Meine Tochter kommt so langsam in die Pubertät und ich erinnere mich an meine eigene…
Meine Tochter ist im Winter 11 Jahre geworden.
Sie ist immer noch kindlich und verspielt und ich finde das ganz schön.
Immer wieder erzählt sie mir jedoch von „Denen“.
Und dass „Die“ weh tun. Dass sie wegen „Denen“ eben nicht auf dem Bauch liegen konnte.
Und sie erzählt mir von „Anderen“.
„Andere“ die sie beobachtet und sieht, „Andere“ die in ihrer Klasse oder auf dem Schulhof sind.
Wenn ich nachfrage, ob sie von ihren Brüsten spricht, wird sie ganz verlegen und ganz glücklich.
Wir könnten uns ewig über Brüste unterhalten.
Ich habe ihr zwei Tops geschenkt die sie anfangs gar nicht mehr ausziehen wollte.
Kürzlich hatte sie ein paar Tage Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und ihr war schwindelig.
Ohne krank zu sein.
Sie hat in den Tagen fröhlich gefuttert und viel gelesen.
„Das sind die Hormone“ war mein erster Gedanke dazu.
Und auch ihr Kinderarzt hat mich auf mein Nachfragen sofort gefragt, wann ich denn das erste Mal meine Tage bekommen hätte.
Ich kann mich nicht erinnern.
Aber ich erinnere mich, wie es war als ich dann meine Tage hatte.
Das war mein großes Geheimnis.
Alle meine Infos waren aus der Bravo oder aus der Bravo Girl denn Internet hatte ich damals nicht.
Ich erinnere mich, dass ich Binden benutzt habe weil ich Angst vor Tampons hatte.
Und ich erinnere mich an Blut überall.
An ein Ferienlager, in dem ich die meiste Zeit auf der Toilette und mit der Organisation und Koordination von Baumwolle verbracht habe.
Und an fürchterliche Bauchkrämpfe.
Mein Geheimnis wurde erst gelüftet, als ich an einem Sommertag mit meiner besten Freundin ins Freibad bin. Schon auf dem Weg dorthin, bin ich tausend Tode gestorben weil ich gemerkt habe, dass das nicht spurlos an meinem weißen Sattel vorbeigehen wird.
Selbst in der Umkleide wollte ich noch tapfer schwimmen obwohl das Blut förmlich an mir runterlief.
Meine Freundin hat mich dann überzeugt lieber wieder nach hause zu fahren.
Sie hatte schon große Brüste.
Ich übrigens nie.
Da saßen unsere Mütter mit Tee.
Und nach einer Dusche hatte ich ein offizielles Frauengespräch mit diesen drei anderen Frauen.
Ich habe noch viele Jahre gebraucht, mich an das Blut und die Gefühls-und Energieschwankungen zu gewöhnen.
Wenn meine Tochter so verlegen und doch stolz von ihren Brüsten spricht, bin ich verwundert und auch erleichtert, dass sie daraus kein Geheimnis macht sondern mir vertraut.
Und ein bisschen geheim sind „Sie“ ja schon.
Sie spricht von etwas, dass noch gar nicht zu sehen ist und dass auch nicht beim Namen genannt wird.
Und dass für sie doch so wichtig ist.
Bild von meiner Tochter, Chibis