Foto: Irene Moray

„Suc de síndria“: Über den langen Weg, nach einer Vergewaltigung zu seiner Sexualität zurückzufinden

Mit „Suc de síndria“ ist der spanischen Filmemacherin Irene Moray ein berührender Film darüber gelungen, wie nachhaltig eine Vergewaltigung wirkt und wie viel Zeit sowie emotionale Arbeit es braucht, wieder bei sich und dem eigenen Körper anzukommen. Am 15. Februar feierte der Film seine Weltpremiere in der Sektion „Berlinale Shorts“ und konkurrierte um den Goldenen Bären.

„Are you okay?“

Der Kurzfilm „Suc de síndria“ ( Der Saft der Wassermelone) feierte am 15. Februar Weltpremiere auf der Berlinale und konkurrierte um den Golden Bären. Es ist ein leiser Film mit enormer Wucht der spanischen Filmemacherin Irene Moray, die sich einem sehr sensiblen Thema angenommen hat: Was passiert nach einer Vergewaltigung mit der eigenen Sexualität? Wie findet man wieder zu sich zurück und was macht das alles mit einer Paarbeziehung?

Erzählt wird das durch das Paar Pol und Bàrbara (gespielt von Elena Martín und Max Grosse), die Urlaub in Katalonien machen, wo sie sich ein Haus mit Freund*innen teilen. Zunächst scheint alles ganz leicht; leicht wie ein Sommerurlaub mit lieben Menschen eben ist. Aber schnell zeigt sich in nur wenigen Situationen und Worten die Unsicherheit zwischen den Beiden, Ferne und Spannungen, die sich immer wieder einschleichen und die man als Zuschauer*in zunächst nicht nicht ganz greifen kann. Dazwischen Sexszenen, viel Nähe, viel liebevolles Tasten und Versuchen. Es sind zunächst nur Zwischentönen, die klar machen: hier steht mehr im Raum als ein Beziehungsclinch.

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Dann beginnt ein Gespräch zwischen den Freund*innen, in dem es über das Flirten, um Übergriffigkeit und schließlich um Vergewaltigungen geht. „Jede dritte Frau weltweit wird vergewaltigt, ich habe darüber gelesen“, sagt eine der Frauen. Worauf einer der Männer antwortet: „Wenn das so wäre, warum kenne ich dann keine? Das geht nicht auf“. Es folgt ein Hin und Her, das Bàrbara irgendwann nicht mehr auszuhalten scheint und kurzerhand mit folgenden Worten beendet: „Ich wurde vergewaltigt.“

Ein sehenswerter Film, der ernsthaft und respektvoll mit einem Thema umgeht, an das sich nicht viele wagen würden. Irene Moray ist es gelungen.

Die spanische Forografin und Filmemacherin Irene Moray veröffentlichte mit dem Kurzfilm Bad Lesbian 2013 ihr Regiedebüt. Sie arbeitet als Fotografin für verschiedene Agenturen und Produzent*innen, u.a. für Erika Lust. Bild: Irene Moray

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