Gerade hat die Berlinale begonnen – genau der richtige Zeitpunkt, um mit „Berlinale Shorts“-Jurorin Kimberly Drew über die diesjährige Ausgabe sowie ihre Arbeit als Kuratorin, Autorin und Social Media-Managerin für das „The Metropolitan Museum of Modern Art“ in New York zu sprechen.
„Mein Leben war immer voller atemberaubender Bilder“
Am 9. Februar 2016 startete die 67. Berlinale, fester Teil des Filmfestivals ist mit den „Berlinale Shorts“ die Kurzfilm-Sektion, die seit zehn Jahren von Maike Mia Höhne kuratiert wird. In der diesjährigen Jury ist auch Kimberly Drew vertreten, die man aus der Kunstwelt und für ihre Arbeit als Social Media-Managerin für das „The Metropolitan Museum of Modern Art“ in New York kennt – und das alles mit gerade einmal 25 Jahren.
Wir haben mit ihr über ihre Aufgabe als Jurorin und ihren im Jahr 2011 gegründeten Blog „Black Contemporary Art“ gesprochen, der zu einer der einflussreichsten digitalen Plattformen für afrikanische und afroamerikanische Kunst weltweit gehört.
Nach was suchst du in deiner Position als Jurorin für die diesjährigen Berlinale Shorts? Was muss ein Film haben, das er dich erreicht?
„Erstmal fühle ich mich sehr geehrt, als Jurorin ausgesucht worden zu sein. Ich freue mich schon sehr darauf, die Filme zu sehen, neue Freunde zu treffen und mich von einem der besten Kinos der Welt umhauen zu lassen. Ich würde nicht sagen, dass ich bestimmte Kriterien dafür habe, was mich bewegen könnte – aber ich bin schon sehr gespannt darauf, auf diese Reise zu gehen.“
Kunst ist ein wichtiger Part in deinem Leben. Kannst du dich noch an den Moment erinnern, in dem du das erste Mal in Kontakt mit Kunst gekommen bist?
„Nein, daran kann ich mich tatsächlich nicht erinnern, aber mein Leben war immer voller schöner, atemberaubender Bilder. Ich bin unheimlich glücklich darüber, in Orange, New Jersey, aufgewachsen zu sein. Das ist ein Vorort von Newark und nur eine kurze Zugfahrt von New York entfernt. Die Kreativen in New Jersey und New York waren immer am Puls dessen, was neu und es wert war, gesehen zu werden. Zuhause ist für mich wahrhaftig da, wo die Kunst ist.“
Nach welchen Kriterien suchst du die Kunst aus, die du auf deinem Tumblr zeigst?
„Der Blog, an dem viele Menschen mitwirken, war immer darauf ausgerichtet, die Arbeiten schwarzer Künstler zu zeigen. Das primäre Kriterium ist also kultureller Ursprung. Im zweiten Schritt wird dann nach Dingen wie der Bildqualität, Urheberschaft und Herkunft ausgewählt.“
Als du vor Jahren im Studio Museum in Harlem gearbeitet hast, hat das deine Sicht auf die Kunstgeschichte grundlegend verändert und du hast deinen Blog gestartet. Kannst du kurz erklären, was dich damals bewegt hat?
„Ja, im Jahr 2010 habe ich ein Praktikum im The Studio Museum in Harlem gemacht und es hat meine komplette Sicht auf die Welt verändert. Das Museum, das das Zuhause einiger der wichtigsten Studien von ,schwarzer Kunst’ ist, ist für mich ein Mekka. Mein Blog wurde wohl aus einer Art Sehnsucht nach der Magie des Museums geboren.“
Sind Museen häufig weiß-dominierte Orte?
„Auf keinen Fall, ich denke nicht, dass Museen ‚weiße Orte‘ sind. Ich glaube, dass Museen bestmöglich die Weltgeschichte reflektieren. Für mich ist das Arbeiten für das ‚The Metropolitan Museum of Modern Art‘ eine herausragende Möglichkeit, 5.000 Jahre Kunsthistorie in 140 Zeichen, in zweiminütige Youtube-Videos oder in Gifs zu übersetzen.“
Gibt es eine Frau in der Kunstwelt oder aus deinem persönlichen Umfeld, die dich und deine Arbeit besonders beeinflusst hat?
„Es gibt so viele großartige Frauen! Und ich liebe es, in ihrem Windschatten zu leben. Um nur rein paar zu nennen: Thelma Golden, Elizabeth Alexander, Lowery Stokes Sims, Kellie Jones, Kemi Ilesanmi, Naima J. Keith, Amy Sadao, Lumi Tan und so viele mehr.“
Du hast in deinem jungen Alter schon ziemlich viel erreicht. Gibt es auch Momente, in denen du denkst, dass dir das alles gerade etwas zu viel wird?
„Ich liebe es jung und ambitioniert zu sein. Gerade arbeite ich aber auch daran, mehr Ruhe in meinen Alltag zu integrieren. Meine Arbeit mit Jessica Bell Brown, Taylor Aldridge und Jessica Lynne für ‘Black Art Incubator’ hat mich mit Strategien ausgestattet, die Selbstfürsorge in den Mittelpunkt zu stellen.“
Hast du einen Rat für junge Frauen, die Schwierigkeiten haben, an sich selbst zu glauben?
„Nimm dich selbst ernst.“
Derzeit arbeitest du an einem Projekt das sich „Black Futures” nennt. Um was geht es dabei?
„Das Projekt ist ein Buch, an dem ich mit Jenna Wortham arbeite. In den kommenden Monaten werden wir mehr verraten!“
Mehr bei EDITION F
„Frauen müssen sich in der Filmwelt anders festigen als der weiße heterosexuelle Mann“ Weiterlesen
Pionierinnen im Kino. Weiterlesen
Wie Cliffannie Forrester mit gerade einmal 18 ihr Lebensziel erreicht hat. Weiterlesen