Foto: Lisa Dietermann

Mirna Funk: „Die alten weißen Männer bäumen sich noch mal auf“

Die Zukunft kann nur weiblich sein, weil es das Jetzt schon ist, sagt die Journalistin und Autorin Mirna Funk. Wir haben mit ihr über Wagemut, Inspiration und ihre ganz persönliche Super-Power gesprochen.

 

„Um meine Ziele zu erreichen, gehe ich übers Wasser und durchbreche jede Wand“

Die Journalistin und Autorin Mirna Funk lebt mit Mann und Kind ein spannendes Leben in Berlin sowie Israel und hat mit uns in der Vergangenheit nicht nur bereits über ihren Roman „Winternähe“, sondern auch über die Vereinbarkeitsmodelle für Familie und Beruf gesprochen. Ihr Markenzeichen sind deutliche, gerne auch polemische Worte, die sie nicht nur für sich selbst, sondern auch dafür einsetzt, Menschen in ihrem Umfeld Mut zu machen, für sich und die eigenen Ziele einzustehen.

Warum sie unsere Female Future Force Academy unterstützt, hat sie auch fix erklärt – sie sagt: Zukunft kann nur weiblich gedacht werden, denn die Ära der alten weißen Männer steht kurz vor dem Aus. Was sie täglich antreibt und wo wir alle noch anpacken müssen, wenn wir die Zukunft zum Guten verändern wollen, das hat sie uns im Interview erzählt.

Wann hast du zuletzt einen anderen Menschen dazu bewegt, mutig zu sein?

„Ich versuche das ehrlich gesagt täglich in meinem Umfeld. Ob es ein Rat ist, den ich einer Freundin gebe oder ein Zuspruch für eine Mitarbeiterin. Das können kleine Dinge sein, wie: ‚Trau dich ruhig, offen zu sprechen!’ ‚Sei energischer!’ ‚Du kannst da mehr Geld fordern!’ Seit ich eine kleine Tochter habe, sind die Aufrufe, mutig zu sein, nur noch mehr geworden. Dafür klettert sie wirklich wie eine Weltmeisterin auf jeden Stuhl, jeden Tisch und jedes Klettergerüst.“

Welche Erkenntnis hat dich im Leben entscheidend weitergebracht?

„Man muss sehr hart arbeiten, um zu erreichen, was man möchte. Damit meine ich aber nicht protestantisches Arbeiten. Sondern eine Form der Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema. Es ist die bedingungslose Hingabe an das, was einem am wichtigsten ist.“

Hast du dich schon einmal komplett neu erfunden?

„Ja! Immer wieder sogar. Alle paar Jahre. Seit ich älter werde, wird es weniger. Oder sagen wir mal so, es ist nicht mehr so radikal und spektakulär. Aber trotzdem ist es geblieben. Es ist toll. Es ist wichtig. Jeder sollte sich immer wieder neu erfinden. Dazu gehört aber auch Altes abzuwerfen. Das können auch Freunde und Bekannte sein, die man hinter sich lassen sollte.“

Was ist deine Super-Power?

Ambition. Meine Partner haben immer die besten Spitzamen für diese Eigenschaft gefunden: Pit Bull oder Mirna Mussolini. Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann bringt mich nichts und niemand davon ab, es zu erreichen. Ich laufe über Wasser, durchbreche Wände. Den Weg zu meinem Ziel sehe ich als Spiel. Wie Schach oder Super Mario. Über Hürden muss ich springen und die Schritte meines Gegners voraussehen. Das heißt, es ist nicht nur der Wille ans Ziel zu gelangen, es ist auch der Spaß daran, dorthin zu kommen.“

Warum gehen die Themen Weiblichkeit und Zukunft für dich Hand in Hand?

„Weil das Jetzt schon weiblich ist. Soziale Netzwerke sind weiblich. Das Internet ist weiblich. Digitalisierung ist weiblich. Deswegen bäumen sich ja auch die alten weißen Männer gerade noch mal auf. Wie ein Tier kurz vorm Tod. Sie spüren sehr wohl, dass die Zeit für sie gekommen ist.“

Was ist entscheidend dafür, dass Netzwerke gut funktionieren und etwas bewegen können?

„Das man lernt in diesen Netzwerken zu kommunizieren. Narzissmus-frei zu kommunizieren. Im Moment dienen Netzwerke dem Ego. Es ist ein ständiges Monologisieren aneinander. Wir müssen also lernen, auch ohne direktes Gegenüber zuzuhören. Dem anderen zuhören. Und nicht nur uns selbst.“

Welcher Mann und welche Frau haben dich in deinem Leben besonders inspiriert und wieso?

„Ach, ich lasse mich nicht so schnell von irgendjemandem inspirieren. Dazu sehe ich Menschen zu kritisch. Was mich inspiriert, kann alles Mögliche sein. Natur, ein Buch, ein Kunstwerk, Musik, die Art wie zwei Menschen miteinander umgehen. Es ist eher der Alltag und die Dinge, die mir begegnen, die mich inspirieren.“

Welchen Rat würdest du heute deinem jüngeren Ich geben?

„Dein Wille kann Berge versetzen. Du wirst schaffen, was du dir vornimmst, mach dir also keine Sorgen. Vorsicht vor Projektionen! Was du fühlst, ist wahr. Was andere von dir denken, hat mehr mit ihnen als mit dir zu tun. Vertraue auf deine Intuition, auch wenn sie dir das Gegenteil von dem sagt, was dein gesamtes Umfeld versucht dir einzureden. Sei diszipliniert, bleib so eigenbrötlerisch und eremitenhaft wie du von Natur aus bist. Das wird dir helfen, auch wenn du gerade denkst, es macht alles viel schwerer. Tut es nicht. Keine Angst vor Einsamkeit. Die hältst du besser aus als du denkst.“

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