Was ist eigentlich dieses Mansplaining und warum genau rege ich mich über dieses Phänomen auf? Von nett gemeinten Erklärungsversuchen und platten Diskussionskulturen.
Zwischen nett und nervig
Im Laufe meines Lebens wurde mir von Männern schon vieles vielfach erklärt. Wie ich ein Bett zusammenbaue und dass ich dabei die Schrauben im Uhrzeigersinn eindrehen muss, legte mir kürzlich ein mir völlig fremder Bekannter einer Freundin nahe. Kann er ja nicht wissen, dass ich mit meinen 24 Jahren schon das ein oder andere Mal geschraubt habe. Ob ich auch wirklich sicher sei, dass ich die Nummer meiner Mutter nicht blockiert hätte, fragte der Verkäufer beim Telefonanbieter meiner Ma mit Nachdruck, als sie ihm erklärt, dass die SMS von ihrem luxemburgischen Handy nicht mehr an meine deutsche Nummer zugestellt werden. Warum das (bis heute) so ist, wusste der junge Mann offenbar auch nicht. Weil so eine kleine Runde Mansplaining aber immer noch besser als die Offenbarung dieser Tatsache ist, gab er das augenscheinliche Problem eben an die nächstbeste Person weiter – mich. „Gucken Sie lieber nochmal in Ruhe zuhause nach!“, sagte er und nickte mir ermutigend zu. Junge, die Liste meiner blockierten Nummern ist so lang wie meine Wimpern (das bedeutet sehr lange, nichts für ungut!) – ich weiß genau, was ich da tue. Außerdem: Technik? Kann ich trotz meiner Vagina. Und auch bei der letzten Party, die mich meinen Kopf noch immer mit einem wütenden „Boy bye!“ zur Seite werfen lässt, rief mir ein halbbekannter Typ mit erhöhtem Alkoholpegel drei Mal „Bullshit!“ ins Gesicht, nachdem meine Argumente zu einer Diskussion über Diversity in Hollywood nicht seine bisherige unkritische Lebensweise widerspiegelten. Und dann wäre da ja noch der Klassiker: Mann erklärt mir Fußball. Immer. Aus allen Richtungen: Abseits ist, wenn … Englische Woche ist, wenn … Das Team mit den roten Trikots schießt ins rechte Tor … Junge, halt doch einfach mal die Fresse. Bitte, danke.
Mansplaining, eine Zusammensetzung aus den Wörtern Man und Explaining, beschreibt dabei das Phänomen, mit dem Männer anderen Personen (oft Frauen) in herablassender Art die Welt zu erklären versuchen, als ob ihre Gesprächspartnerin diese nicht selbstständig wahrnehmen und verstehen würde. In einem Video, das vor einigen Monaten im Netz die Runde machte, können wir einen Haufen solcher Typen dabei beobachten, wie sie Frauen unterschiedlicher Positionen im Fernsehen wahlweise ihren eigenen Job oder ein anderes alltäglichen Mysterium verdeutlichen.
Aber die Geschlechter sind doch voll gleich und so!
Dieser Artikel wurde zuvor auf dem Blog Flussperle veröffentlicht.
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