Foto: Ryan McGuire/gratisography

Teilzeitfalle oder Teilzeitglück?

Teilzeit macht Frauen unglücklich und lässt Männer aufblühen – behauptet zumindest eine neue Studie.

Teilzeitarbeit ist vor allem bei Frauen mit Kindern beliebt.

Aber anders als Teilzeitfrauen stehen Teilzeitmänner bei Unternehmen hoch im Kurs, schreibt Arne Gottschalck von unserem Partner Manager Magazin Online.

Das klassische deutsche Rollenverteilungsmodell: Frauen arbeiten vor allem in Teilzeit und geraten in die Mühle zwischen ihren Ansprüchen an Kindererziehung und Arbeit. Doch für Väter ist das offenbar ganz anders, belegt eine neue wissenschaftliche Erhebung. Denn die zögen aus der Zeit mit ihren Kindern auch eine höhere Zufriedenheit im Job, schreibt Forbes über die Studie, die im kommenden Monat im Magazin „Academy of Management Perspectives“ veröffentlich werden soll. Und Väter profitieren noch an einer anderen Front – wer zu Hause Zeit mit seinen Kindern verbringt, erfährt dort auch weniger Konflikte.

Die Botschaft für Unternehmen: Teilzeit motiviert Männer

Außerdem zeigt die Studie, dass eine Karriere für solche Männer weniger zentral ist. Die überraschende Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Ein Karrierehindernis ist diese Einstellung für die Männer trotzdem nicht, es läuft offenbar auch so. Die Botschaft an die Unternehmen: Wer mehr Elternzeit ermöglicht oder Teilzeitarbeit, bekommt motivierte Männer. „Organisationen müssen Vaterschaft anerkennen, Väter unterstützen – und nicht einen Mann hinterfragen, der spät zu Arbeit kommt und früh geht. Solange die Arbeitsergebnisse stimmen“, sagt Beth K. Humberd, Assistenzprofessor an der University of Massachusetts, Lowell, und eine der Autoren der Studie.

Humberd und ihre Kollegen haben gut 1000 Väter befragt, die Vollzeit in vier Großunternehmen arbeiten. Die meisten arbeiteten mehr als 46 Stunden und verdienten mehr als 80.000 Dollar im Jahr, rund 67.600 Euro. Alle waren verheiratet und von 62 Prozent arbeitete die Ehefrau. Unter anderem wurden sie über die Bedeutung von Elternschaft befragt. Ergebnis: Männer scheinen einfach entspannter zu sein. O-Ton Studie: „Vielleicht erfahren Männer nicht das gleiche Schuld-Niveau wie Mütter und sehen die Fürsorge für Kinder nicht als Stressquelle.“

Kinder und Kohle, für Männer stimmt die Rechnung

Andere Studien zeigen, dass Männer dafür auch allen Grund haben. Denn Unternehmen begrüßen Vaterschaft offenbar mehr als gedacht. Geben Männer zum Beispiel in Bewerbungen für eine neue Position an, sie seien an der Schule ihrer Kinder aktiv, verzeichnen potenzielle Arbeitgeber das positiv. Bei Frauen ist das nicht so. Der gleiche Befund beim Thema Geld. So würden Männer mit Kindern eine Gehaltserhöhung bekommen, während zumindest Mütter mit niedrigem Einkommen einen finanziellen Rückschritt hinnehmen müssten, so die Erhebung. Im Schnitt liegt dieser Rückschritt bei 6,7 Prozent pro Kind, hat Michelle Budig, eine Sozialogieprofessorin der US-Universität Amherst ausgerechnet. Allerdings räumt sie auch ein, dass etliche Frauen sehr lange Auszeiten nähmen und der Gehaltsrückschlag auch darin begründet sein könne. Bei Vätern dagegen, kalkuliert Budig, stiege das Gehalt. In ihren Augen erklärt damit die Diskriminierung von Frauen im Arbeitsleben zumindest in Teilen den „Mutterschafts-Abschlag“. Und umgekehrt das Phänomen der entspannten Väter.

Hoffnung gibt es nur für die hochqualifizierten Frauen. Denn Mütter, die zu den 10 Prozent mit dem höchsten Gehalt zählen, leiden nicht unter diesem Befund. Im Gegenteil, sie erhalten sogar einen Zuschlag von fünf Prozent pro Kind. Freilich, auch für Männer ist nicht alles Gold. Tom Stocky war Produktmanager bei Facebook und ging vier Monate in Elternzeit. Über seine Erfahrungen bloggte er. Zwar bekam er viel positive Rückmeldungen, aber auch Kritik. Und die kam vor allem von Frauen. Seine Frau würde mehr Geld verdienen und könne deswegen nicht zu Hause bleiben, das sei unfair, hieß es auf dem Spielplatz. Doch unter dem Strich ist festzuhalten, dass Männer als Väter von den Unternehmen geschätzt werden – Frauen als Mütter dagegen eher nur akzeptiert.

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