Ach ja, die liebe Motivation. Das Thema ist ein absoluter Dauerbrenner in Unternehmen und Organisationen jeder Couleur!
Die Mitarbeiter sind nicht motiviert, sie bringen sich nicht ein, niemand steht hinter den Projekten des Unternehmens … der Klassiker eben. Und genauso klassisch ist die Reaktion deines Unternehmens: Man schütte Geld darüber, bringe plakative Parolen und Leitbilder und glaube, dass das funktioniert!
Tja, dass dieses Kuchenrezept nicht aufgeht – egal, wie viele Incentives, kostspielige Kick-offs und Team-Outings dein Unternehmen auch hineinrührt – hast du ja schon gemerkt. Ich verrate dir auch den Grund: Du kannst die Motivation deiner Leute kein bisschen beeinflussen.
Die gute Nachricht zuerst
Nur mit der Ruhe: Das ist kein Grund zu verzweifeln. Ich möchte dir damit nicht sagen, dass du die Flinte ins Korn werfen sollst, weil du Motivation nicht verordnen kannst. Ganz im Gegenteil. Ich behaupte auf der anderen Seite nämlich auch: Es gibt per se keine Demotivation – alle Menschen sind für irgendetwas motiviert. Auch wenn viele die scheinbar fehlende Motivation ihrer Mitarbeiter bis heute für das Hauptproblem halten.
Das Thema begegnet mir häufig in Führungskräfte-Trainings. „Ich bekomme meine Mitarbeiter nicht motiviert!“, heißt es da immer wieder. Und meine Gegenfrage ist die immerselbe: „Wofür willst du deine Mitarbeiter denn motivieren?“ Vielleicht denkst du es dir schon: Auch bei den Antworten herrscht in der Regel wenig Varianz. Die beliebteste ist wohl noch „Ääh …“ oder ein allgemein Begriff wie „Selbstverantwortung“.
Was für eine Oberflächlichkeit, Motivation zu fordern und sich gleichzeitig kaum Gedanken über ihre Hintergründe zu machen! Denn dass die Motivation jedes Einzelnen im Unternehmen eine essenzielle Rolle spielt, bestreite ich keineswegs.
Der Blick hinter die Fassade
Menschen leisten ihren Beitrag am liebsten und wachsen über sich hinaus, wenn sie motiviert sind. Was heißt das also für dich, wenn du anderen Motivation weder beibringen noch deren Motivation beeinflussen kannst? Ganz einfach: Hör auf, deinen Leuten Motivation diktieren zu wollen und suche nach der Motivation, die sie längst in sich tragen!
Das beginnt schon im Bewerbungs- und Einstellungsprozess. Ich könnte mich immer noch grün und blau ärgern, wenn ich sehe, dass der Fokus dabei unverändert auf Fachkompetenzen und Schulnoten (oft von vor Jahren) liegt. Hat der Jobanwärter studiert, promoviert und spricht zig Sprachen fließend? Ha, super! … Nein, eben nicht.
Was nutzt dir der fachkompetenteste Mitarbeiter, wenn seine Motivation nicht zum Unternehmen passt? Was hast du von einem Mitarbeiter mit einem aalglatten Lebenslauf, wenn du ein starkes Team aufstellen willst, er aber lieber im stillen Kämmerlein tüftelt? Ich möchte sehen, wie irgendeine Führungskraft ihn motiviert, es sich an der Arbeitsinsel im Großraumbüro gemütlich zu machen. Die richtige Frage lautet also: Passt die Motivation der Menschen zum Unternehmen und zur Zielsetzung des Teams?
Die wahre Motivation
Denn wenn sie das nicht von vornherein tut, dann wird auch kein ausschweifend ausformuliertes Leitbild und keine noch so hübsch aufbereitete Broschüre sie motivieren.
Motivation entsteht aus ganz anderen Beweggründen. Wenn ich im Coaching zum Beispiel die Teilnehmer frage: Was motiviert dich? Dann fallen sehr häufig Begriffe wie das Hobby oder die Familie. Und in diesen liegt die wahre Motivation! Wer viel Wert auf Zeit mit seiner Familie legt, dem sind zum Beispiel oft Nähe und Zugehörigkeit wichtig, um sich wohlzufühlen. Wer sich in der Freizeit gerne mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug stürzt, findet seine Motivation in diesem unbändigen Gefühl der Freiheit und des Nervenkitzels. Und das Schöne ist: Diese Motivation lässt sich auf andere Bereiche übertragen.
Wenn zum Beispiel Freiheit ein wichtiger Beweggrund für einen deiner Mitarbeiter ist, dann versuche, ihm im Beruf möglichst viele Freiräume einzuräumen. Stelle eine Verbindung zu seinem Arbeitsalltag und seiner grundlegenden Motivation her – sprich darüber mit ihm! Das wird seine Motivation exponentiell stärker steigern als jede Gehaltserhöhung und jeder Tag Extraurlaub. Natürlich gibt es auch Menschen, deren Motivation es ganz einfach ist, ihre Brötchen zu verdienen. Völlig okay! Auch sie können einen guten Beitrag für die Organisation leisten. Und dann gibt es die, die nur ihre Brötchen verdienen wollen – aber eben keinen Beitrag bringen oder die im Fortlaufenden nur „nörgeln“. Dann lautet die Frage: Können wir uns das leisten?
Bei allen anderen kannst du dich in Zukunft fragen: Passt ihre Motivation zu deinem Unternehmen, deinem Team, deiner Abteilung? Ich bin gespannt, welche Antworten du findest.