Eine neue Studie zeigt: Zwischen den durchschnittlichen Renten von Männern und Frauen klafft eine riesige Lücke – und das ist gefährlich.
Gender Pay Gap wird im Alter noch größer
Die Gender Pay Gap ist jedes Jahr wieder ein Thema – immer an dem Tag, bis zu dem Frauen theoretisch länger arbeiten müssten, bis sie auf das Jahresgehalt eines Mannes kommen. In diesem Jahr ist der Equal Pay Day der 19. März, bis zu dem Frauen wegen einer Lohnlücke von 21,6 Prozent länger arbeiten müssten, das macht 79 Tage.
Ein massives Problem, das sich aus dieser Lohnlücke ergibt, hat nun eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung mal wieder offengelegt – die deprimierenden Zahlen der Studie: 2014 erhielten Frauen als gesetzliche Altersrente durchschnittlich 618 Euro, Männer 1037 Euro. Bei den Betriebsrenten ist der Unterschied noch größer: Männer bekamen im Schnitt 574 Euro, fast dreimal so viel Geld wie Frauen.
Immerhin sagen die Autoren der Studie: Die Rentenlücke wird ganz langsam kleiner, weil mehr Frauen erwerbstätig seien und Erziehungszeiten besser anerkannt würden. Dennoch bleibe viel zu tun, eine wichtige Forderung der Forscher ist seit Jahren ein alter Hut: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf müsse weiter verbessert werden.
Teilzeit, Kindererziehung, keine Rente
Rechnet man alle Alterseinkünfte inklusive privater Vorsorge zusammen, bekommen Frauen nur 43 Prozent der Altersbezüge der Männer. 1992 war der Unterschied aber noch größer gewesen: Damals lagen die Frauen nur bei 31 Prozent des Männer-Niveaus.
„Die Rente ist ein Spiegel des Erwerbslebens“, so formuliert es Elke Hannack, die Vizevorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds. Und – um das zu wissen, muss man keine Studien machen – das Erwerbsleben von Frauen verläuft bis heute grundsätzlich anders als das von Männern; grob zusammengefasst: Frauen arbeiten weniger und kümmern sich mehr um Haushalt und Familie, was in Sachen Rente leider überhaupt nichts bringt. Weil in der DDR die Frauen wesentlich häufiger und länger arbeiteten als in Westdeutschland, beträgt die Rentenlücke in Ostdeutschland nur 35 Prozent. Auch dass Frauen grundsätzlich viel öfter Teilzeit arbeiten als Männer, ist ein Faktor, der die Rentenlücke vergrößert, genau so wie lange Arbeitsunterbrechungen, wenn Frauen Kinder bekommen und danach jahrelang aus dem Beruf aussteigen (oder gar nicht mehr wiederkommen.)
Das Fazit ist also eigentlich ziemlich einfach: Erst wenn Frauen genau so viel arbeiten wie Männer – und dafür genau so viel Geld bekommen – wird es auch bei den Renten keine Unterschiede mehr geben. Oder wir überlegen uns endlich mal, wie wir die Arbeit entlohnen, die Frauen von einem bezahlten Job abhalten.
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