Foto: Youtube

Gegen Rechts: Warum wir alle mit Tess Asplund die Faust heben sollten

Durch eine schwedische Kleinstadt marschieren 300 Neonazis. Eine mutige Frau stellt sich ihnen entgegen und setzt damit ein starkes Zeichen gegen den Hass.

 

Der Rechtspopulismus scheint salonfähig geworden zu sein

Überall in Europa wächst die rechte Bewegung – das ist leider eine traurige Tatsache. Dafür gab es in Deutschland in den letzten Monaten viele Beispiele: mögliche Asylbewerberunterkünfte brannten, Geflüchtete wurden angegriffen und die AFD zog in die Landtage von Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Rheinlandpfalz ein. Aber auch in Schweden, das in Dingen wie Gleichberechtigung und sozialer Gerechtigkeit so oft als Vorreiter genannt wird, wird die Partei der rechten Schwedendemokraten immer stärker. Umfragen im Februar 2016 sahen die Partei bei besorgniserregenden 29 Prozent. Die Zustimmung wächst, wie der Deutschlandfunk berichtet, parallel zur steigenden Flüchtlingszahl in dem Land. Bei dieser Entwicklung wird klar: Die heile Welt von Büllerbü ist nur noch für wenige Schweden Realität, Resentiments gegenüber dem Fremden und Angst vor dem Privilegienverlust scheinen immer öfter den Diskurs zu bestimmen. 

Die Frau, die sich dem Hass entgegenstellt

Am vergangenen Sonntag zeigte die Entwicklung einmal mehr ihr hässliches Gesicht: In Borlänge, einer schwedischen Kleinstadt nördlich von Stockholm, marschierten 300 Neonazis des Nordic Resistance Movement, einer Bewegung die sich grundsätzlich gegen nicht-weiße Einwanderung nach Schweden ausspricht, auf. 

Unter den versammelten Gegendemonstranten stach eine beeindruckende Frau heraus: Tess Asplund. Ganz alleine stellte sie sich den marschierenden Nazis entgegen und reckte die Faust in bester Nelson Mandela-Manier. Eine Geste, die für Asplund für Freiheit und Frieden steht, ihre Antwort auf den Hass der Rechtsradikalen. Das Foto, das davon entstanden ist, lässt einem den Atem stocken und vor dieser mutigen Frau den Hut ziehen.

Die Angst überwinden, um ein Zeichen zu setzen

Dem britischen Guardian hat Asplund, die sich schon seit Langem gegen rechte Gewalt engagiert, ihre Motivation beschrieben:

„It was an impulse. I was so angry, I just went out into the street. I was thinking: hell no, they can’t march here! I had this adrenaline. No Nazi is going to march here, it’s not okay.”

Dass Asplund diesem Impuls gefolgt ist, ist nicht selbstverständlich. Als Afro-Schwedin, wie sich selbst bezeichnet, hat sich den Nazis nicht nur als Gegendemonstrantin in den Weg gestellt, sondern auch als deren konkretes Feindbild. Ihr mutiges Auftreten hatte eine konkrete körperliche Bedrohung durch die Männer, die ihr gegenüber standen, zur Konsequenz. Asplund ist gerade einmal 1,60 Meter groß und recht schmächtig. Dem Guardian gegenüber leugnete sie nicht, dass sie in der Situation tierische Angst hatte und auch weiterhin hat. Für Asplund ist der Hass, dem sie sich entgegen gestellt hat real. Er begegnet ihr jeden Tag. Aber sie währt sich dagegen, schon lange und das jeden Tag aufs Neue. So wie Kübra Gümüsay, die in dieser Woche bei einem beeindruckenden Vortrag auf der Republica gefordert hat, dass die Liebe im Netz lauter werden muss als der Hass.

Kübra Gümusay und Tess Asplund sind wahnsinnig mutige Frauen, die den Hass, der sie persönlich trifft, bekämpfen und die Hoffnung teilen, dass sie mit ihrem Engagement und ihrem Mut etwas bewirken können. Wir alle sollten ihnen zeigen, wie inspirierend ihr Mut ist und laut werden gegen diesen Hass.


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