Foto: Kim Keibel

Verena Pausder: „Kinder haben die mutigeren Ideen“

Die Initiative „Startup Teens“ soll Jugendliche dazu ermutigen, nach dem Schulabschluss selbst zu gründen. In Onlinekursen bekommen sie das nötige Wissen mit auf den Weg. Die Unternehmerin Verena Pausder engagiert sich für das Projekt und hat uns davon erzählt.

 

„Gründen bedeutet, Träume zu verwirklichen“

Nur wenige Jugendliche nennen während ihrer Schulzeit den Wunsch, in ihrem späteren Berufsleben ein eigenes Unternehmen zu gründen. Eine Gruppe junger Unternehmerinnen und Unternehmer möchte das ändern und hat aus diesem Grund ein neues Projekt aus der Taufe gehoben: die „Startup Teens“. Teenager ab 14 Jahren sollen in Online-Kursen, bei Events und einem Wettbewerb unternehmerisches Know-how erwerben und an den eigenen Ideen werkeln können.

Verena Pausder, Gründerin und Geschäftsführerin von Fox & Sheep, einem Unternehmen, das Apps für Kinder entwickelt, ist Mitglied im Beirat der Initiative. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, warum eine solche Initiative für Jugendliche notwendig und was das Ziel des Projektes ist.

Warum brauchen wir in Deutschland mehr Menschen, die gründen?

„Weil Gründen und Unternehmer werden bedeutet, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, eigene Ideen in die Tat umzusetzen, seine Träume zu verwirklichen und Spaß daran zu haben, zu gestalten, zu verändern, Innovationen hervorzubringen und Arbeitsplätze zu schaffen. Außerdem denken Gründerinnen und Unternehmer in Chancen statt in Risiken – und diese Einstellung brauchen wir in Deutschland noch viel mehr.“

Kinder und Jugendliche denken unkonventioneller und kreativer als Erwachsene. Schlummern hier die richtig tollen Ideen?

„Das glaube ich auf jeden Fall! Denn die Welt verändert sich gerade so schnell und Kinder und Jugendliche sind häufig näher an neuen Trends, Produkten sowie Technologien dran als wir Erwachsenen. Sie haben eine ganz andere Sicht auf die Welt und kommen mit unbefangenen, mutigen und zukunftsweisenden Ideen.“

Glaubst du, dass dieses freie Denken von Kindern und Jugendlichen im aktuellen Bildungssystem unterdrückt wird und es eher Angestellte produziert, als unternehmerisch denkende Menschen?

„Ich glaube nicht, dass freies Denken unterdrückt wird, aber es mangelt an Wissensvermittlung, Impulsen und Vorbildern rund um das Thema Unternehmertum. In der Schule gibt es kein Fach, welches das aufgreift. Im Fach Wirtschaft, welches längst nicht an allen Schulen angeboten wird, kommen die Fallbeispiele meist aus dem Bereich der staatlichen Unternehmen und Konzerne, da wird kein Spaß am Unternehmertum geweckt. Aber auch im Gespräch mit Eltern, Familien und Freunden kommt das Thema zu kurz, da die wenigsten selber Unternehmer sind und Leidenschaft für das Thema entfachen können.“

Ist das Projekt „Startup Teens“ als Kritik am Schulsystem zu verstehen oder als Zusatzangebot?

„Ich bin nicht gerne gegen etwas, sondern lieber für etwas anderes. Daher ist Startup Teens keine Kritik an den Schulen sondern ein Angebot an die Schüler und Schülerinnen das Handwerkszeug des Gründens von echten Unternehmern zu lernen und die Scheu zu verlieren, es selbst auszuprobieren.“

An welchen Orten in Schulen ließe sich denn unternehmerisches Denken integrieren?

„Wir brauchen das Pflichtfach Wirtschaft an allen Schulen! Und die Bereitschaft von Lehrern die Projekttage oder -wochen an ihren Schulen auch für Unternehmertum zu nutzen. Da gibt es schon tolle Initiativen wie Schule Plus, RockItBiz oder das Economic Summercamp, die genau das tun. Das sollten noch viel mehr werden!

Würden Schulen in Deutschland mehr Quereinsteiger gut tun, die unterrichten?

„Ich denke, dass Beispiele aus der Praxis in allen Schulfächern eine Bereicherung sind. Daher glaube ich nicht, dass es mehr Quereinsteiger geben muss, die Lehrer werden, sondern mehr Vorbilder aus der Praxis, die Gastauftritte an den Schulen haben sollten. Gerade Unternehmertum lebt davon, dass man Menschen zuhört, die schon gegründet haben, die viele Höhenflüge und Rückschläge erlebt haben und die den Funken in Kindern und Jugendlichen entzünden können, es auch zu versuchen.“


Wie sieht das Onlineunterrichtsangebot an die Jugendlichen konkret aus? Wie lange dauert der Kurs? Wie viel Zeit müssen Jugendliche mitbringen?

„Unser Online-Training werden wir ab Ende Oktober auf unserer Website starten. Es  ist ein wöchentlicher Live-Unterricht an einem frühen Abend über die Startup-Teens-Plattform. Wechselnde Unternehmerinnen und Unternehmer halten einen Vortrag zu einem Themenfeld, welches für angehende Gründer relevant ist. Zum Beispiel: Wie erarbeite ich mir eine Geschäfts­idee? Wie schreibe ich einen Business-Plan? Wie komme ich an eine Finanzierung? Wie in den Markt? Im Anschluss besteht die Möglichkeit eines Live-Chats mit den Jugendlichen. Alle Online Trainings werden nach dem Live-Unterricht zum Abruf auf die Website gestellt.“

Ist der Kurs kostenlos?

„Ja, sowohl die Events als auch das Online Training sind für die Schüler und Schülerinnen komplett kostenlos. Und natürlich kann auch jeder interessierte Erwachsene kostenlos das Online-Training durchlaufen. Je mehr, desto besser!“

Wie finanziert sich die Initiative?

„Die Initiative finanziert sich aus Spenden und Sponsoring und wir haben alle auch eigenes Geld investiert. Zum Start haben wir erste Spenden von Freunden und Familie bekommen, nun führen wir Gespräche mit Unternehmern und Firmen, um das Sponsoring auf breitere Beine zu stellen. Daher freuen wir uns sehr, wenn sich interessierte Unternehmen und Menschen bei uns melden.

Was uns neben der finanziellen Unterstützung aber auch unglaublich motiviert, ist wie positiv die Resonanz der Menschen war, die wir gebeten haben, das Projekt mit ihrem Namen und Netzwerk zu unterstützen. In kürzester Zeit sind 75 Unternehmerinnen und Unternehmer zusammengekommen.“

Wie wollt ihr sicherstellen, dass ihr Jugendliche aus möglichst vielen gesellschaftlichen Gruppen erreicht?

„Wir sind keine Elite-Initiative und es gibt keine Eintrittsbarrieren, bei uns mitzumachen. Wir sprechen mit Schulleitern aller Schulformen und laden alle Schülerinnen und Schüler zu unseren Events ein. Auch die Unternehmerinnen und Unternehmer, die uns bei unseren Events und beim Online Training unterstützen, kommen überall aus Deutschland und führen Unternehmen von ganz klein bis ganz groß. Der Wunsch Unternehmer zu werden, soll unabhängig vom Elternhaus und der Herkunft der Kinder und Jugendlichen werden und alle Bevölkerungsschichten erreichen. Das ist unser Ziel!“

Unsere Co-Gründerin Susann erzählt, warum sie „Startup Teens“ unterstützt.

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