Die Finanzchefin Simone Menne verlässt Lufthansa frühzeitig. Offiziell, weil neue interessante Aufgaben auf sie warten. Inoffiziell scheinen die Gründe aber in der Unternehmensführung zu liegen.
Zu wenig Spielraum bei Lufthansa
Der Abgang der Finanzchefin Simone Mennes deckt einige Missstände in der Unternehmungsführung des Weltkonzerns auf, schreibt Michael Machatschke von unserem Partner Manager Magazin Online.
Am Ende danken alle und verteilen verbal Blumen – Abgänge aus hohen Führungspositionen folgen immer dem gleichen Schema. Auch die Lufthansa hält sich beim jähen Abschied der Finanzvorständin Simone Menne, die zum Pharmakonzern Boehringer Ingelheim wechselt, an das Ritual. Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber lässt ihr schriftlich sein „Bedauern“ ausrichten.
Tatsächlich dürfte es bei der Personalie Menne nicht so harmonisch zugegangen sein, wie es jetzt wirken soll. Die Finanzchefin geht nach eigenen Angaben, weil neue interessante Aufgaben auf sie warten. Das passt in eine gewisse Tradition. Schon ihre Vorgänger Karl-Ludwig Kley und Stephan Gemkow verließen die Lufthansa, um andernorts Chef zu werden oder zumindest mehr zu verdienen. Das heißt aber auch, dass es dem Unternehmen nicht gelang, ihr ein befriedigendes Arbeitsumfeld zu geben, und das, obwohl sie doch immerhin die zweitwichtigste Position in einem Weltkonzern inne hatte.
Erhebliche Spannungen zwischen Menne und Vorstandschef Spohr
Nicht zu übersehen ist zugleich, dass es erhebliche Spannungen zwischen Simone Menne und Vorstandschef Carsten Spohr gab, sorgfältig vor der Öffentlichkeit verborgen. Menne leistete aus Spohrs Sicht zwar solide Arbeit, doch er akzeptierte sie anscheinend nicht als ebenbürtigen Konterpart. Zu wichtigen Gesprächen nahm er sie mitunter nicht mit, zum engsten Kreis gehörte sie nie. Und Spohr schien genervt, wenn Menne ganz im Sinne ihres Amtes darauf hinwies, dass sich die klamme Lufthansa nicht mehr jedes schöne neue Flugzeug leisten kann.
Die Geschlechterfrage spielt wohl ebenfalls eine Rolle. Die Führung der Lufthansa ist im Kern immer noch ein Männerbund. Eine kritische Frau hat es da besonders schwer. Allerdings knirschte es auch im Aufsichtsrat. Mennes Finanzierungspläne wurden zuweilen zerpflückt, einmal fiel ein Konzept sogar durch.
Die alte Rechnung
Und dann war da noch eine alte Rechnung. Simone Menne war schon Finanzvorständin unter Spohrs Vorgänger Christoph Franz, der sich als Kostenkiller gerierte. Menne sprang ihm bei und rüffelte öffentlich die Passage-Sparte, also den eigentlichen Flugbereich, der mehr sparen müsse. Chef der Sparte war damals Carsten Spohr. Gut möglich, dass er die Attacke als Parteinahme in einem Machtkampf verstand und sich merkte. Loyalität ist, wie Kenner wissen, für den Lufthansa-Chef extrem wichtig.
Die Lufthansa verliert mit Simone Mennes eine sehr gute Finanzchefin. Trotzdem wird Spohr ihr keine Träne nachweinen. Und Menne noch weniger der Lufthansa.
HINWEIS: Die Veröffentlichung des Textes erfolgt mit freundlicher Genehmigung von manager-magazin.de. manager-magazin.de liefert täglich Wirtschaft aus erster Hand: durch Orientierung über die wichtigsten Nachrichten des Tages, Inspiration durch die Vorstellung relevanter Trends und mutiger Managerinnen und Manager – und durch den Blick auch auf die unterhaltsame Seite der Wirtschaft. Die tägliche Online-Ausgabe ergänzt das monatliche Magazin mit seinen investigativen und exklusiven Geschichten aus der Welt der Wirtschaft.
Mehr bei EDITION F
Simone Menne: Ich will CEO eines Dax-Konzerns werden. Weiterlesen
Was Führungskräfte tun können, damit Frauen die gleichen Chancen haben wie Männer. Weiterlesen
Drei Erfolgsregeln internationaler Managerinnen. Weiterlesen