Die Frauenquote im Weißen Haus? Langsam geht es bergauf. Und die weiblichen Mitarbeiter von Barack Obama haben sich einen Trick ausgedacht, um endlich nicht mehr ständig von männlichen Mitarbeitern unterbrochen zu werden.
Männliche Dominanz in Washington
Einen Job im Weißen Hause zu ergattern stellen auch wir uns reichlich schwierig vor – und dort dann erfolgreich zu arbeiten und voranzukommen, erst recht. Besonders für weibliche Mitarbeiter – die sind dort (wie leider in den meisten Machtzentralen dieser Welt) traditionell eine Minderheit.
Alle bisherigen US-Präsidenten waren bekanntermaßen männlich, was sich (bittebitte!) bald ändern wird. Und die engsten Mitarbeiter dieser Präsidenten waren in der Regel ebenfalls männlich, auch wenn sich hier in den letzten Jahren, speziell auch unter Barack Obama, zumindest ein bisschen was geändert hat. Als Obama ins Oval Office einzog, waren zwei Drittel seiner engsten Mitarbeiter männlich. Immerhin: Im Laufe seiner zweiten Amtszeit erhöhte sich der Frauenanteil in seinem engsten Mitarbeiterstab auf 50 Prozent. Und unter Hillary Clinton könnte es wohl zum ersten Mal in der Geschichte der USA eine Mehrheit von weiblichen Spitzenmitarbeitern geben.
Womit jedenfalls nicht nur die Mitarbeiterinnen im Weißen Haus zu kämpfen haben: Frauen werden weitaus häufiger beim Reden unterbrochen als Männer, und zwar im Privatleben wie auch im Job. Das bestätigen Erkenntnisse aus Studien, die seit mehreren Jahrzehnten zu diesem Thema durchgeführt werden – mittlerweile gibt es im Englischen sogar einen eigenen Begriff dafür: „manterrupting“ – das unnötige Unterbrechens einer Frau durch einen Mann.
Stop mit dem „Manterrupting“
Eine ehemalige Mitarbeiterin des Weißen Hauses, die anonym bleiben wollte, berichtete nun in der Washington Post von einem Trick, den sich die Frauen dort ausgedacht haben, um mit ihren Gedanken und Ideen durchzudringen und nicht durch Unterbrechungen gehemmt oder gestoppt zu werden: „Verstärkung“ nennen die Frauen ihr Prinzip, das sie sich für Meetings ausgedacht haben: Immer wenn eine Frau in einer Gesprächsrunde eine wichtige Anmerkung macht, nimmt eine andere Frau das eben Gesagte auf und verweist auf die Kollegin, von der die ursprüngliche Anmerkung stammt, so dass dieser Gedanke der Kollegin auf jeden Fall präsent bleibt – beziehungsweise wieder aufgegriffen wird, sollte die Kollegin zwischenzeitlich unterbrochen worden sein. Das, so die Mitarbeiterin weiter, zwinge die Männer im Raum dazu, den Redebeitrag wahrzunehmen und zu würdigen – und halte sie davon ab, die Idee am Ende womöglich als ihre eigene zu verkaufen.
„Wir haben einfach angefangen, das so zu machen, und machten diese Vorgehensweise zu unserem erklärten Ziel. Das wurde tägliche Routine“, sagt die Mitarbeiterin in der Reportage der „Washington Post“, die einen spannenden Einblick in die Arbeit der weiblichen Mitarbeiter im Weißen Haus liefert. Und das Erfreuliche: Laut der Mitarbeiterin habe auch Obama diese neue Kommunikation der weiblichen Mitarbeiter bemerkt, und habe damit begonnen, öfter Frauen und jüngere Stabsmitarbeiter in Beratungen einzubinden.
Vielleicht ist das ja auch ein Trick, der außerhalb des Weißen Hauses funktionieren könnte, was meint ihr?
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