Foto: Udoweier | Wikimedia | CC by 4.0

Hetze gegen Stefanie Sargnagel: Über Babykatzen, die zu Vergewaltigungsdrohungen führten

Die österreichische Autorin Stefanie Sargnagel wird gerade im Netz stark angefeindet, diffamiert und bedroht – ausgelöst durch einen Beitrag zu einem satirischen Reisetagebuch der Kronen Zeitung. Und wurde dafür nun von Facebook gesperrt.

 

Wie Babykatzen den rechten Mob auf den Plan holt

Die österreichische Autorin und Bachmann-Preisträgerin Stefanie Sargnagel, die mit bürgerlichem Namen Sprengnagel heißt, ist aktuell rechter Hetze im Netz ausgesetzt, die nun auch eine Sperrung von Facebook zur Folge hatte. Ausgelöst wurde all das durch ein satirisches Tagebuch, dass sie im Rahmen einer Reise gemeinsam mit anderen Autorinnen und Autoren in Marokko geschrieben hat – diese Reise wurde mit einem Stipendium von 750 Euro finanziert, da Sprengnagel vor Ort an ihrem neuen Roman schrieb. Doch eigentlich ist nicht das Reisetagebuch selbst dabei das Problem, sondern die Interpretation dessen durch das österreichische Boulevardblatt „Kronen Zeitung“. Dieses hat Teile des Textes, der explizit satirisch geschrieben wurde, nämlich so hingedreht, als sei alles Geschriebene für bare Münze zu nehmen.

Der Aufhänger der Zeitung und der sich von da an entspinnenden Kampagne gegen die Autorin, war eine vermeintliche Misshandlung von Babykatzen, die allerdings nie stattgefunden hat und der Aufreger, dass so eine „Kiffer-Reise“ (ja, es wird auch schon Haschisch geschrieben) auch noch mit öffentlichen Geldern gefördert wird. In den Raum geschmissen wurde das vom Chefredakteur der Kronen Zeitung, Richard Schmitt, der einen Text zum Thema mit dem Titel „Saufen und kiffen auf Kosten der Steuerzahler“ am Weltfrauentag publizierte. Darin heißt es „Mit 1.500 Euro durften wir Steuerzahler also das zehntägige Besäufnis, das Haschen, das Katzentreten sowie eine Muezzin-Schmuserei dieser Literatur-Ausflüglerinnen subventionieren.“ Ein Hinweis darauf, dass all das nicht ganz ernstgemeint ist? Fehlanzeige, denn das klickt sich ja auch viel besser. Und damit ging der Spießrutenlauf für Stefanie Sprengnagel auch schon los: übelste Beschimpfungen, wegen angeblicher Tierschändung.  Die eine Sache ist, ob man es lustig findet. Aber Satire für Hetze zu nutzen, ist eine ganz andere.

Quelle: Stefanie Sprengnagel | Twitter

Nachdem diese Stimmen irgendwann wieder leiser wurden, griff die FPÖ das Thema erneute auf, wie Sprengnagel auf Twitter schreibt, und auch rechte Blogs wie Info-Direkt schalteten sich ein – es folgten Morddrohungen, Vergewaltigungswünsche und der Wunsch, sie ins Arbeitslager zu schicken. Kurzum: die ganze Palette rechter Hetzer, die regelmäßig mit dem Ruf nach (sexualisierter) Gewalt gegen Frauen arbeiten. Nachdem sie einige Screenshots davon auf Twitter teilte, meldete sich dann auch die Polizei zu Wort.

Sprengnagel sei „bekifft und willig“

Auch die Kärtner Kronen Zeitung fühlte sich nun berufen das Thema aufzugreifen, doch nicht alleine weil Sargnagel aktuell in Klagenfurth wohnt, sondern auch um kundzutun, wo genau und dass Sprengnagel bekifft und willig sei. Mit Journalismus hat das nichts mehr zu tun. Das ist eine Kampagne, die an Ekel kaum noch zu überbieten ist. Nachdem Sprengnagel all das hat über sich ergehen lassen müssen, wurde sie auch noch für 30 Tage von Facebook gesperrt – Verstöße von der Autorin sind nicht bekannt, Auslöser sind zahlreiche Meldungen, die gegen sie eingegangen sind. Das heißt, nachdem Unwahrheiten und Gewaltandrohungen gegen die Sargnagel ohne Ende durch das Netz schwirren, wird nun auch versucht, der Autorin ihre öffentliche Stimme zu nehmen. Nun, auf Twitter kann man weiter mitlesen.

Es ist übrigens nicht ihre erste Sperrung durch Facebook, vor etwa einem Jahr passierte das gleiche aufgrund massenhafter Meldungen, nachdem sie sich über ein Mitglied der rechtsextremen Identitären Bewegung lustig gemacht hatte.
Dass sich der rechte Mob also so dermaßen auf die Autorin eingeschossen hat, ist kein Wunder. Sargnagel schreibt immer wieder gegen die rechte Szene Österreichs an und macht keinen Hehl daraus, was sie von der FPÖ und anderen Menschen rechter Gesinnung hält.

Man kann nur hoffen, dass die Polizei hier wirklich mit Nachdruck ermittelt und in Zukunft Meldungen besser und schneller von Facebook aufgearbeitet werden. Zu leiden hat hier nämlich nur eine: Stefanie Sargnagel.

Hier fasst die Autorin die Geschehnisse noch einmal selbst zusammen:

Quelle: Stefanie Sprengnagel | Twitter

Artikelbild: Udoweier | Wikimedia | CC by 4.0

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