Foto: Tony Gigov

„Frühstück ist die schönste Mahlzeit des Tages“

Barbara Haider und Dani Terbu sind Wiens bekannteste Kritikerinnen für die erste Mahlzeit am Tag. „Die Frühstückerinnen“ im Interview.

 

Das perfekte Frühstücksei

Barbara Haider und Dani Terbu haben aus ihrer Leidenschaft ein Blog gemacht, das mittlerweile auch über die Grenzen Wiens hinaus als Instanz für Gastro-Kritik zur ersten Mahlzeit des Tages gilt. Sie schauen genau hin und schreiben darüber, wo es die knusprigsten Brötchen, die perfektesten Freilandeier und den freundlichsten Service gibt. An welchem Tisch die Idee zu Die Frühstückerinnen geboren wurde, welche Pläne die beiden für die Zukunft haben und warum sie noch auf der Suche nach Gleichgesinnten aus Berlin sind, verraten sie im Gespräch mit uns. Beim Mittagessen (!) im fabelhaften Wiener Café Ansari.

Der Name ist Programm, auf eurem Blog geht es um das Frühstück. Wie kam es dazu sich der ersten Mahlzeit des Tages zu widmen?

Barbara Haider: „Es fing damit an, dass wir beide uns irgendwann lieber zum Frühstücken trafen als abends, weil es einfach gemütlicher ist. Ob zu zweit, zu viert, manchmal trafen wir uns mit bis zu zwölf Freunden zum Frühstücken. Wir finden einfach, dass das Frühstück die schönste Mahlzeit des Tages ist!“

Und so entstand dann auch die Idee zu Die Frühstückerinnen?

Barbara Haider: „Genau! Auf der Suche nach neuen Idee entwickelte ich mich zum Lokalscout, immer mit offenen Augen auf der Suche nach neuen Cafés, und Dani bloggte zu der Zeit schon. Da dachten wir, das müsste man eigentlich mal niederschreiben, ursprünglich war das nur für den Freundeskreis gedacht. Als wir online waren, hat das offensichtlich so viele Leute interessiert, das ist dann abgezischt wie eine Rakete, das war nicht so geplant.“

Seit wann gibt es euer Blog?

Dani Terbu: „Im Juni 2010 haben wir angefangen, also vor etwas mehr als vier Jahren und zwei bis drei Wochen nach dem Blog haben wir unsere Facebook-Seite gestartet, die mittlerweile über 20.000 Fans zählt.“

In Österreich seid ihr mittlerweile ein feste Instanz, DIE RestaurantkritikerInnen fürs Frühstück. Ihr urteilt auch schon mal sehr hart, wenn etwa der Service oder die Qualität nicht passt…

Barbara Haider: „Klar hat man eine Erwartungshaltung und einen gewissen Anspruch. Wir haben ja feste Kriterien, die wir abarbeiten: Preis-Leistung, Qualität, Ambiente, Service und Auswahl.“

Dani Terbu: „Wir urteilen zwar hart, aber trotzdem gibt es bei uns ganz selten vernichtende Kritik, da wir schon bei der Auswahl des Lokals herauszufinden versuchen, ob sich der Besuch lohnen wird. Wir gehen ja gerne frühstücken und wollen uns mit schlechter Qualität nicht selbst bestrafen.“

Wie geht ihr Rückmeldungen von negativ bewertete Lokalen um? Gibt es unter Umständen eine zweite Chance?

Barbara Haider: „Natürlich. Im Guten wie im Bösen. Wir haben auch schon sehr böse Rückmeldungen von Lokalinhabern bekommen. Aber die meisten Feedbacks sind positive Erklärungsversuche. Ein schlechter Tag, besondere Umstände, neues Personal. Wir werden dann auch oft eingeladen, aber das nehmen wir aus Prinzip nicht an, wir sind unbestechlich!“

Dani Terbu: „Wir kommen immer unangekündigt und zahlen immer selbst. Aber es gibt schon immer Updates und Zweit-, Drittbesuche, aber eher wenn wir aus anderen Quellen Feedback mitbekommen, dass sich Lokale verbessert oder verschlechtert haben, dann wollen wir das natürlich auch erneut überprüfen. Oder wir mögen das Lokal so gerne – dann sind wir dort auch öfter zu finden.“

Das perfekte Frühstück für dich: Im Café und Zuhause?

Barbara Haider: „Ich mag es klassisch: Schinken, Käse, Joghurt mit frischen Früchten, Eier im Glas mit Schnittlauch, das ist so mein Standardfrühstück, wenn es das gibt, bestelle ich es, da weiß ich das mag ich, da bin ich manchmal fast zu wenig experimentierfreudig. Aber da schaue ich dann sehr drauf, dass die Qualität stimmt. Außer das Konzept des Lokals ist komplett anders, zum Beispiel fleischfrei, dann bestelle ich auch Exotischeres wie gegrillte Grapefruit, hausgemachte vegetarische Aufstriche … Daheim gibt’s auch die Eier im Glas mit frischem Schnittlauch vom Balkon oder auch mal süßes Frühstück mit selbstgemachten Heidelbeer-Pancakes.“

Dani Terbu: „Bei mir müssen auch immer Eier dabei sein – in Wien ist das allerdings gar nicht so einfach, denn viele Lokale verwenden leider noch immer Eier aus Bodenhaltung oder schlimmer. Wir fragen vor der Bestellung immer nach oder versuchen anhand des Stempels zu erkennen, woher das Ei stammt. Darum ja auch unser Claim „Wir halten dem Ei den Spiegel vor.“ Dazu gibt es meist etwas Frisches wie Gemüsesticks mit verschiedenen Dips oder Oatmeal mit Obst. Mittlerweile bin ich auch bei Brot sehr kritisch geworden und hoffe immer, dass die Lokale dafür hochqualitative Bezugsquellen wählen.“

Das exotischste Frühstück?

Barbara Haider: „Ich bin da ja wie gesagt recht bodenständig, das ausgefallenste war wohl im Urlaub in Schweden, wo es auch schon zum Frühstück Fisch gibt – in verschiedensten Variationen mit Knäckebrot serviert. Ungewohnt, aber sehr lecker.“

Dani Terbu: „Die tollsten Frühstücke gabs natürlich im Surf-Urlaub auf Bali. Frische Papayas, Pancakes – alles so frisch.“

Wie geht’s weiter bei den Frühstückerinnen?

Barbara Haider: „Wir würden irrsinnig gerne ein Buch machen, das Konzept gibt es schon, bis jetzt haben wir noch nicht den passenden Verlag gefunden, aber wir suchen weiter. Als nächstes wird es eine eigene Geschirrserie geben, natürlich fürs Frühstück, mit Tellern, Müslischüsseln, Tassen und natürlich Eierbechern.“

Eure Kritiken beschränken sich ja momentan hauptsächlich auf die großen österreichischen Städte, aber es gibt auch schon eine Berlin-Rubrik. Sucht ihr noch Bloggerinnen, die die deutsche Hauptstadt für euch abfrühstücken und darüber schreiben?

Barbara Haider: „Ja, auf jeden Fall. Nachdem wir beide Berlin sehr lieben und auch regelmäßig dort sind, war das naheliegend. Dieses Jahr waren wir eine Woche dort und haben acht Frühstückslokale besucht, im Herbst steht die nächste Recherche an.“

Dani Terbu: „Wir haben erfreulicherweise eine österreichische Foodbloggerin, die im Herbst nach Berlin zieht, für uns gewinnen können, aber wir freuen uns auch über Gastautorinnen.“

Wie sieht es mit Frühstückerinnen aus Hamburg und München aus?

Barbara Haider: „Grundsätzlich streben wir natürlich die Weltherrschaft auf diesem Gebiet an, wenn sich jemand berufen fühlt, kann er sich gerne bei uns melden.“

Dani Terbu: „Für die beiden und über 30 weitere Städte gibt es übrigens bei uns tolle Tipp-Listen, die wir gemeinsam mit unserer Facebook-Community erstellt haben.“

Wenn du eine Frucht wärst, was wärest du für eine Frucht?

Barbara Haider: „Eine Passionsfrucht, ein bisschen langweilig von außen, aber wenn man sie öffnet, erwartet einen eine Geschmacksexplosion!“

Dani Terbu: „Hm, das ist eine schwierige Frage – auf jeden Fall ein freches Früchtchen.“

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