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Kommunikationsbranche erkennt Talente nicht

Kaum eine Branche hat so eine beachtliche Frauenquote wie die Kommunikation. Doch es gelingt ihr nicht, aus Mitarbeiterinnen Chefinnen zu machen.

 

Wo sind die Agentur-Chefinnen?

Die Kommunikationsbranche ist in Frauenhand – zumindest dann, wenn der Anteil der weiblichen Belegschaft insgesamt gemessen wird. 62 Prozent Mitarbeiterinnen verzeichnen die Agenturen in Deutschland im Schnitt, ihr Anteil hat seit 2009 um vier Prozentpunkte zugelegt, wie aus einer aktuellen Studie des Gesamtverbands Kommunikationsagenturen (GWA e.V.) hervorgeht. Was jedoch nicht passiert ist: Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist nicht gestiegen. Trotz der hohen weiblichen Kompetenz, bleiben in den Chefetagen von Agenturen die Männer unter sich. Während die letzte Staffel der TV-Serie Mad Men schon abgedreht ist, existieren die Geschlechterverhältnisse der Werbeagenturen aus den Sechzigern in deutschen Büros weiter.

Über 27 Prozent der männlichen Angestellten arbeiten auf Managementebene, bei den Frauen sind es über die Hälfte weniger. Nur zwölf Prozent der Kommunikationsexpertinnen arbeiten aktuell als Führungskraft. Dabei können Agenturen sich mit einem Mythos nicht herausreden: „Es gibt zu wenige Frauen, mit denen man hohe Positionen besetzen kann.“ Der Nachwuchs ist vorhanden, und er ist hochqualifiziert. 88 Prozent der Mitarbeitenden besitzen laut GWA eine fachspezifische Ausbildung, etwa 60 Prozent verfügen über einen akademischen Abschluss.

Nur wenige Werber haben Kinder

Ein demografisches Merkmal, das in der Erhebung des Verbands ins Auge springt: Nur 33 Prozent der Angestellten haben Kinder. Jedoch sind beinahe 70 Prozent aller Mitarbeiter über 30 Jahre alt. Liegt es an der Arbeitskultur in Agenturen, dass Menschen sich häufiger keine Kinder wünschen oder mit Kindern in zu anderen Arbeitgebern wechseln? Um diese Fragen zu beantworten, müsste eine Studie die Karrieren von Menschen in der Kommunikationsbranche insgesamt betrachten und feststellen, wann und aus welchen Beweggründen sie die Branche wechseln. Eine US-Studie hatte dies für Ingenieurinnen getan, die besonders häufig abseits von technischen Berufen Karriere machten, weil ihre Aufstiegschancen dort besser waren. In der neuen Branche stiegen 54 Prozent der Ingenieurinnen in leitende Positionen auf.

Talente werden nicht erkannt

Dass Frauen seltener Führungspositionen anstreben oder andere Führungsqualitäten haben, ist ein weiterer Mythos, der sich noch immer hält, jedoch längst wissenschaftlich widerlegt ist. „Die Karrierewege von Frauen haben oft einen anderen Rhythmus“, so Helena Morrissey vom 30% Club, die eine KPMG-Studie zu weiblichen Karrieremythen mit in Auftrag gab, „doch eine unterstützende und inklusive Organisationskultur, in denen das Führungspersonal sich für Wandel einsetzt, wird weibliches Talent erkennen und halten können.“

Die aktuellen GWA-Zahlen legen jedoch nahe, dass ausgerechnet die Branche, die aus einem großen Talente-Pool wählen kann, ihre weiblichen Talente nicht erkennt und fördert.

Was sind eure Erfahrungen aus Agenturen? Wie gelingt es Frauen, dort Karriere zu machen?

 

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