Foto: facebook | startupboat

Einfach machen: Die 24-jährige Paula hat ein Hilfsprojekt für Flüchtlinge in Griechenland aufgebaut

Eine eigene Firma, Mitgründerin des „Migration Hub“ und Initiatorin des Startup-Boats in Griechenland. Und das mit 24. Wie Paula Schwarz es schafft, bei allen Hilfsprojekten sich selbst nicht zu vergessen, erzählt sie uns im Interview.

 

Ein Leben unterwegs 

Die Updates zu meiner Interviewanfrage kommen immer aus einer anderen Stadt: Berlin, London, Athen. „Ich springe von Konferenz zu Konferenz und bin leider super busy“, schreibt mir Paula Schwarz. Kein Wunder: Die 24-Jährige ist Initiatorin des Startup-Boats in Griechenland und das Thema ist akut. Die Idee dahinter: Sie bringt Leute aus verschieden Ländern und Branchen für einige Tage in Griechenland auf einem Boot zusammen, diese recherchieren vor Ort und entwickeln Lösungen für Flüchtlingsprojekte. Aus den Ideen sollen dann Projekte entstehen: Das Migration Hub in Berlin, ein Coworking-Space für Startups, die sich mit Flüchtlingen befassen, ist das Ergebnis der ersten Bootstour. 

Bevor Paula wieder auf das nächste Startup-Boat in Richtung Lesbos springt, sich in das nächste Hilfsprojekt stürzt oder in der Luft ist auf dem Weg nach London, freue ich über die Antworten auf meine Fragen.

Liebe Paula, gerade bist du wieder auf dem Startup-Boat in Griechenland
unterwegs. Welches Ereignis war ausschlaggebend dafür, das Startup-Boat ins
Leben zu rufen?

„Ausschlaggebend war vor allem ein Anruf von Vasili Sofiadellis – ein in Südafrika lebender griechischer Internetunternehmer, mit dem ich bis dato nur über Skype Kontakt hatte. Er rief mich an und sagte, dass es doch nicht sein kann, dass
Griechenland von der Krise derart betroffen ist, dass die Menschen das Land
verlassen, und die Touristenzahlen um 50.000 Besucher in zehn Tagen
einbrechen! Es kommen doch so viele Menschen und Touristen in das Land, die sich engagieren möchten. Man muss
sie dazu motivieren, sich vor Ort für die Verbesserung der Lage einzusetzen, wenn
sie so gravierend ist wie die, die wir heute im Rahmen der Flüchtlingskrise in
Griechenland erleben. 
Da hat es bei mir klick gemacht. Auch heute ist Vasili noch Crewmitglied.“

Warten auf die Registrierungspapiere. 

Wer darf auf euer Boot mit?

„Menschen, die es verstehen, Initiativen und Projekte professionell aufzubauen, Startup-Investoren, Aktivisten und Angehörige von Institutionen wie Nichtregierungsorganisationen,
die die Situation vor Ort einschätzen können, sowie Coder, UX-Designer und
Betroffene, die Input zur Problemstellung geben können.“

Wenn du in drei Worten eure Mission beschreiben müsstest,
welche wären es?

„Impact Ventures aufbauen. Also: Lösungen mit Relevanz zur Flüchtlingskrise, die sich schnell entwickeln lassen und sich nach Möglichkeit finanziell selbst tragen. First-contact.org ist beispielsweise auf dem ersten Startup-Boat entstanden – eine Webseite, auf der Flüchtlinge wichtige Informationen zur Erstorientierung auf Samos und Lesbos finden.“

Diskussionen auf dem Startup-Boat: Input austauschen. 

Nach eurer ersten Tour mit dem Startup-Boat ist das
Migration Hub entstanden, das du zusammen mit Katharina Dermühl aufgebaut hast. Ein Coworking-Space für Startups, die sich mit
Flüchtlingen beschäftigen. Was erhofft ihr euch von dem Projekt?

„Wir wollen die Landschaft an Initiativen organisieren, die
sich mit dem Thema Migration auseinandersetzen und sie überregional miteinander vernetzen.“

Welche Startups sind dort bereits untergebracht?

„Ein paar prominentere Beispiele sind ,Champions in Politics, ,Useyourvoice, ,Refugees On Rails’, ,Volunteerplaner’ und ,Über den Tellerrand kochen’.“

Wie finanziert ihr den Migration Hub? 

„Es gibt Leute, die gut finden, was wir machen. Ab November
bauen wir das Migration Hub aus und beziehen weitere 200 Quadratmeter in den Räumen von ,Digital Berlin in Neukölln.“

Angenommen, ich habe eine Geschäftsidee, die im Sinne der Flüchtlinge wäre. Könnte ich einfach zu euch ins Migration Hub kommen und in euren Räumlichkeiten arbeiten?

„In sogenannten ,Office Hours‘ bietet 180Degrees Consulting, die größte Beratung für gemeinnützige Organisationen, unentgeltlich Beratungen an. Hier erhält man Tipps zur Durchführung von Projekten und einen Eindruck von möglichen Finanzierungsquellen. Wenn man sich weiter vernetzen will, erfolgt in Kooperation mit der Online-Kiron-Universität ein Auswahlverfahren.“

Wenn du dich hauptsächlich für deine Mitmenschen einsetzt,
bleibt da noch Zeit für dich?

Zeit hat man nicht, Zeit schafft man. Ich nehme mir
regelmäßig Phasen, in denen ich ganz abgebe und mich einfach in die Sonne lege.
Ohne dieses Vertrauen und innere Stabilität ginge das Ziel verloren.“

Du hast Politikwissenschaften studiert, bist Gründerin und
setzt dich für die Rechte deiner Mitmenschen ein. Das mit gerade mal 24. Gibt
es Momente, in denen du denkst „Paula, du hast es geschafft“?

„Ich lerne gerade erst, auf meine Art Dinge aufzubauen,
die richtig funktionieren – und das am liebsten überregional. Fertig bin ich
noch lange nicht.“

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

„Life is like riding a train backwards. No plan!“

Bitte einen kühlen Kopf bewahren: Ein Sprungs ins kalte Wasser. Quelle aller Bilder: facebook | startupboat

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