Ich werde es sicher nicht schaffen, jemandem die Flugangst komplett zu nehmen, aber ich kann helfen, dass es einfacher wird. Denn ich kenne Flugangst ganz genau. Diese Dinge haben mir selbst geholfen.
Kalte, schwitzende Hände: Wir heben ab
Viele von uns kennen das beklemmende Gefühl, das sich bereits Stunden
vor dem Flug einschleicht. Bei jedem von uns äußert es sich anders. Ich
bekomme schwitzige Hände, mein Puls steigt und ich kann mich auf
geistig anstrengendere Sachen (wie zum Beispiel Sudoku) nicht mehr
konzentrieren.
Wenn ich jedoch daran denke, wie es mir vor ein paar
Jahren noch erging, bin ich heute einen immensen Schritt weiter. Damals
weinte ich vor jedem Flug und konnte kein Wort sprechen. Während des
Fluges war an Essen nicht zu denken und ich stieg jedes Mal
nassgeschwitzt aus dem Flieger. Purer Stress.
Endlich an die Traumziele reisen
Ein paar einfache Übungen
haben mir aber geholfen und heute fliege ich sogar alleine ohne
Schweißausbrüche und Panik. Ein ungutes Gefühl habe ich immer noch, aber
ich übe und das hilft mir dabei, entspannter an die Traumorte dieser
Welt zu kommen. Ich werde es sicher nicht schaffen, jemandem die Flugangst
komplett zu nehmen, aber ich kann helfen, dass es einfacher wird. Im
Folgenden habe ich ein paar Tipps zusammengestellt, die auch mir
geholfen haben:
Besorge dir ein Hörbuch zum Thema Flugangst
Ich habe das Hörbuch „Strategien
gegen Flugangst!“ von Martin Hecht. Darin werden alle Geräusche erklärt,
sodass man versteht, warum welches Knacken oder Rauschen auftritt. Ebenfalls finden sich Entspannungsübungen und beruhigende Musik darauf.
Hör das Hörbuch bereits am Flughafen. Und wenn du dann im Flugzeug
sitzt, dann konzentriere dich auf die Aufgaben, die dir die Stimme
aufgibt.
Schaue im Vorfeld eine Dokumentation über das Fliegen an
Ich hab es direkt extrem gemacht und eine Doku darüber geschaut, wie
man sich im Notfall zu verhalten hat und wie und wo die besten Chancen
sind, falls man mal in eine schlechte Situation gerät. Ob die Tipps
dann helfen, ist eine andere Sache. Aber es hilft meinem Wohlbefinden,
wenn ich weiß, was ich tun könnte. Ich sitze zum Beispiel maximal sieben Reihen von einem Notausgang entfernt, da bei Rauchentwicklung alle bis
Reihe sieben die größten Chancen haben, das Flugzeug zu verlassen. Klingt
makaber und die Wahrscheinlichkeit, dass ich mal in so eine Situation
komme, ist sehr gering, aber allein dass ich es weiß, hilft mir.
Verhalten bei Turbulenzen
Für mich sind Turbulenzen immer der reinste Horror. Auch heute noch
macht es mir wirklich Angst. Aber: Man kann es sich etwas „erträglicher“
machen. Hast du vor dir ein Getränk stehen und es fängt an zu wackeln?
Nimm das Glas in die Hand und versuche, dich darauf zu konzentrieren, es
zu balancieren. Es darf nichts verschütten. Als ich damals während des Orkans „Kyrill“ im Landeanflug auf Dortmund war, habe ich es mit zwei
Gläsern gleichzeitig gemacht. Das hat mich wirklich abgelenkt. Solltest du in einem der Superflieger sitzen und einen eigenen Bildschirm mit
Spielekonsole haben, dann spiel ein Spiel. Am besten etwas Einfaches wie Tetris. Konzentriere dich! Lass die Reihen verschwinden…
Hast du nichts
derartiges in der Nähe und sitzt gerade einfach nur da, dann fang an, dich mit deinem Popo auf dem Sitz hin und her zu bewegen. Mit deinen Beinen wackeln oder im Rhythmus der Musik trippeln, Arme eventuell mal
etwas strecken, einfach in Bewegung bleiben. So spürst du das Wackeln
nicht mehr ganz so stark. Turbulenzen sind nur sehr sehr selten der
Grund für einen Absturz!
Trink viel
Man sollte viel trinken, denn das Fliegen laugt unseren Körper und unsere Haut aus. Wasser
hilft, sich körperlich besser zu fühlen. Ich kaufe mir im Duty-free
immer eine kleine Flasche und im Flieger gönne ich mir meistens ein Bier
mit Cola (Auch wenn Alkohol wieder schlecht für den Körper ist, ich
weiß). Entscheide dich einfach individuell dafür, was besser für dich ist. Es
geht nicht darum, deinen Körper mit viel Wasser in Schuss zu halten,
sondern dein Wohlbefinden zu steigern. Musst du öfters zur Toilette,
bist du mehr in Bewegung und bist beschäftigt.
Letzte Lösung: Tabletten
Ich bin damals zu meiner Hausärztin gegangen und habe mich darüber
informiert, was ich tun könnte, ohne direkt auf die harten Mittel
zugreifen zu müssen. Also habe ich eine Packung „Reisetabletten“
bekommen. Das sind die normalen Tabletten, die wir als Kinder auf langen
Autoreisen gegen Übelkeit bekommen haben (natürlich eine andere Dosis.
Nicht dass meine Eltern jetzt eine Anzeige bekommen). Die Tabletten
bekommst du rezeptfrei in der Apotheke. Sie kosten um die fünf Euro und der
Wirkstoff ist Dimenhydrinat. Sie helfen gegen Übelkeit, haben aber die
nette Nebenwirkung, dass sie müde machen und den Puls senken. Was in
meinem Fall perfekt ist, weil mein Puls vor dem Flug auf gefühlt 700
steigt. Schlafen kann ich trotzdem nicht, weil ich grundsätzlich kein Auge
im Flugzeug zumache, aber sie geben mir eine „Scheißegal“-Einstellung,
was ich sehr begrüße. Meine Apothekerin meinte damals zu mir: eine
Tablette und ein Glas Rotwein, danach schlafen Sie wie ein Baby (Aber
das habe ich hier nicht empfohlen, sondern nur zitiert!).
Erster Schritt: überhaupt einsteigen
Man kann also einiges tun, um sich abzulenken, denn im
Endeffekt geht es nur darum. Wir bilden uns ein, immer alles im Leben
unter Kontrolle zu haben und kaum müssen wir dann mal die Kontrolle
abgeben (zum Beispiel an einen Piloten), geraten wir in Panik. Merken: Du hast über kaum etwas im Leben die Kontrolle, auch wenn du
es denkst. Mein Mutmacher-Spruch ist immer: Wenn Final Destination dich
will, kriegt Final Destination dich auch.
Also dann: Arbeite daran und konfrontiere dich mit der Angst, so kannst du sie wenigstens in manchen Momenten
kontrollieren. Nur wenn du in dieses Flugzeug steigst, wirst du
entfernte, unfassbare Orte unseres Planeten sehen! Und wenn du mal
zufällig im Flieger neben mir sitzt, halte ich deine Hand, falls du es
bis dahin überhaupt noch nötig hast.
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