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Sexismus ist Alltag in meinem Job – wann ändert sich das endlich?

Wir leben angeblich in einer gleichberechtigten Gesellschaft, doch gerade im Job bekomme ich immer wieder Sexismus zu spüren. Warum ist das so? Und wie gehe ich damit souverän um?

Sexismus ist im Job Alltag für mich

Werden Frauen im Job weniger ernst genommen als Männer? Die Antwort, aus meiner Erfahrung, lautet leider: Ja. Frauen haben im Berufsleben nicht nur mit Sexismus, sondern auch mit ziemlich vielen Vorurteilen zu kämpfen. Erst Recht, wenn sie selbstständig sind.

So richtig bewusst wurde mir die Tatsache, dass man als Frau im Job oft nicht ernst genommen wird, im Rahmen meiner ersten Selbstständigkeit. Obwohl sich sicherlich auch im Angestelltenverhältnis schon viele erkenntnisreiche Situationen geboten hätten, war ich vorher wohl noch nicht dafür sensibilisiert. Plötzlich aber sah ich mich sowohl mit den normalen Herausforderungen eines weiblichen Entrepreneurs konfrontiert als auch mit geschlechtsbezogener Diskriminierung. Ein paar Beispiele gefällig? Bitteschön!

Wo ein Business ist, ist auch ein Chef, keine Chefin

Meine damalige Geschäftspartnerin und ich waren auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten für unsere Agentur. Die Geschäfte liefen damals sehr gut, weshalb wir uns vergrößern wollten und schicke Büroeinheiten in direkter Innenstadtlage besichtigen wollten. Hierfür hatten wir uns mit einem Immobilienmakler verabredet, der uns durch verschiedene Räumlichkeiten führte.

Soweit, so gut. Als es dann jedoch ans Verabschieden ging, drückte er uns seine Visitenkarte in die Hand, und entließ uns mit den Worten: „Hier meine Kontaktdaten, ihr Chef kann mich gerne kontaktieren, dann vereinbaren wir noch einmal einen gesonderten Termin. Er möchte die Räumlichkeiten ja sicher auch noch einmal sehen, bevor es zu einer Entscheidung kommt“. Dass wir selbst „der Chef“ bzw. die Chefinnen mit entsprechender Entscheidungsbefugnis sein könnten, kam ihm offensichtlich nicht in den Sinn.

Fleißige Bienchen, im Auftrag für den Chef

Als selbstständige PR-Beraterinnen waren meine Geschäftspartnerin und ich damals viel unterwegs. Um unsere Kunden in die Medien zu bringen, reisten wir von Hamburg, über Berlin, bis nach München. Dort klapperten wir – in der Regel mit allerlei Pressemustern und Mappen im Gepäck – schwer beladen die ganzen ansässigen Redaktionen ab. Um die Zeit vor Ort so effizient wie möglich zu nutzen, ließen wir uns von einem Taxifahrer von Termin zu Termin fahren, der dementsprechend Zeuge unseres Geschleppes und Zeitdrucks wurde. Und so verabschiedete er uns am Ende des Tages mit den (vermutlich lieb gemeinten) Worten: „Mensch, ihr seid vielleicht zwei fleißige Bienchen. Da kann sich euer Chef aber glücklich schätzen, zwei so engagierte Mitarbeiterinnen zu haben!“

Professionell freundlich, nicht freundliche Professionelle

Nicht selten kam es vor, dass männliche Geschäftspartner unser
freundlich-professionelles Auftreten fehlinterpretierten. Das ist besonders ärgerlich, wenn es um eine konkrete Zusammenarbeit geht. Es gab zum Beispiel einen potenziellen Neukunden, der uns einen sehr lukrativen Auftrag in Aussicht gestellt hatte.  Bei einem gemeinsamen Business-Dinner wurden bereits die Konditionen der künftigen Zusammenarbeit besprochen und die Vertragsbestandteile konkretisiert. Als wir am Ende des Abends jedoch den „kleinen Absacker“ in seinem Hotelzimmer dankend ablehnten, platzte die Zusammenarbeit und der Kunde ließ nie wieder etwas von sich hören.

Wie geht man mit Sexismus um?

Stellt sich nun die Frage: Warum ist das so und wie kann ich es ändern? Tipps und Tricks finden sich dazu im Netz viele und natürlich gibt es auch unzählige Bücher zu diesem Thema. Darin steht dann oft, dass ich nicht so viel lächeln, Hände fester drücken oder lauter sprechen soll. Aber ganz ehrlich, bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass dieses Verhalten dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen. Stattdessen versuche ich es nun mit Humor zu nehmen und hoffe darauf, dass immer mehr erfolgreiche Frauen dazu beitragen, mit diesen Vorurteilen aufzuräumen.

Was ist eure Strategie, um mit diesem Thema umzugehen?

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