Wie wir mobil, micro und sozial unser Wissen erweitern
Gefragt ist bei uns Wissensarbeitern alles, was das Lernen im Berufsalltag
erleichtert. Das führt zu mobilen Lösungen, die Weiterbildung vereinfachen. Auch als Ergänzung zu Präsenzveranstaltungen sind digitale Konzepte im Vormarsch.
Trend 1: Arbeitsplatzintegriertes Lernen
Ob der Vertriebsmitarbeiter auf Reisen seinen Wissensdurst stillt, oder der technische Mitarbeiter nachschlägt, wie er seine Maschine zu warten hat – Lernen findet heute überall statt. Mobiler Geräte und entsprechend aufgemachter Lerneinheiten sei Dank. „Möglich macht diese Art des Lernens der Schub, den die Digitalisierung in den letzten Jahren durch innovative Technologien erfahren hat“, erklärt Christoph Igel, Wissenschaftlicher Leiter des Educational Technology Lab des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz. Und das Lernen „on demand“ ist sehr wichtig, wenn sich Industrie 4.0 durchsetzen soll.
„Wir gehen hier weg von klassischen Schulungen, in denen Faktenwissen gelernt oder Prozesse vermittelt wurden. Heute ist handlungsorientiertes Lernen am Arbeitsplatz und die Vermittlung von Erfahrungswissen gefragt“, weiß Igel, der vor allem für Unternehmen tätig ist.
Trend 2: In Häppchen lernen
Soll praxisorientiert gelernt werden, ist es sinnlos, Unmengen an Faktenwissen auf Vorrat zu erwerben. Wichtig wird es, in bestimmten Situationen, die im
Moment benötigten Informationen zu erhalten. In kleinen Einheiten zu lernen ist für Menschen, die nicht den ganzen Tag am Computer sitzen, ideal. „Wir setzen das Microlearning bei unseren mobilen Anwendungen ein“, sagt Marketingleiterin Kerstin Stengel vom E-Learning-Anbieter Skillsoft. Gearbeitet wird hier etwa mit kurzen Videosequenzen von drei bis fünf Minuten. Bei Skillsoft werden Filme in der Regel von zusätzlichem Material begleitet. Von Tutorials, Whitepapers, Übungen oder der online-Bibliothek 24/7, die tausende Fach- und Managementbücher beinhaltet. „Wer Filme konsumiert, bleibt passiv. Das Gelernte sollte aber möglichst schnell praktisch angewandt werden, damit sich Wissen festigen kann“, bestätigt der habilitierte Verhaltensforscher und Professor für Bildungstechnologie Igel.
Trend 3: mobiles Lernen
Wer im Zug sitzt oder sich zwischen zwei Meetings auf den neuesten Stand bringen will, braucht mobile Anwendungen und kompatible Geräte. Moderne Apps, wie die Skillsoft Learning App empfehlen proaktiv Videos, Bücher, Hörbücher und Zusammenfassungen, die auf die Interessen des jeweiligen Benutzers abgestimmt sind. „Die Nachfrage der Nutzer nach einer Bereitstellung digitaler Inhalte über mobile Endgeräte steigt rapide an“, sagt Stengel. „Am besten lernt es sich, wenn Lernen Teil des Alltags wird. Mit unserer App sind wir damit einen großen Schritt weitergekommen“, sagt Stengel.
Trend 4: spielerische Methoden
Noch bevor der Trend zu spielerischen Inhalten wirklich in den Firmen angekommen ist, ist Gamification schon wieder auf dem Abschwung. Dabei hält Professor Igel diesen Ansatz für sehr erfolgreich: „Wer bei Ratespielen oder Wettbewerben lernt, behält Fakten besser und bleibt motiviert“, weiß der Forscher. Allerdings sind spielerisch aufbereitete Inhalte aufwändig herzustellen und dementsprechend teuer. Wer ernsthaften Inhalt seriös und gleichzeitig
kurzweilig darstellen möchte, braucht echte Profis. Nur wenige „Serious Games“
sind wirklich erfolgreich und professionell. „Eine zeitgemäße Lernoberfläche und intuitive Bedienung ist Voraussetzung dafür, dass Wissbegierige
dranbleiben“, beobachtet Stengel.
Trend 5: Gratis-Angebote
Wer heute in Yale studieren möchte, braucht nicht mehr ins Ausland zu fliegen. Die örtliche Universität stellt nämlich, wie zahlreiche andere renommierte
Institutionen ihre Vorlesungen und Seminare ins Internet. Massive Open Online
Courses nennen Experten dieses Angebot. So können Interessierte
Live-Mitschnitte im Internet verfolgen, ohne eingeschrieben zu sein. „Die
Universitäten bieten so qualitativ hochwertige Inhalte für eine breite Masse“,
sagt der 47-jährige Wissenschaftler Igel. Aber hier ist auch Vorsicht geboten:
Bei Internet-Freebies findet keinerlei Qualitätskontrolle statt. „Wir stellen
bei unseren Kunden fest, dass es gerade nicht erwünscht ist, sich auf
gratis-Content aus dem Netz zu verlassen“, ergänzt Skillsoft-Frau Stengel. Ihr
Arbeitgeber arbeitet deswegen mit vertrauenswürdigen Inhalten, die von
Fachexperten erstellt und geprüft werden.
Trend 6: Privat und Business vermischen sich
Informelle Wissensvermittlung nennen es die Experten, wenn Freizeitbeschäftigungen zur Wissensvermittlung herangezogen werden. Das Startup Neocosmo macht das mit digitalen Wissensmagazinen, die Mitarbeiter
abonnieren genauso wie sie es auch in ihrer Freizeit mit Mode- oder
Autozeitschriften tun. „Lesen ist neurologisch gesehen, eine der besten
Methoden, Wissen aufzunehmen“, sagt Gründer Volker Zimmermann. Der promovierte Wirtschaftsinformatiker weiß, dass es im klassischen E-Learning verpönt ist, mit langen Artikeln und Texten zu arbeiten.
Seine elektronischen Wissensmagazine orientieren sich am Freizeitverhalten der Menschen: Spannende Artikel, grafisch gut aufgemachte Seiten und immer wieder kleine digitale Elemente wie Quizze oder Videos. Dabei sind die Inhalte
personalisiert und auf das jeweilige Unternehmen oder den Mitarbeiter und seine Aufgaben abgestimmt.
Trend 7: Lernen wird Sozial
Beim Snowboarden am Wochenende Selfies machen und auf einer Sozialen Plattform mit anderen teilen, den eigenen Kontakten Tipps zu guten Restaurants oder Urlaubszielen geben – in unserer Freizeit nutzen wir die sozialen Medien ganz zwanglos. Für den Seminarbereich sieht Volker Zimmermann eine sinnvolle
Ergänzung durch kollaborative Plattformen. „Was in einem Seminar erarbeitet
wurde, kann per Foto, Video oder Text leicht dokumentiert und allen zugänglich
gemacht werden“, weiß der Lernexperte. Dabei ist der Kreis der Empfänger frei
wählbar. Also bleiben beispielsweise einzelne Gruppen unter sich, ohne dass das
Brainstorming zum neuen Produktdesign oder die Ergebnisse des
Entwicklertreffens frei im Internet verfügbar sind.