Nach der Trennung von Justin Theroux und Jennifer Aniston melden sich einmal mehr jene Frauenzeitschriften zu Wort, die seit Jahren den Beziehungsstatus der Schauspielerin kommentieren. In einem Interview mit InStyle reagiert Aniston auf die irrsinnigen Unterstellungen.
Vom gesellschaftlichen Druck, Mutter zu sein
Eigentlich könnte man meinen, dass wir Frauen im Jahr 2018 selbst entscheiden können, wann und ob wir Kinder bekommen, wie wir unsere beruflichen und privaten Wünsche ausleben und vor allem: Ob der Rest der Gesellschaft an
dieser höchst privaten Angelegenheit teilhaben sollte. Ist das nach wie vor bloßes Wunschdenken?
Für die Schauspielerin Jennifer Aniston fühlt es sich wohl genau so an. Seit Jahren wird sie immer wieder mit Fragen zu ihrem Beziehungsstatus und einer möglichen Familienplanung konfrontiert. In zahlreichen Schlagzeilen wird spekuliert, wann und ob, Aniston denn jetzt endlich schwanger wäre. Die biologische Uhr ticke und mit jedem Jahr würde es ja ganz offensichtlich schwieriger, so die Begründung. Die klassischen Frauenzeitschriften scheinen derart irritiert zu sein, dass die Schauspielerin noch immer kinderlos ist. Sie gehen sogar so weit, dass sie auf eigene Faust nach Erklärungen suchen: Liegt es vielleicht daran, dass „Jen” keinen Mann behalten kann? Oder dass sie sich ihrer Karriere als Schauspielerin verschrieben hat?
Durch diese und ähnliche zynischen und durchaus verletztenden Äußerungen aus der Vergangenheit wird Jennifer Aniston in eine Rolle gedrängt, die nicht zu ihr passt: Die frustrierte, unglückliche und kinderlose Single-Frau. Seit Februar lebt sie getrennt von ihrem Mann, Justin Theroux. Auch für diese Entscheidung musste sie sich mehrfach rechtfertigen. In einem aktuellen Interview mit InStyle hat sie sich nun zu den abstrusen Vorwürfen geäußert:
„Wenn ein Paar auseinander geht, ist es die Frau, die verachtet wird. Die Frau ist traurig und allein gelassen. Sie ist der Fehler.“
Ob eine Frau ein Kind will, ist ihre Entscheidung
Egal wie souverän Aniston mit ihrer Trennung umgeht, die Medien scheinen die Geschichte einer verzweifelten, alleinstehenden Frau erzählen zu wollen. Jennifer Aniston ist mit der Zeit ein Symbol geworden, für den konstanten Druck, der auf vielen Frauen lastet. Schlagzeilen wie „Arme Jen“ oder „Wird sie ohne Kinder wieder glücklich?“ suggerieren fast schon, dass kinderlose Frauen versagt hätten und weniger wert seien in unserer Gesellschaft.
Frauen sollen sich anscheinend dafür schämen, sich schlecht fühlen und rechtfertigen, wenn sie sich gegen Kinder entscheiden. Und bedauerlicherweise sind es immer wieder sogar Frauen, die es verurteilen, wenn man sich entscheidet, keine Baby zu bekommen. Die Gründe dafür sind verschieden, viele sehen die Möglichkeit, Nachwuchs zu schaffen, als eine Art Pflicht. Für Aniston macht die Art und Weise, wie sie selbst in den Medien dargestellt wird, deutlich, dass etwas falsch läuft und völlig unrealistische Erwartungen an Frauen gestellt werden. Und dieses Problem hat vermutlich mehr Auswirkungen, als wir im ersten Schritt denken. Denn wenn wir als Leser*innen Inhalte nicht kritisch genug wahrnehmen, hinterfragen und verarbeiten, spiegelt sich das zurück auf unsere Gesellschaft:
„Es besteht ein Druck auf Frauen, Mütter zu sein, und wenn dies nicht der Fall ist, gelten sie als geschädigte Güter.“
Im Interview sagt sie über ihre Situation: „Niemand weiß, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht. Niemand denkt darüber nach, wie sensibel das für meinen Partner und mich sein könnte. Sie wissen nicht, was ich medizinisch oder emotional durchgemacht habe. Es besteht ein Druck auf Frauen, Mütter zu sein, und wenn dies nicht der Fall ist, gelten sie als geschädigte Güter. Vielleicht ist mein Zweck auf diesem Planeten nicht, mich fortzupflanzen. Vielleicht sind es andere Dinge, die ich tun soll?“
Mit dieser Reaktion setzt sie ein wichtiges Zeichen für kinderlose Frauen in ihrem Alter. Frauen, die sich bewusst gegen Nachwuchs entscheiden. Frauen, die den Wunsch haben, ein Kind zu bekommen, biologisch aber vielleicht nicht dazu fähig sind. Und Frauen, deren Lebenssituation womöglich einfach nicht zulässt, eine Familie zu gründen. Wir alle müssen uns bewusst machen: Die Motive, wenn man die freie Wahl hat, die für oder gegen ein Kind sprechen, sind von Frau zu Frau verschieden, sollten niemanden etwas angehen und sind schon gar nicht als Diskussionsgrundlage für die Öffentlichkeit bestimmt.
Titelbild: Depositphotos.com
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