar 1975 vom Parlament angenommen wurde, heißt Loi Veil (Veil-Gesetz). Sie kämpfte für die Rechte von Roma und Sinti, und wurde europaweit mit Preisen, Anerkennungen und Auszeichnungen überhäuft. Sie war Präsidentin des Europäischen Parlaments in 1979, und damit die erste Frau, die dieses Amt inne hatte.
Eine Europäerin der ersten Stunde. Eine starke Frau, die sich nicht scheute zur damaligen Zeit Tabu-Themen aufzugreifen, die sich für Minderheiten einsetzte. Sie nannte sich selbst „Die Hassfigur der Reaktionäre“. Sie wurde zum Vorbild für viele Frauen, die ihr in die Politik folgten. Sie scheute sich nicht anzuecken und für Ihre Überzeugungen einzustehen.
Die Philosophin Simone Weil, die den Krieg nicht überlebt hat, sagte:
„Man muss das Mögliche vollbringen, um das Unmögliche zu berühren.“
Die Herausforderungen, denen wir gerade gegenüber stehen, sind andere, als zu Zeiten als Simone Veil noch aktiv in der Politik tätig war. Die Anforderungen an die starken Frauen in Europa bleiben jedoch gleich. Sie müssen Vorreiter und Vorbilder sein; sie müssen dazu beitragen, dass wir Europäer stolz nicht nur auf unsere nationale, sondern auch auf unsere europäische Identität sein können.
Um die Philosophin Simone Weil nochmal zu zitieren:
„Ich kann, also bin ich.“
Julia Kalmund, Juli 2017
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