Mit diesen Fragen kann man im Vorstellungsgespräch Punkte machen.
Das Vorstellungsgespräch: Keine Einbahnstraße
Wir erinnern uns, das hatten wir ja letzte Woche beim Thema „Falsche Fragen im Vorstellungsgespräch“: Keine eigenen Fragen parat zu haben, wenn man am Ende des Vorstellungsgespräch aufgefordert wird, welche zu stellen, ist ganz schlecht.
Im Interview mit uns sagte Heidi Stopper, die heute als Coach arbeitet und vorher Personalvorstand ProSiebenSat.1 war: „Im Interview sollte es zu 50 Prozent darum gehen, sich zu präsentieren; und die anderen 50 Prozent sind dazu da, herauszufinden, ob man bei dieser Firma überhaupt arbeiten möchte. Es gibt übrigens Untersuchungen, die zeigen, dass Arbeitgeber ein Gespräch positiver bewerteten, wenn der Gesprächsanteil jeweils etwa 50:50 betrug und nicht eine der beiden Seiten deutlich mehr Redeanteil hatte. Das ist ein psychologisches Phänomen: Arbeitgeber finden die Bewerber interessanter, die selbstbewusst auftreten und herausfinden wollen, ob sie die Firma wirklich gut finden, die also auf Augenhöhe und selbstbewusst auftreten, das wird honoriert. Also unbedingt schauen, ob die Firma und der Job gut für einen sind. Sobald das die Grundhaltung ist, ich authentisch und positiv auftrete, performe ich automatisch besser im Gespräch.“
Wir haben es sicher schon mal erwähnt: Ein Jobinterview ist keine Einbahnstraße. Der Kandidat sollte seine Gesprächspartner genau so befragen, wie er gerade befragt wurde – schließlich geht es für ihn um genau dasselbe wie für das Unternehmen: Die perfekte Besetzung zu finden, Besetzung heißt in dem Fall: den perfekten Job. Es geht durchaus auch darum, durch die eigenen Fragen möglicherweise auf Details zu stoßen, die sonst unerwähnt bleiben würden und später, falls man den Job antritt, für unangenehme Überraschungen sorgen könnten.
Wer keine Fragen stellt, wirkt desinteressiert
Und man darf nicht vergessen: Es handelt sich bei der Frage, ob es noch Fragen gibt, schlichtweg um einen Test – die Personaler wollen herauszufinden, wie interessiert der Kandidat tatsächlich an der Stelle ist.
Am besten sollte man einen ganzen Strauß Fragen vorbereiten, weil es gut passieren kann, dass sich einige Fragen schon während des Gesprächs klären und damit erledigt sind – so ist sichergestellt ist, dass am Ende noch Munition vorhanden ist. Hilfreich ist auch, sich eine kleine Chronologie der Fragen zurechtzulegen. Falls das Thema Gehalt tatsächlich noch überhaupt nicht angesprochen wurde, dann sollte man danach fragen, aber vielleicht nicht gleich als erstes. Gute Strategie: Erstmal inhatliche Fragen stellen und sich später nach „härteren“ Dingen wie Geld oder Aufstiegsmöglichkeiten erkundigen.
Ganz wichtig: Auch wenn man aufgeregt ist, während des Interviews richtig gut zuhören, um später keine Fragen zu stellen, die im Gespräch schon geklärt wurden. Und natürlich keine Fragen stellen, die eine simple Google-Recherche innerhalb von Sekunden beantwortet hätte („Haben Sie auch Filialen im Ausland?“).
Aber was wären denn nun gute Fragen? Wir haben ein paar zusammengestellt:
Wie sieht es mit Aufstiegsmöglichkeiten im Unternehmen aus?
Das Thema wird von Karriereexperten unterschiedlich bewertet – manche finden die Frage zu pushy und befürchten, damit käme der Kandidat so rüber, als könne er es kaum erwarten, die ausgeschriebene Stelle schnell wieder hinter sich zu lassen. Andere raten dazu, weil die Frage einen engagiert und ehrgeizig wirken lasse. Eventuell bietet sich eine Alterntive an, um auf der sicheren Seite zu sein, wie etwa: Wie sieht es bei Ihnen mit der Mitarbeiterentwicklung aus? Bieten Sie ein Mentorenprogramm oder Weiterbildungen an? Das zeigt, dass man nicht stehenbeiben, sondern seine eigenen Skills weiterentwickeln will.
Wie ist Ihr Zeitplan für die Entscheidung?
Damit zeigt man, dass man nicht wie die Maus vor der Schlange still verharren möchte, bis sich das Unternehmen gnädigerweise irgendwann mal wieder meldet, sondern auch einiges auf der Agenda hat und deshalb Planungssicherheit braucht.
Wie fördern Sie Talente und Stärken Ihrer Mitarbeiter?
Zeigt, dass man sich weiterentwickeln möchte und motiviert ist – und man erfährt, ob und wie die Firma in ihre Mitarbeiter investiert.
Welche Herausforderung werden mich am Anfang erwarten / Was wird am Anfang für mich oberste Priorität haben?
Zeigt, dass man schon ganz konkret und lösungsorientiert an die neue Aufgabe denkt.
Was sind im Moment die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?
Diese Herausforderungen wären im besten Falle ja auch bald die eigenen, und die sollte man doch kennen.
Warum arbeiten Sie für dieses Unternehmen?
Die Frage sollte man natürlich nicht rotzig-provokativ, sondern einigermaßen charmant stellen, dann ist sie eine gute Möglichkeit, zu prüfen, ob denn das Gegenüber einigermaßen authentisch und glaubwürdig rüberbringen kann, ob es wirklich Spaß macht, in dem Laden zu arbeiten.
Mit welchen Kollegen werde ich besonder eng zusammenarbeiten/ Wem werde ich vor allen zuarbeiten?
Zeigt, dass man interessiert ist an den Details des künftigen Büroalltags – und natürlich ist es eine wichtige Information, die auch für die eigene Entscheidung wichtig ist, ob man allein auf weiter Flur im stillen Kämmerlein hockt oder in ein Team integiert ist.
Gibt es noch etwas, das Sie von mir brauchen, um Ihre Entscheidung treffen zu können?
Schöne Abschlussfrage – man signalisiert dezent, dass man hoch interessiert ist und sicherstellen möchte, dass man alles geliefert hat.
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