Wie war ich, darf ich nebenbei andere Projekte machen? Wir haben 7 Fragen zusammen gestellt, die ihr beim ersten Vorstellungsgespräch lieber nicht fragt.
Das Wichtigste zum Schluss
Puh, also eigentlich ist man nur froh, dass die Sache endlich vorbei ist, jetzt will man schnell weg, um jemanden anzurufen und haarklein zu erzählen, wie es gelaufen ist, und man will schnell Kohlenhydrate zu sich nehmen, um die Unterzuckerung zu bekämpfen, die sich vor lauter Aufregung eingestellt hat. Aber einer der wichtigsten Teile eines Vorstellungsgesprächs steht erst an, wenn der potenzielle neue Arbeitsgeber schon fertig ist – nämlich, wenn der den Stab an den Bewerber weiterreicht: „Haben Sie denn noch Fragen an uns?“, ist in der Regel am Ende des Gesprächs das freundliche Signal, dass – huch! –– man selbst jetzt Fragen muss, äh kann. Ganz falsche Antwort: „Och nö, ich glaub nicht, alles supi soweit!“
Denn das sollte sich sogar bis zu Berufseinsteigern und Bewerbern um ein Praktikum rumgesprochen haben: Mit eigenen Fragen beweist man, dass man Interesse hat an der Firma, dass man wirklich wissen will, ob das Unternehmen zu einem passt. Wer gar nichts fragt, kommt außerdem womöglich rüber wie jemand, der so verzweifelt ist, dass er jeden Job nehmen würde, egal wie die Details aussehen.
Keine Fragen zu stellen ist also schon mal sehr schlecht. Genau so schlecht wäre es allerdings, die falschen Fragen zu stellen, und das ist schnell passiert – zum Beispiel wäre es vielleicht schön, nicht als allererstes nach dem Gehalt und nach der nächsten Beförderungsmöglichkeit zu fragen, um nicht wie ein geldgieriger Aufsteiger zu wirken, der die ausgeschriebene Popelstelle möglichst schnell wieder verlassen will. Und manches, was vom Kandidaten gut gemeint ist, kommt beim Gegenüber überhaupt nicht gut an. Deshalb hier unsere kleine Übersicht der Fragen, die man am Ende eines Jobinterviews auf keinen Fall stellen sollte – und warum das so ist.
1. „Und wie sieht´s mit Urlaub aus?“
Unter uns: Sehr wichtiges Thema. Aber eines, das im Interview nichts verloren hat, solche Details lassen sich immer noch klären, sobald ein konkretes Angebot vorliegt. Schließlich will man doch während des Gesprächs vor dem Personaler so rüberkommen, als könne man es kaum erwarten, sich voller Herzblut in eine neue Aufgabe zu stürzen, da passt es nicht so gut, wenn man das Gefühl vermittelt, man plane im Geiste schon die nächsten Fernreisen für die aktuelle Feriensaison.
2. „Warum wird die Stelle eigentlich neu besetzt?”
Prinzipiell eine völlig legitime Frage – allerdings eine, mit der man aus Versehen in ein Fettnäpfchen treten kann: Wer weiß schon, was für womöglich unschöne Vorkommnisse dazu geführt haben, dass man nun hier sitzt? Um so was zu vermeiden, einfach abwarten – falls man die Stelle kriegt, wird man dank Flurfunk und tratschender Kollegen sowieso bald wissen, was da gelaufen ist, falls überhaupt etwas Spektakuläres gelaufen ist und der Vorgänger öderweise nicht einfach in Rente gegangen oder befördert worden ist.
3. „Wie fanden Sie denn neulich den abenteuerlichen Artikel im ,Handelsblatt’ – nicht gerade die feine Art, oder?“
Klar, man könnte es auch so sehen, dass es doch gut ist, sich als kritischer Geist zu inszenieren, der kein Problem damit hat, auch die weniger schönen Themen aufs Tapet zu bringen. Allerdings kann der Schuss nach hinten losgehen und der Gesprächspartner könnte es dem Kandidaten übelnehmen, wenn er durch kritische Fragen in eine unkomfortable Lage gebracht wird. Das Risiko kann man eingehen, muss man aber nicht.
4. „Und wo haben Sie sonst noch Filialen?”
Warum nicht gleich: Und sind Sie eigentlich eine Aktiengesellschaft oder eine GmbH? Niemals Fragen stellen, auch nicht als Verlegenheitsfragen, die durch eine einfache Google-Recherche innerhalb von Sekunden zu beantworten wären. Das wirkt ignorant, hilflos und desinteressiert, im schlimmsten Fall denkt das Gegenüber, man sei schwer von Begriff. Und unbedingt vor dem Gespräch nochmal die Jobbeschreibung in der Stellenanzeige lesen, um nicht nach etwas zu fragen, was da bereits steht.
5. „Wie sieht´s aus mit Surfen während der Arbeit?”
Klar ist es interessant, ob das Checken von privaten Emails während der Arbeit erlaubt ist und man das ein oder andere Ebay-Schnäppchen vielleicht auch während der Arbeitszeiten klarmachen kann, oder ob die Firma eher chinesische Zensur-Standards hat und Facebook und Twitter für die Mitarbeiter sperrt – wer das allerdings während des Vorstellungsgesprächs herausfinden will, outet sich selbst damit als jemand, der womöglich lieber an seinem Social-Media-Profil als an aktuellen Projekten seiner Abteilung arbeitet.
6. „Wär’s möglich, nebenher noch andere Projekte zu machen?“
Du verkaufst Makramee-Eulen in deinem kleinen, erfolgreichen Dawanda-Shop und es täte dir sehr, sehr weh, das wegen des neuen Jobs aufgeben zu müssen? Dann tu´s nicht, aber schau selber, wo du die Zeit hernimmst und bring’ nicht den Personaler auf den Gedanken, du würdest dich zwischen zu vielen verschiedenen Aufgaben aufreiben und wärst nicht hundert Prozent auf die neue Aufgabe fokussiert. Wenn es ernsthaft um Projekte für andere Auftraggeber/Firmen geht, sollte dafür selbstverständlich die Erlaubnis des neuen Arbeitgebers eingeholt werden. Das kann aber auch passieren, wenn man die Stelle tatsächlich angeboten bekommen hat. Man sollte aber nicht dann erst damit rausrücken, dass man vorhat, wegen der anderen Projekte nur 25 Wochenstunden zu arbeiten.
7. „Und, wie war ich?“
Klar, interessiert brennend, am liebsten wäre es einem, der Gesprächspartner würde sich kurzzeitig in Dieter Bohlen bei DSDS verwandeln und mit seiner Meinung eher nicht hinter dem Berg halten – dann wüsste man gleich, woran man ist. Die Frage kommt aber eher etwas verzweifelt rüber. Lieber etwas verklausuliert formulieren, dass man wirklich scharf auf den Job ist: „Wie geht es denn jetzt für mich weiter?“, oder „Gibt es noch etwas, das Sie von mir brauchen, um Sie von mir zu überzeugen?“
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