Sprachunterricht, Jobangebot, Begleitung bei Behördengängen – es gibt so viel, was wir tun können, um Flüchtlinge in ihrem neuen Leben in Deutschland zu unterstützen – wir haben eine Übersicht für euch.
Nicht nur reden, sondern tun
Während in diesen Tagen eine mediale Debatte darüber im
Gange ist, ob das nun gut oder blöd ist, dass Til Schweiger sich öffentlich für
Flüchtlinge einsetzt und sagt, dass ihm der CSU-Generalsekretär auf den Sack geht,
können wir uns einer Feststellung auf jeden Fall anschließen: Aufmerksamkeit sollen alle bekommen, die beim Thema
Flüchtlingshilfe nicht nur reden, sondern tun.
Vielleicht sind manche von euch schon länger engagiert,
und es gibt bestimmt viele, die das Gefühl haben, endlich auch selbst etwas tun zu
wollen, aber irgendwie nicht so genau wissen, wie und wo sie damit anfangen
sollen. Und dann ist natürlich eine andere Frage, wie viel Zeit man investieren will.
Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, zu helfen. Grundsätzlich lässt sich feststellen: So
gut wie alle Gemeinden oder Städte, die Flüchtlinge aufgenommen haben und weiter aufnehmen, haben Internetseiten eingerichtet, auf denen steht, wie man Flüchtlingen helfen kann. Ein bisschen zynisch betrachtet ist das nicht nur im Interesse der Flüchtlinge, sondern auch im eigenen; denn längst ist klar geworden, dass die staatlichen Angebote bei weitem nicht ausreichen, um dem Beratungs- und Hilfsbedürfnis der Flüchtlinge gerecht zu werden und dass die Behörden auf das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen angewiesen sind, damit die Versorgung nicht zusammenbricht. Wer jedenfalls „Flüchtlingen helfen“ und
seinen Wohnort googelt, wird Seiten finden, auf denen steht, wie man vor Ort helfen kann. Und es gibt so viele weitere Möglichkeiten:
Mentor
werden
Viele Flüchtlinge brauchen Unterstützung in ihrem Alltag – bei Behördengängen, Deutschunterricht, Kinderbetreuung, und und und. Also ganz einfach dabei, sich besser zurechtzufinden. Wie finde ich
einen Kindergartenplatz für mein Kind? Wie bekomme ich eine Rechtsberatung?
Einen Fachartzttermin?
Mittlerweile gibt es eine Reihe von Mentoringprogrammen, zum Beispiel in
Köln, Berlin und München. Man bekommt in der Regel eine kurze Schulung und hilft einem Flüchtling oder einer Flüchtlingsfamilie für einige Stunden pro Woche bei allen Problemen, die gerade anfallen.
Ehrenamtliche
PR-und Kommunikationsarbeit
Ein Berliner Student hat eine Online-Universität gegründet,
an der Flüchtlinge ohne Papiere ihr Studium fortsetzen können. Gesucht werden hier jedoch noch
ehrenamtliche Kommunikationprofis, die die Crowdfunding-Kampagne unterstüzen wollen.
Sprachvermittler
Die Internetseite Ref.connect vernetzt Flüchtlinge, die
Übersetzungshilfe brauchen, mit Leuten, die die entsprechende Sprache sprechen. Momentan ist das Projekt noch auf den Raum Berlin und Potsdam beschränkt, eine Ausweitung ist geplant.
Wer eine Fremdsparache spricht, kann sich auf der Seite in den Dolmetscherpool
eintragen, dort werden auch Termine aufgelistet, wann wo in welcher Sprache Hilfe
benötigt wird, etwa bei Behördengängen oder Arztterminen. Zurzeit werden vor allem Leute aus Berlin und Potsdam gesucht, die Arabisch,
Russisch oder Persisch sprechen.
Wohnung
vermieten
Sofern es die rechtliche Situation des Flüchtlings zulässt,
ist es prinzipiell möglich, Flüchtlinge bei sich zu Hause wohnen zu lassen oder
zum Beispiel eine Wohnung unterzuvermieten – was bisher aber noch viel zu selten passiert. Hier ist eine tolle Übersicht, was es zu beachten gibt. Auch die Macher der Seite „Flüchtlinge Willkommen“ haben sich gefragt, warum geflüchtete Menschen in Deutschland nicht
einfach in WGs wohnen können statt in Massenunterkünften – sie helfen dabei, ein freies Zimmer an einen Flüchtling
zu vermieten.
Sachspenden
Eine Sachspende ist wohl das, was für die meisten am einfachsten zu bewerkstelligen ist. Dabei ist aber wichtig: Unbedingt bei den
zuständigen Stellen (Behörde, oder auch Caritas oder Diakonie) vorher nachfragen, was überhaupt benötigt wird – manches ist im Überfluss
vorhanden, anderes wird händeringend gesucht. In Berlin
zum Beispiel kann man beim Landesamt für Gesundheit und Soziales unter der Telefonnummer 030 902293040 anrufen oder per E-Mail an spenden@lageso.berlin.de nachfragen, wo und was man spenden kann. Wer in München wohnt, findet hier Infos, Hamburger hier.
Jobbörse
Zwei Studenten hatten diese Idee als Abschluss ihres
Kommunikationsedesignstudiums: Ein Jobportal, das Flüchtlinge und Arbeitgeber,
die einen Flüchtling einstellen oder ausbilden wollen, zusammenbringt. Wer also in seiner Firma einen Job zu
vergeben hat oder einen Ausbildungsplatz, der sollte mal hier vorbeischauen. Das Portal soll eine Möglichkeit sein, den ersten Kontakt
zwischen Flüchtling und Arbeitgeber herzustellen. Dann muss sich aber jede Firma selbst darum kümmern, ob und unter welchen Umständen der Bewerber in Deutschland arbeiten darf, also einen gewissen bürokratischen Aufwand sollte man schon mit einkalkulieren.
Weitere tolle Projekte
Birte Vogel stellt auf ihrem Portal ehrenamtlich deutschlandweit Projekte und
Initiativen vor, die Flüchtlingen helfen. Mittlerweile gibt es viele tolle Ideen, darunter viele, die aus studentischen Projekten entstanden sind.
Die Stammtisch-App
Und zum Schluss noch eine feine Sache, die nicht unbedingt
direkt Flüchtlingen hilft, aber dabei, unerträgliche Stammtischsprüche besser parieren zu können: Die „Stammtisch-App“ will ein wenig zur Verbesserung der politischen Luft an
Österreichs Stammtischen beitragen (und an deutschen natürlich auch). Die gängigsten Behauptungen und Vorurteile
zu den Themen Migration, Integration und Fremdenfeindlichkeit werden hier
richtiggestellt.
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Vielleicht habt ihr noch Tipps für weitere Möglichkeiten, wie man Flüchtlinge unterstützen kann? Wir freuen uns über eure Kommentare!