Foto: Birgit Kaulfuß

Tamara Güclü: „Ich habe meinen Traum zum Beruf gemacht“

Tamara Güclü ist Voluntärin der Axel Springer Academie.

 

Wie bist du auf die Idee gekommen, dich für das Volontariat an der Axel Springer Akademie zu bewerben?

„Ich habe mich 2013 auf die Ausbildung und das Volontariat bei Axel Springer beworben, weil ich unbedingt bei einem Musikmagazin arbeiten wollte – am liebsten beim Musikexpress. Und ich wusste, dass es durch die Ausbildung an der Akademie leichter sein würde, dorthin zu kommen als ohne.“ 

War es schwer, an der Akademie angenommen zu werden?

„Als ich die Idee hatte, mich für die Akademie zu bewerben, war mir nicht bewusst, dass die Bewerbung so aufwendig und zeitintensiv ist. Im ersten Schritt musste ich online einige Fragen über mich und meine bisherigen Erfahrungen im Journalismus beantworten und zusätzlich eine Reportage zu einem beliebigen Thema einreichen. Danach bekam ich eine Einladung nach Berlin für die zweite Bewerbungsrunde, wo ich einen Wissenstest machen musste und ein Thema zugeteilt bekam, zu dem ich innerhalb von vier Stunden eine Story schreiben sollte. Das war eine echte Bewährungsprobe, um zu testen, ob ich unter Druck arbeiten kann. In der dritten und letzten Runde wurde ich dann zu einem Gespräch mit der Akademieleitung eingeladen und Ende Oktober 2013 kam die Zusage. Neben mir wurden nur 17 andere Bewerber genommen. Ist also nicht ganz so einfach. Aber anscheinend machbar.“


Tamara im Office von Musikexpress in Berlin Kreuzberg. Quelle: Birgit Kaulfuß

Wie läuft die Ausbildung dann ab, wenn man genommen wurde? Darf man von Beginn an in einer Redaktion mitarbeiten?

„Ganz am Anfang ist man erst einmal nur an der Akademie und nimmt als Team an Seminaren teil, in denen man bereits viele praktische Dinge lernt. Zum Beispiel, wie man mit einer Videokamera umgeht, wie man das Material anschließend schneidet und wie man seine Beiträge vertont. Innerhalb der letzten zwei Ausbildungsmonate arbeitet das gesamte Team gemeinsam an seinem Masterpiece: einem multimedialen Videoprojekt zu einem bestimmten Thema. Bei unserem Projekt „Generation Separation“ war es das Thema „Europäische Konfliktgebiete“. Dafür sind wir zehn Tage durch Europa gereist.“

Und im Anschluss an die Ausbildung folgte für dich das Volontariat in deiner Wunschredaktion?

„Bevor man in seine Stammredaktion kommt, ist man während unserer Praxisausbildung noch ganze sechs Monate bei Welt Kompakt, danach zwei Monate bei BILD. Das wurde aber nach unserem Team umgestellt, deshalb war ich selbst auch nicht bei BILD, sondern zwei Monate außerhalb des Hauses. In meinem Fall war das beim Musikexpress. Meistens ergeben sich innerhalb dieses Bereichs dann auch die ersten richtigen Jobs.“


Tamara hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Quelle: Birgit Kaulfuß

Darfst du als Volontärin beim Musikexpress deine eigenen Interessen einfließen lassen oder musst du auch mal in Musikrichtungen eintauchen, die dir weniger zusagen?

„Sowohl als auch. Beim Musikexpress gibt es einen sehr großen Bezug zur Indiemusik-Szene. Damit kann ich durchaus etwas anfangen, da ich mit viel Gitarrenmusik aufgewachsen bin. Mein Spezialgebiet liegt allerdings mehr im Bereich Soul und Hip Hop, weshalb ich immer wieder versuche, die Redaktion davon zu überzeugen, mehr Themen in dieser Richtung zu machen. Hin und wieder berichte ich natürlich auch mal über Gitarren-Konzerte, aber zum Glück ist der Hip Hop inzwischen in den Charts angekommen und so habe ich mit meiner persönlichen Musik-Agenda ganz gute Karten.“

Wen möchtest du während deiner Zeit beim Musikexpress unbedingt einmal interviewen?

„Es gibt so viele tolle Künstler, die ich gerne mal treffen würde. Diesen Monat werde ich, wenn alles klappt, den Rapper Pusha T interviewen und bin jetzt schon so aufgeregt, dass ich befürchte, dass ich vor ihm in Ohnmacht fallen werde. Das ist auch der Präsident von Kanye Wests Label G.O.O.D. Fridays und ein verdammt guter Künstler.“


Für mehr Themen aus den Bereichen Soul & Hip Hop setzt sich Tamara ein. Quelle: Birgit Kaulfuß

Fällt es dir schwer, als Journalistin im Gespräch professionell zu bleiben, wenn du selbst Fan bist?

„Das ist schon manchmal schwer, ja. Ich kann es nicht abstellen, dass ich Fan von vielen Bands und Künstlern bin, die ich interviewe, aber das macht es irgendwo natürlich auch sehr reizvoll. Wenn ich zu aufgeregt werde, sage ich mir immer, dass Stars auch nur Menschen sind, mit denen ich ein ganz normales Gespräch führe.“

Gibt es bei dir so etwas wie einen geregelten Arbeitsalltag, wenn du abends auf Konzerte gehst und anschließend darüber berichten musst?

„Wenn meine Texte online erscheinen, muss ich direkt am Morgen nach einem Konzert darüber berichten. Im Print kann man sich für so etwas mehr Zeit einteilen. Generell finde ich es aber nicht so schlimm, dass ich tagsüber arbeite und am Abend keinen richtigen Feierabend mache, wenn ich zu einem Konzert gehe. Das klingt vielleicht kitschig, aber ich gehöre zu den Glücklichen, die ihren Traum zum Beruf gemacht haben und solange dieses Gefühl anhält, tut es mir nicht weh, viel zu arbeiten.”

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