Generation Beziehungsunfähig, Generation Y, Generation Tinder,….Generation “Ich find es toll, gelabelt zu werden, so bin ich weniger für meine eigene Scheiße verantwortlich“.
Die besagte Generation ist frei, ungebunden; ihr liegen tausend Möglichkeiten zu Füßen, sie ist schnell gelangweilt, aber auch im Dauerstress, hat Angst, kann sich nicht binden, will sich nicht festlegen. Meiner Meinung nach ist das totaler Schwachsinn! Ich bin an erster Stelle ICH, kein Wir, keine Generation. Individualismus, ja klar, auch ein Symptom dieser Generation. Nein, menschlich. Jeder strebt nach Selbstentfaltung und Selbstfindung, das war so, ist so und wird so bleiben. Der eine mehr, der andere weniger. Für mich ein menschliches Symptom, nicht einer bestimmten Generation. Aber diese Generation, das große WIR, ist nun mal kaputt, kann nicht lieben, weil es sich nicht entscheiden kann und muss. Wie einfach es doch ist, sich genau unter diesem Deckmantel zu verstecken. Das Etikett passt vielleicht nicht perfekt, aber es ist so unsagbar einfach, entschuldigt für so viel. Ich kann nicht, weil es so ist, weil nun mal eine ganze Generation so ist! Ich kann also gar nicht anders. Ich kann es nicht mehr hören!
ICH glaube nicht an eine alles verzehrende Liebe, die mich erst vollkommen macht, dem Puzzleteil, das mir noch gefehlt hat um glücklich zu sein. ABER ich glaube daran, dass jeder Mensch nicht ohne Grund mein Leben betritt und lasse mich gerne auf diese ein. Natürlich weiß ich dabei nicht, was passiert, ob ich verletzt werde, verletzte, aber ich bin offen. Sollte ich mich verlieben, der andere sich aber nicht, dann tut das weh. Verliebt sich niemand, dann ist alles gut, niemand verliert. Verlieben sich beide, ja dann wäre das natürlich super, aber wer weiß das schon. Das ist ganz schön unsicher, dann lieber vorher das Spiel verlassen.
Ich will weiterspielen!
Ich bin ja der Meinung, im Spiel zu bleiben, bis man weiß, in welche Richtung es geht. Nur in letzter Zeit wurde ich (meines Erachtens) oftmals zu früh disqualifiziert. Warum? Du machst zu viel Druck, du willst zu viel, ich muss erst mal mit mir klar kommen, eine Beziehung ist zu eng, da kann ich nicht frei sein, ich hab Angst verletzt zu werden, ich habe keine Zeit mich einzulassen, Beziehungen brauchen doch Zeit, ich bin ja gerade gar nicht auf der Suche …. Hand aufs Herz: Ausreden, um nicht zuzugeben, dass ihr dann doch nur das eine wolltet, nicht so interessiert seid, wie vielleicht am Anfang, dass ihr Angst habt, Ausreden, um am Ende doch als die Guten dazustehen, die eigentlich nichts dafür können, sind ja schließlich gerade alle so. Es ist einfach, so bequem, denn damit bin ich nicht verantwortlich.
Gefühl, schön, aber lieber nicht zu viel. Das könnte ja zu viel bedeuten, ließe zu viel Platz für weitere Interpretationen und Erwartungen! Warum aber kann man sich nicht einfach mal auf einen Menschen einlassen? Also ganz einfach jemanden treffen, Zeit verbringen, sich nah sein, Kino, Kaffee, Essen, einen Tag im Bett verbringen, ausgehen, lachen, schweigen, sich kennenlernen. Warum weglaufen, wenn sich ein Gefühl einschleicht? Verliebtheit an sich ist doch ein schönes Gefühl. Es motiviert, macht dich leichter. Aber es bedeutet nicht gleich, dass derjenige, in den ich verliebt bin, auch der Mann meiner Träume ist, ich Hochzeitspläne schmiede. Manchmal ist das ein Gefühl, das eben nur kurz anhält, sich am Ende nur als Schwärmerei herausstellt. Oder es wird stärker. Das weiß man aber vorher nicht, warum kann man nicht einfach das Gefühl genießen, es zu lassen, die schönen Momente genießen ohne gleich durchzudrehen!?
Zwischenmenschliche Beziehungen sind schwierig
…sie bedeuten Arbeit, egal ob zwischen Freunden oder Geliebten. Aber sie bedeuten vor allem Respekt! Und das heißt, dass man ehrlich ist. Zu dem anderen und zu sich selbst. Wenn ich sage „Ich mag dich, ich will dich kennenlernen“ ist das keine versteckte „Ich liebe dich abgöttisch und will dich in Ketten legen, am liebsten sofort, hier und jetzt“- Botschaft, sondern einfach meine ehrliche und mutige Meinung. Mein derzeitiges Gefühl, dem ich nachgehe. Das macht mich natürlich verletzbar, aber nur so lerne ich Menschen kennen und weiß am Ende, warum dieser gerade in mein Leben getreten ist. Ob daraus eine Freundschaft wird oder eine Partnerschaft, ob derjenige mir über eine gewisse Zeit hinweg helfen oder ich vielleicht demjenigen behilflich sein soll.
Ich bin für mich selbst verantwortlich und treffe meine eigenen Entscheidungen. Ich kann und will mich nicht auf irgendeinem Generationsding ausruhen, mich zurücklehnen und rücksichtslos durch die Welt gehen. Ich will damit nicht sagen, dass ich dieser Generation nicht angehöre, keine Eigenschaften derer innehabe. Aber ich ergebe mich keiner Pseudodiagnose um meine eigenen Unzulänglichkeiten zu entschuldigen. Menschen hatten schon immer Probleme mit Beziehungen und werden sie auch immer haben, sie nutzen Tinder um schnelle Nummern zu schieben und sie finden dort den Partner ihres Lebens. Menschen haben sich schon immer scheiden lassen und heiraten jetzt auch wieder vermehrt. Niemand ist jetzt plötzlich weniger beziehungsfähig, aber viele nehmen all diese Thesen, um weniger verantwortlich für ihr Tun zu sein. Lieber im Plural reden, weil das weniger Verantwortung bedeutet. Und genau das will ich nicht akzeptieren!
Auch mir liegen zahlreiche Möglichkeiten zu Füßen, ich muss mich genauso nicht mit Mittelmäßigkeit abgeben, auch ich habe Ansprüche, aber das bringt mich nicht dazu jedes Stück einfach nur anzubeißen, um dann zum nächsten Häppchen überzugehen. Als Frau, die weiß, was sie will, möchte ich eben auch lernen, auch, warum mir das eine nicht schmeckt oder das andere etwas besser. Auch ich bin nicht unfehlbar, absolut nicht, aber auch ich kann nur wachsen, wenn man ehrlich zu mir ist. Vielleicht mache auch ich auf dem Weg zur Liebe Fehler, es ist nur schwer, daran zu arbeiten, wenn man mir mit Ausreden kommt, anstatt Tacheles zu reden. Mann lieber mal ehrlich wäre, anstatt den Schwanz einzuziehen, nur um nicht als Böser dazustehen!
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht
Ich möchte hierbei nicht alle Männer unter Generalverdacht stellen, ich denke nur, dass wir uns gegenseitig das Leben schwer machen. Mädchen, die sich an Männer ketten wollen, weil sie nur dann erfüllt sind, lieber ein großes rosawabberndes WIR sein wollen, anstatt einen ebenbürtigen Partner an ihrer Seite zu haben, verschrecken Männer, werfen Schatten voraus, die es uns selbstbestimmten Frauen schwer machen, die Männer davon zu überzeugen, dass sie eben nicht so sind. Männer, die beim kleinsten Anflug von zu viel Nähe und möglicher Verbindlichkeit weglaufen, machen es Frauen schwer einen starken Partner zu finden bzw. ihn erst einmal kennenzulernen. Bringen uns dazu weniger offen zu sein, sich zurück zu ziehen. Lieber erstmal abwarten, Spielchen spielen. Drei Tage nichts schreiben, ihr wisst ja, der Jagdtrieb und so. Ehrlich gesagt ist mir das zu doof. Ich möchte mit 31 Jahren nicht mehr auf 15 machen!
Sich öffnen, Platz machen, macht Angst und gibt dem Anderen immer die Möglichkeit dich genau dort zu treffen, wo es am Meisten weh tut, aber eben auch dort, wo es am Schönsten ist! Und wie ich, war jeder mal verletzt und weiß auch ganz genau, dass auch dieser Schmerz irgendwann vergeht. Ich lasse mich von der Erinnerung an diesen nicht verschrecken oder verschließen, weil ich dadurch etwas verpassen würde! Nämlich Menschen und Erfahrungen!
auch erschienen auf: Juliane Großmann + Im Gegenteil