113 Kilogramm schwer, 170 Zentimeter groß. Mirna Valerio, bekannt als „Fat Girl Running“, entspricht nicht dem gängigen Bild einer Läuferin – ihr kann das aber egal sein, denn die Sportlerin läuft trotzdem täglich drei Meilen und fühlt sich gut dabei.
Super fit mit 113 Kilogramm
Detox, Blogilates, Freeletics. Während die Fitnesstrends immer ausgefallener werden, bleibt eines – glaubt man Instagram, Facebook und Co. – aber immer gleich: Die Einstellung, dass Sport nicht primär für die eigene Fitness gedacht ist, sondern vor allem, um ein paar Pfunde Gewicht zu verlieren, die Baumuskeln zu stählen und einen „Thigh-Gap“ zu erreichen. Dabei helfen sollen Smoothies, High- und Low-Carb Snacks sowie Chia-Quinoa-Kreationen. In sogenannten „Food Diaries“ auf Youtube präsentieren selbst ernannte Fitnessgurus ihre Tagesration an Essen, natürlich alles unterhalb der 2000 Kaloriengrenze. Totaler Unsinn.
Dass man auch mit ein paar Kilos mehr und ohne Kalorienzählen fit sein kann, zeigt Mirna Valerio: Die 39-Jährige bringt bei einer Größe von 170 Zentimetern rund 113 Kilogramm auf die Waage. Und sie läuft jeden Morgen drei Meilen über den Campus der Schule, an der sie unterrichtet. Pro Woche sind das im Durchschnitt 25 Meilen – das sind etwa 40 Kilometer. Wenn sie für einen Marathon trainiert, sind es gar 35 Meilen.
„Die Leute sagen immer zu mir ,Jeder, der so viel läuft wie du, verdient es dünn zu sein.‘ Aber was sie wirklich damit meinen: ,Wenn du so viel rennst, warum bist du immer noch so fett?‘“
Sie habe ihren Körper akzeptiert, sagt Mirna. Mit dem Laufen gehe es ihr nicht darum, einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen – durchschnittlich braucht sie zwischen elf und 13 Minuten pro Meile – und auch nicht darum, Pfunde zu verlieren, sondern einfach dabei zu sein.
Selfies als Beweis: Ich war wirklich hier
Und um genau das zu dokumentieren, auch für sich selbst, beginnt sie jeden Lauf mit einem Selfie, das sie später auf ihrem Blog „Fat Girl Running“ sowie auf ihrer Facebook-Seite teilt.
Ein Beweis: für sich und die Community. Quelle: facebook | fatgirlrunning
Aber wie begann alles? Vor sieben Jahren, als ihr Arzt Mirna zu einer gezielten Gewichtsabnahme riet, wenn sie ihren Sohn noch als Jugendlichen erleben wolle, entschied sie sich fürs Laufen. Daraufhin verlor sie mit Sport und gesunder Ernährung rund zwölf Kilogramm. Dünn wurde sie damit nicht – aber fit.
Ihr sei durchaus bewusst, dass professionelles Laufen und ein hohes Körpergewicht für viele nicht vereinbar sei:
„Wenn ich nicht laufen gehen würde, würde ich keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Ich wäre nur eine mehr von diesen fettleibigen, dunkelhäutigen Frauen. Und wenn ich dünn wäre, wäre ich nur eine mehr an der Startlinie. Aber ich gehe viel laufen und ich bin immer noch fett.“
Tja, allen Kritikern sei gesagt: Diese Frau legt wesentlich mehr Disziplin an den Tag als andere. Während sich die meisten noch in ihren Betten wälzen, ist sie bereits ihre drei Meilen gelaufen und sitzt frisch geduscht mit ihrem heute zwölfjährigen Sohn Rashid am Frühstückstisch.
Lebensziel: Das Gewicht halten
Doch auch wenn sie ihren Körperbau mit einem BMI von 39.2 akzeptiert hat, dünner wäre sie manchmal trotzdem gerne. Sie glaubt anderen sehr dicken Menschen nicht, die etwas anderes sagen. Doch egal, wie viel Sport sie mache und wie sie sich ernähre, sie komme einfach nicht unter ihre 109 Kilogramm.
„Und nein, ich stopfe nicht heimlich in Pizza, Chips und Kekse in mich hinein.“
Gesund zu bleiben sieht sie als ihre lebenslange Aufgabe: sich bewegen, bedacht essen und das Gewicht, mit dem sie jetzt gesund ist auch halten. Wenn sie das mache, gebe ihr Körper schon selbst auf sich Acht, ist Valerio überzeugt.
Für uns ist die 39-Jährige inmitten des ganzen Fitnesswahns eine wichtige Stimme, die zeigt, dass es anders geht. Denn: Gewichtsverlust kann ein netter Nebeneffekt von einem gesunden Leben sein, doch niemals das einzige Ziel. Glücklich und gesund kann man sein, ganz egal, wie viel man wiegt, und ob die Bauchmuskeln und Oberarme definiert sind. Mirna Valerio ist nur eine von vielen Frauen, die das beweisen.
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