Eine Studie hat Töchter unter die Lupe genommen, die den Familienbetrieb übernehmen. Das Ergebnis? Töchter sind dabei erfolgreicher als Söhne.
Wo sind die Töchter?
Töchter übernehmen auch heute noch seltener den Familienbetrieb als Söhne. Denn noch immer ist das Unternehmertum sehr männlich geprägt, besonders in technischen Branchen. Dass Frauen dabei aber wesentlich überlegter vorgehen, deswegen erfolgreicher sind und der Übergang zwischen Vater und Tochter oft besser klappt, haben Daniela Jäkel-Wurzer und Kerstin Ottin mit einer Studie herausgefunden und die Ergebnisse im Buch „Töchter im Familienunternehmen“ zusammengefasst.
Gut ausgebildet, Anfang 30, weiblich
Nur 13 bis 28 Prozent der Nachfolgerinnen sind weiblich. Die genaue Zahl ist kaum zu ermitteln, denn einerseits ist der Begriff „Familienunternehmen“ nicht eindeutig definiert und andererseits hängt die Töchterquote stark von der Branche ab.
Fest steht aber, dass wir es hier mit gut ausgebildeten Frauen Anfang 30 zu tun haben. Etwa 70 Prozent der befragten Frauen haben bereits Kinder oder sind dabei, Nachwuchs zu bekommen. „Wir haben bei unseren Gesprächen mit Unternehmerinnen festgestellt, dass es so etwas wie den Masterplan dafür, Familie und Nachfolge zu verbinden, nicht gibt“, sagt die Buchautorin Daniela Jäkel-Wurzer. Gemeinsam mit Kerstin Ott gründete sie die Initiative „generation töchter“. Es gibt eben so viele unterschiedliche Lebensentwürfe wie Frauen. Manche werden bei der Kinderbetreuung und Haushaltsführung von ihren Männern unterstützt, bei anderen machen die Großeltern Kind und Karriere möglich. Wieder andere setzen auf professionelle Unterstützung durch Kindergärten, Tagesmütter oder Au-pairs.
Frauen führen familienfreundlich
Da gerade Frauen untereinander die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kennen, gibt es auch jene, die es bis nach oben geschafft haben und diesen Weg anderen weiblichen Führungskräften leichter machen wollen. So gründete etwa die Unternehmerin Antje von Dewitz nach der Übernahme der Firma ihres Vaters das VAUDE-Kinderhaus. „Klar habe ich da sofort gedacht: Dann müssen wir uns bei VAUDE eben selbst helfen“, sagt die heutige Geschäftsführerin des Outdoor-Labels und griff bereits bestehende Pläne ihres Vaters von 1980 auf, einen betrieblichen Kindergarten zu schaffen. Denn gerade im ländlichen Raum ist Kinderbetreuung oftmals Mangelware. Das sah auch die Stadtverwaltung von Tettnang-Obereisenbach so und unterstützt die Einrichtung mit öffentlichen Mitteln. Im Anschluss an die Eröffnung der Einrichtung sei die Kinderquote erstmal stark angestiegen. Langfristig, so ist sich Dewitz allerdings sicher, komme der Invest zurück: In Form von treuen und motivierten Mitarbeitern.
Sanfter Einstieg, mehr geteilte Erfahrung
Ein wichtiger Erfolgsfaktor zeigte sich bei den meisten Gesprächspartnerinnen von Jäkel-Wurzer und Ott: Der Übergang vom Vater zur Tochter klappt oft sanft und mit weniger Streit als mit den Söhnen. Grund dafür sei, dass Töchter es nicht eilig haben, den Familienbetrieb allein zu führen. Deshalb wählen sie oft ein Modell, das eine gemeinsame Zeit der Führung beinhaltet und etwa fünf Jahre dauert.
Das sorgt für einen sanften Abgang des einstigen Chefs und eine Eingewöhnungszeit für die neue Frau an der Spitze. Oft steigen angehende Nachfolgerinnen auch über ein Projekt ein, nutzen das im Unternehmen vorhandene Wissen und lassen sich vom Vater alles Schritt für Schritt übergeben. Parallel können sich die Managerinnen ein Netzwerk aufbauen und ihren eigenen Führungsstil finden, der oft weniger autoritär und aggressiv als der ihrer Brüder ist.
Schnell lernen die Frauen, die ja neben der Rolle als Führungskraft oft noch Kinder erziehen, Aufgaben zu delegieren und sind damit weniger Burnout-gefährdet als Männer, deren einziger Lebensinhalt die Firma ist.
Frauen starten überlegter und sind deswegen erfolgreicher
Insgesamt denken Frauen gründlich nach, bevor sie als Nachfolgerin antreten. „Ich erlebe die heutigen Nachfolgerinnen als umsichtig und engagiert“, sagt die promovierte Soziologin Jäkel-Wurzer. Deshalb gehen sie bewusster an neue Aufgaben heran, entwickeln Leidenschaft für den Betrieb und sind so insgesamt erfolgreicher. Das bestätigte Kathrin Wickenhäuser jüngst bei einem Vortrag: Seit 2009 ist sie Chefin von mehreren Hotels, einem Restaurant, einem Tageszentrum und einem Parkhaus in München. Sie habe, so sagte die Unternehmerin in ihrer Rede, nie ans Scheitern gedacht. Wenn man den Willen habe und für seine Sache brenne, schaffe man jede Herausforderung.
„Frauen kennen ihre Stärken und Schwächen. Sie suchen gezielt Unterstützung, wo sie sie brauchen“, hat Jäkel-Wurzer in ihrer Beraterpraxis als systemischer Coach festgestellt. Für eine aktuelle Studie sucht sie Frauen, die bereit sind, über ihre Führungsposition in einem Tandem zu sprechen.
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