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Give me your money: Wie weit sollten Gründer für Investoren gehen?

Der eine Investor will es so, der andere so. Das Gründerleben kann schon verwirrend sein. Doch wie findet man heraus, welcher Investor der richtige ist?

 

Passt der Investor?

Soviel ist klar. Investoren sind so individuell wie zahlreich. Ihre Ideen und Investment-Strategien auch. Als Gründer sieht man sich manchmal mit einem großen Spagat konfrontiert, wenn potentielle Investoren andere Vorstellungen mitbringen, als man selbst.

Es ist vollkommen klar, das jeder Investor seine Agenda und Erfahrungen in ein Gespräch oder eine Verhandlung einbringt. Jeder Gründer kennt das: Man schreibt einem Investor, man trifft sich, man spricht ausführlich. Für gewöhnlich klickt es entweder recht schnell auf beiden Seiten oder es wird deutlich: Die Vorstellungen gehen auseinander. „Die Idee finde ich grundsätzlich gut, aber daran glaube ich nicht. Wenn ihr euch aber darauf konzentrieren würdet, wäre es für uns wieder spannend“, ein Satz, den der ein oder andere Gründer schon einmal gehört haben dürfte.

Vielleicht gibt es auf Seiten der Investoren einen besonderen Investmentfokus, oder bestimmte Dinge, die von ihnen schon einmal ausprobiert wurden und die eurem Geschäftsmodell ähnlich sind, haben nicht geklappt. Und daher die Skepsis. Aber Gründer sollten trotz aller Expertise und Meinung der Investoren nicht alles mitmachen.

Viel eher stellt sich die grundsätzliche Frage: Passen Gründer und Investor zusammen? Gibt es eine gemeinsame Vision oder kann eine entwickelt werden? Möchte man gemeinsam die nächsten Jahre miteinander verbringen? Können beide Seite voneinander profitieren? Und gibt es auf beiden Seiten die Bereitschaft, Ideen zu verbinden?

Die eigene Vision kennen

Doch, wie weit sollte man für Investoren nun also gehen – im Hinblick auf die eigene Idee, das aktuelle Geschäftsmodell und die Strategie für die kommenden Jahre? Eine zentrale Frage für jeden Gründer. Und sie lässt sich nur beantworten, wenn man selbst weiß, was man will und seinen Spielraum abgesteckt hat. Mehr Geld aufnehmen, als geplant, die Unternehmensbewertung senken oder die Produktstrategie umstellen? Für den richtigen Investor lässt sich vieles überdenken. Am Ende sollten sich Gründer aber vor allem treu bleiben und sich bewusst werden, dass nicht nur sie etwas vom Investor wollen, sondern auch die Investoren etwas von ihnen.

Einige Learnings haben Susann und ich bei der Suche nach Investoren für EDITION F gezogen.

  • Die Vision: Umso klarer die eigene Unternehmensvision ist, umso besser lässt sie sich im Pitch verkaufen. Gründerteams sollten regelmäßig gemeinsam in Klausur gehen, um ihre Vision und Strategie zu überprüfen, weiterzuentwickeln und manchmal auch radikal zu ändern.
  • Die Ansprache: Am erfolgreichsten sind Pitches, wenn die Investoren grundsätzlich zu einem passen, sie also bereits in ähnliche Ideen oder Märkte investiert haben. Diese Recherche lohnt sich bereits vor dem Erstkontakt. Wenn man dann erst einmal weiß, welchen Investor man kennenlernen will, hilft es, diesen über gemeinsame Kontakte kennenzulernen. Andere Gründer machen für gewöhnlich gerne Intros. Im Gespräch mit anderen Gründern lässt sich zudem herausfinden, wie der Investor tickt und sich verhält, wenn man zusammenarbeitet oder worauf es beim Pitch genau ankommt.
  • Das Timing: Zu jeder Phase passt ein anderer Investor. Am Anfang zählen vor allem Team und Idee. Ein guter Investor weiß, dass die Gründungsphase ein Prozess ist, in dem sich auch Modelle ändern können.

Das Verhältnis zum Investor wird nicht selten mit einer Ehe verglichen. Und es ist etwas Wahres dran. Denn eine Zusammenarbeit hält oft über viele Jahre – in denen es nicht immer nur erfreuliche Momente und Erfolge, sondern auch schwierige Zeiten und harte Entscheidungen gibt. Deshalb gilt es, den Investor gut kennenzulernen, zu verstehen, was ihm wichtig ist, und ob der Investor die eigene Unternehmensvision teilt oder man eine gemeinsame Vision entwickeln kann. Ein guter Investor ist immer Teil des Teams. Drum prüfe, wer sich ewig bindet.

Mit der Entscheidung zum Crowdinvesting sind Susann und ich sind nun also hundertfach verheiratet. Hier gehts es zu allen Infos dazu.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst in Berlin Valley, dem Monatsmagazin für die Berliner Startupszene.

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