Auch, wenn die Launen des Chefs manchmal außerirdisch sein können – auch sie sind nur Menschen, die lieben und leben wie wir. Welche Führungskräfte sich für LGBT-Rechte einsetzen und gerade dafür ausgezeichnet wurden, erfahrt ihr bei uns.
Warum Finanzen in einer Firma nicht alles sind
Der Laden läuft, die Kasse klingelt, das Geschäftsmodell geht auf. Gründe genug, den Chef oder die Chefin als Vorbild zu sehen. Denn schließlich haben wir ihren richtigen Entscheidungen auch unseren Job zu verdanken. Noch viel mehr Bewunderung sollten wir zeigen, wenn der Boss nicht nur eine Business-Maschine ist und Dollar-Zeichen in den Augen hat, sondern auch persönliche Stärke beweist. Offen damit umgeht, wie er lebt und liebt, sich für die Gleichberechtigung aller Menschen einsetzt. Das Netzwerk Outstanding, ein Netzwerk für LGBT-Menschen im Beruf und ihre Unterstützer, zeichnet Führungskräfte aus, die sich für LGTB-Rechte einsetzen und selbst lesbisch, schwul, bisexuell oder transgender leben. Das macht das Netzwerk gemeinsam mit der Financial Times nun schon zum dritten Mal. Die Liste mit den Top 100 wurde am 20. Oktober veröffentlicht. Ausschlaggebend für die Bewertung der „Outstanding“-Führungskräfte war unter anderem ihre Motivation, den Arbeitsplatz für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einem Wohlfühlort zu machen und außerdem, inwiefern sie sich auch außerhalb der Arbeit dafür stark machen, das Leben von LGBT-Menschen zu verbessern und natürlich: ihre bereits erreichten Karriere-Ziele. Auf der Webseite von Outstanding heißt es:
„Wir heben diejenigen Vorbilder hervor, die die nächste Generation beeinflussen werden.“
Anhand der Top fünf der Gewinner zeigen wir euch, welche Namen ihr euch in Zukunft merken solltet.
5. Claudia Brind-Woody, Vize-Präsidentin und Managing Director von IBM
Claudia Brind-Woody: Bitte endlich gleiche Rechte und Anerkennung für alle. Quelle: facebook | C. Brind-Woody
Seit 1996 ist die heutige Vize-Präsidentin und Geschäftsführerin von IBM Global Intellectual Property Licensing fester Bestandteil der Firma. Sie ist mit ihren Fähigkeiten für die Firma unverzichtbar: So leitet sie beispielsweise ein Quelltext-Team, IBMs kleinere Ablegerfirma sowie die IP-Management-Solutions. Abgesehen von ihren fachlichen Kenntnissen engagiert sie sich für verschiedene Programme und Initiativen in Großbritannien, Amsterdam und Amerika, die sich für die Inklusion von LGBT-Arbeitskräften und gleiche Rechte am Arbeitsplatz stark machen.
4. Martine Rothblatt, CEO von United Therapeutics
Warum sollte man sich verstecken? Martine Rothblatt spricht offen über ihre Geschlechtsumwandlung. Quelle: Woodhull Sexual Freedom Alliance – CC BY-SA 3.0
Ganz offen hat sie in der Öffentlichkeit über ihre Geschlechtsangleichung, ihre Identität und ihre Rechte als Trans-Frau gesprochen. Dass sie Co-CEO der Biotechnologie-Firma United Therapeutics mit einer Marktkapitalisierung von rund drei Milliarden Dollar ist, hielt sie davon keinesfalls ab. Um ihre Geschichte weiter hinaus zu tragen und andere daran teilhaben zu lassen, schrieb sie ein Buch mit dem Titel der auf Deutsch übersetzt lautet „Apartheid of Sex, ein Plädoyer zur Abschaffung der staatlichen Geschlechtsbestimmung“. Darüber hinaus unterstützt sie das LGBT-Center in Los Angeles und nahm im Juni 2015 am LGBT-Empfang mit Obama als Gastgeber im Weißen Haus teil. Wir haben Martine schon einmal ausführlich porträtiert.
3. Antonio Simoes, CEO von HSBC Bank plc
Antonio Simoes: „eine Vorzeigekind für Diversität“. Quelle: facebook | Antonio Simoes
Als CEO der HSBC Bank plc und Teil des HSBC Group Management Komitees liegt das Wohl von rund 70.000 Angestellten in Europa, vor allem in Großbritannien, in Antonios Händen. Seitdem er bereits bei der ersten Outstanding-Preisverleihung im Jahr 2013 mit einem Award geehrt wurde, spricht er offen über seine Position als homosexueller Mann im Banking. Mit dem Ziel, sowohl die Vielfalt als auch die Authentizität am Arbeitsplatz voranzutreiben und zu sichern, kooperiert er eng mit verschiedenen LGBT-Stiftungen. Zu Recht gab ihm Lord Browne, ehemaliger Chef des Energieunternehmens BP, in seinem Buch „The Glass Closet“ den Titel „ein Vorzeigekind für Vielfalt“.
2. Alan Joyce, geschäftsführendes Vorstandsmitglied von Qantas Airways Ltd
An der Spitze von Qantas durch Höhen und Tiefen: Alan Joyce. Quelle: flickr | Jetstar Airways – CC BY-SA 2.0
Qantas ist mit 30.000 Angestellten Australiens größte Airline, jedoch sah die Vergangenheit nicht immer ganz so rosig aus. Nachdem sie einen hohen Verlust verzeichneten, mussten Kosten gekürzt, Ausgaben eingespart und die Firma umstrukturiert werden – bis sie wieder in die Spur fanden und den Verlust in einen Profit umwandelten. All das unter der Führung von CEO Alan. Als eine der ersten Firmen unterstützten sie in Australien die Gleichstellung aller Ehen und Liebesbeziehungen.
1. Inga Beale, CEO von Lloyd’s of London
Erste weibliche und bisexuelle Führungskraft von Lloyd’s of London. Quelle: instagram | annelot_s
325 Jahre hat es gedauert, bis der Versicherungsmarkt Lloyd’s of London sich dazu entschloss, Anfang 2014 eine Frau zur Vorstandschefin zu ernennen: Inga Beale. Und weil ein großer „Durchbruch“ nicht genügt, ist sie nicht nur die erste weibliche Führungskraft, sondern auch eine der wenigen bekannten Bisexuellen auf ihrem Level. Sie hat bereits ein Markt-Modernisierungsprogramm ins Leben gerufen, neue Büros in Dubai und Beijing eröffnet und leitet eine Initiative, um Lloyd’s Offenheit und Vielfalt zu sichern. Des weiteren spielt sie eine wichtige Rolle in der firmeninternen LGBT-Gruppe und unterstützt das LGBT-Versicherungsnetzwerk der Angestellten „LINK“.
Eine Preisverleihung, die nicht nur die materiellen Ziele und Gewinne kürt, sondern vor allem: Die Person hinter den Zahlen.
Welche LGBT-Führungskräfte sonst noch auf der #outstanding-Top-100-Liste stehen, seht ihr hier. Auch die Top 30 unterstützender Führungskräfte, die selbst heterosexuell sind und sich für die LGBT-Gleichstellung engagieren, sowie die Top 30 der LGBT-Führungskräfte der Zukunft wurden gekürt.
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