Schule, Abitur, Studium, Abenteuer, neues Studium, …. oder auch der Weg zu MEINEM Leben. Erfahre in dem Artikel, wie ich mich persönlich meiner Passion genähert habe. Nutze die Learnings um auch deiner Passion näher zu kommen.
Auf pinkem Hintergrund strahlte weiß das Wort „passion“ und weckte meine Aufmerksamkeit – es war die Werbeseite für eine Karriere bei einem renommierten Consultingunternehmen in einer Zeitschrift. Das ist jetzt schon 13 Jahre her. Damals konnte ich mit dem Begriff „passion“ noch gar nichts anfangen und musste erst einmal nach der Übersetzung googlen. Die Suchmaschine spuckte das Wort „Leidenschaft“ aus. Leidenschaft?! – das klang gut, ich recherchierte nach dem Beratungsunternehmen und fort an, war ich davon fasziniert.
Ich bin in einer ländlichen Region aufgewachsen, wohl behütet und nicht gerade auf den Kopf gefallen. Das, was ich damals auf der Unternehmenswebsite las, klang verlockend – Internationalität, Karriere und Herausforderungen. In dem Moment wusste ich, das will ich. Der Traum von Businesstrips, Karriereleiter und spannenden Projekten war geboren. Der Lifestyle und das Geld, was ich damit verband, zog mich an. Das ist doch das, wonach man streben soll, oder? In meinen Ohren klangen immer die Worte meines Umfelds „Mach was aus deinem Talent und greife nach den großen Sternen.“ – Somit hatte ich für mich die Antwort auf die Frage „was willst du werden?“ gefunden. Ich erinnere mich auch noch gut an eine Antwort, die ich damals meiner Tante mal auf ihre Frage, gegeben habe: „Ich will Karriere machen und so viel Geld verdienen, dass ich zu jedem Outfit die passenden Schuhe habe.“ Heute muss ich über dieses Statement schmunzeln. Damals war mir gar nicht bewusst, welche Werte ich damit ausdrückte.
Nun ja, ich sitze jetzt nicht in einem Penthouse und habe 100 Paar Schuhe in meinem Schrank. Ich habe zwar Schuhe, die zum Outfit passen, aber eben nur ein gemütliches Paar Pumps. Mir ist nämlich bewusst geworden, dass mir Reisen, Freizeit und Selbstverwirklichung mittlerweile wichtiger sind. Ich schreibe den Text auch nicht auf dem Rückflug von einem Kundenprojekt nach
Hause, sondern entspannt in der Sonne an einem meiner Lieblingsorte mit Blick
auf das Wasser.
Dafür, dass dieses Setting so Realität werden konnte, brauchte es Zeit, Reflexion und viele Erfahrungen, die ich gern mit dir teilen möchte.
1. Von außen zu mir selbst – meine Werte erkennen
Tatsächlich begann ich nach meinem Abitur zunächst ein duales Studium mit dem Schwerpunkt Consulting in einem internationalen Unternehmen. Ich genoss es, morgens im Anzug mit Pumps und Coffee-to-go Becher in der Hand von der U-Bahn zur S-Bahn zu stöckeln. Ich erfüllte komplett das Klischee – vom Dorf in die „Großstadt“. Jedoch bröckelte dieses Bild schnell. Als ich meinen ersten Praxiseinsatz hatte, arbeitete ich für ein Messeprojekt. Es wäre falsch, wenn ich jetzt sagen würde, dass es mir keinen Spaß gemacht hat, jedoch fehlt etwas, denn die Frage nach dem Sinn drängte sich immer mehr auf. Ich war oft von morgens um 8 Uhr bis abends 20 Uhr im Büro, bastelte an Powerpoint-Präsentationen und saß in Meetings, in denen sich irgendwie alle beweisen wollten. Früher zu gehen, auch wenn man mit der Arbeit schon fertig war, war ein No go. Da merkte ich das erste Mal, was mir fehlte – mein Sport, meine Freizeit, meine Freunde und mein Engagement für soziale Projekte. So kündigte ich nach einem Jahr und schockte damit meine Umwelt: „Du kannst doch nicht so eine Chance wegschmeißen, ziehe es wenigstens durch.“. Aber wozu? – Um dann danach so weiterzumachen? Ich hatte schon damals meinen eigenen Kopf. Also schrieb ich mich für BWL mit Schwerpunkt Personalwesen an der Universität ein und buchte erst einmal ein Ticket nach Costa Rica – fünf Wochen raus in die große, weite Welt. Dabei wusste ich noch nicht mal, wo genau Costa Rica lag, aber im Katalog für die Freiwilligenprojekte stand „keine Sprachkenntnisse erforderlich“. Wozu sollte ich also lange überlegen – quasi klick&fly. So saß ich dann mit 19 Jahren allein am Flughafen in Frankfurt und freute mich auf mein nächstes Abenteuer. Ein Abenteuer mit Folgen, denn nach vier Wochen in Costa Rica rief ich meine Mum an: „Kannst du mal schnell mein Studium auf Lehramt wechseln?“ Ich hatte glücklicherweise in weiser Voraussicht ihr vorher eine Vollmacht ausgestellt. Mit der Aktion erklärten mich dann wohl die meisten für komplett verrückt: „Mit deinem Abitur?! Du könntest doch Medizin und Jura studieren, du verschwendest doch dein Talent, willst du wieder auf dem Land enden?“. Dies war der Moment, an dem sich mein Denken so langsam änderte – von Außen nach Innen. Was heißt eigentlich „Passion“ für MICH? Welche Werte will ICH eigentlich leben? Ich erkannte, dass ich den Begriffen wie Leidenschaft, Karriere und Sinn selbst Leben einhauchen musste und nicht vorgefertigte Definitionen übernehmen konnte. Ich lernte, dass ich selbst meine Werte, die mir wichtig sind, festlegen muss, um glücklich zu sein und dass dies nicht unbedingt die Werte meines Umfeldes sind.
Mein 1. Learning:
Komme bei dir selbst an und überlege, welche Werte du leben möchtest. Entscheide für dich, was dir wichtig ist und richte danach dein Leben aus.
Schreibe dir ab und zu mal deine 3-4 wichtigsten Werte auf und erstelle dann eine Liste, womit du die meiste Zeit verbringst. Notiere dahinter, welche Werte mit den Tätigkeiten zum Ausdruck kommen und vergleiche dann diese mit deinen Hauptwerten. Bist du auf dem für dich richtigen Weg oder musst du eine Kurskorrektur vornehmen?
2. Wie will ich leben – mir das Träumen erlauben
Überlege also, wie du arbeiten möchtest. Welche Arbeitsbedingungen sind dir wichtig? Möchtest du im Team arbeiten oder lieber allein? Ist dir Sicherheit wichtig oder eher Freiheit? Brauchst du feste Arbeitszeiten oder genießt du die Flexibilität? Wie sollte dein Arbeitsort aussehen – ein Großraumbüro oder lieber draußen? Mit welchen Menschen möchtest du deine Zeit verbringen? Fang an zu träumen und schicke deinen inneren Kritiker mal kurz in den Urlaub. So kannst du erkennen, was dir wichtig ist.
3. Welchen Beitrag will ich leisten – der rote Faden
Schaue dir ganz genau an, was du momentan an deinem Job magst und was nicht – und schaue hinter deinen ersten Eindruck. Woran liegt es, dass dir die Tätigkeit Spaß macht oder auch nicht? Ist es wirklich die Aktivität oder liegt es an den Menschen, an den Rahmenbedingungen oder an dem Umfeld? Zeigt sich eine Gemeinsamkeit bei den Tätigkeiten, die du liebst (auch aus früheren Jobs)? Welchen Beitrag möchtest du damit leisten? Was würde fehlen, wenn du dies nicht mehr machen könntest?