In Berlin rast ein Attentäter mit einem Lkw in die Besuchermassen des Weihnachtsmarkts, in München ermordet ein Amokläufer neun Menschen, in Düsseldorf schlägt ein Mann wahllos auf Passanten ein, jemand versucht den Mannschaftsbus des BVB in die Luft zu sprengen … Das sind nur einige der vielen dramatischen Situationen, mit denen wir Deutschen in den letzten Jahren immer häufiger konfrontiert wurden und die vor allem eins verursachen: Angst!
In dieser Welt voller Baustellen – denn international gibt es ja noch viel mehr Konflikte – weiß keiner mehr, wann und wo das nächste Fass explodiert. Wo kann ich mich noch sicher fühlen? In welchem Land kann ich Urlaub machen, ohne Angst zu haben?
Vor der eigenen Haustür
„Es ist doch nur natürlich, dass wir Angst haben“, werden Sie jetzt wahrscheinlich sagen. Und Sie haben Recht. Denken wir doch nur mal zurück an den G20 Gipfel in Hamburg. Bürgerkriegsähnliche Zustände mitten in Deutschland! Die Unglücke, die wir einst in den Nachrichten gesehen haben und von denen wir dachten: „Zum Glück ist das so weit weg“, sind plötzlich hier. Bei uns. Vor unserer Haustür!
Glauben Sie mir, auch mir machen diese Entwicklungen Angst und ich frage mich, was ich als Einzelner tun kann. Denn meiner Meinung nach muss jeder von uns etwas tun. Wir können uns nicht komplett raushalten aus den globalen Geschehnissen.
Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es ein erster Schritt ist, wenn ich Menschen so behandle, wie ich selbst behandelt werden will: respektvoll, freundlich, wertschätzend. Ich möchte, dass meine Mitmenschen mir zuhören und deshalb werde ich ihnen zuhören. Dabei ist es mir ganz wichtig, offen zu sein. Denn Offenheit ist etwas, das uns in den letzten Jahren, vielleicht auch mit wachsender Angst, verloren gegangen ist.
Heute will jeder recht behalten und ist der Meinung, den „richtigen“ Standpunkt zu vertreten. Wenn jemand eine andere Meinung hat, hören viele Menschen kaum mehr zu, sondern halten direkt mit ihrer Position dagegen. Das kann ich nachvollziehen. Die eigene Meinung gibt schließlich Halt. Aber Sie müssen auch bereit sein, über andere Standpunkte nachzudenken und mehrere Perspektiven zu sehen. Das tut zunächst weh, weil Sie sich von Ihren bisherigen Vorstellungen verabschieden müssen, aber es tut auch gut, denn als Persönlichkeit wachsen Sie daran.
Über den Tellerrand geschaut
Ich werde meine Meinung auch weiterhin sagen, mitdiskutieren und hoffen, dass ich ein kleines Fünkchen Hoffnung bin, das zusammen mit anderen laut genug ist, um gehört zu werden.
Vielleicht belächeln Sie mich dafür, weil sich kein nationaler, geschweige denn internationaler Konflikt in Luft auflösen wird, nur weil ich meine Mitmenschen respektvoll und wertschätzend behandle. Da muss ich Ihnen leider zustimmen. Aber es ist immerhin ein Anfang. So herrscht zumindest in meiner kleinen Welt Frieden. Wenn jeder Mensch mit diesem Vorsatz leben würde – ich denke, dann hätten wir durchaus eine bessere Welt mit weniger Angst. Wenn Sie für Frieden stehen wollen, dann sollten Sie sich auch für Frieden einsetzen.
Ein guter Anfang
Wir haben nur dieses eine Leben und ich finde, das dürfen wir nicht in Angst verbringen. Ich bin der Meinung, dass wir nicht steuern können, was uns im Leben passiert. Deshalb habe ich ein sehr starkes Vertrauen in mein Leben und einen tiefen Glauben in das Leben an sich. Das gibt mir Kraft und ist mein Weg, mit der Angst umzugehen und nicht in eine Schockstarre zu verfallen. Ich möchte unbeschwert ins Fußballstadion gehen, Konzerte genießen und in Menschenansammlungen mittendrin sein – wie früher! Ich will mir diese Erlebnisse nicht von der Angst nehmen lassen.
Ich tue deshalb jeden Tag mein Bestmögliches und trage so im Kleinen dazu bei, dass wir in einer Welt mit weniger Angst leben können. Wenn Sie das auch tun, dann sind wir schon zu zweit.