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Wie wir Kritik für unsere Karriere nutzen können

Willkommen in deiner Komfortzone! Hier ist es richtig schön gemütlich, hier finden alle, alles toll, was du machst, eine kritikfreie Wohlfühloase? Aber wollen wir das wirklich?

Was bringt uns weiter?

Egal, ob in der Uni, im Job oder bei privaten Projekten, Feedback von außen ist wichtig. Nur so können wir das Bestmögliche aus uns und unserer Arbeit herausholen. Es ist ganz natürlich, dass die meisten Menschen sich wünschen, zum Beispiel nach einer Abgabe eine durchweg positive Rückmeldung zu bekommen. Lob ist ja auch eine sehr schöne Sache, Kritik eher nicht so – zumindest erst einmal nicht.

Aber was bringt uns wirklich weiter: kritiklose Anerkennung oder eine Rückmeldung, die uns zwingt unsere Arbeit noch einmal zu überarbeiten und dadurch zu verbessern? In den meisten Fällen ist die Antwort ziemlich eindeutig. Das soll nicht heißen, dass Lob an sich etwas Schlechtes ist, positives Feedback ist wichtig und gute Arbeit verdient Anerkennung. Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch nicht, dass Kritik mit Unzufriedenheit mit unserer Arbeit gleichzusetzen ist. Viel mehr kann sie uns dabei helfen, aus einer guten Arbeit, eine richtig gute Arbeit zu machen.

Genau deshalb plädiert der Blogger Benjamin P. Hardy in einem Text auf medium.com dafür, dass wir uns mit Leuten umgeben sollten, die einen höheren Anspruch an uns haben als wir selbst. Nur dann können wir uns weiterentwickeln und erfolgreich sein, ist sich Hardy sicher.

„If you want to improve and succeed in your life, you need to surround yourself with people who have higher standards than you do.“

Auch, wenn seine Forderung nicht besonders neu ist, ist sie doch eine gute Erinnerung daran, dass Kritik – solange sie konstruktiv ist – etwas sehr Gutes ist. Und dass die Menschen in unserem Umfeld, die uns nicht einfach auf die Schulter klopfen, sondern uns immer wieder auffordern, noch besser zu sein, nicht etwa schlecht über uns denken, sondern im Gegenteil, einfach davon überzeugt sind, dass wir richtig gut sind, in dem was wir tun – und eben genau deshalb, noch besser werden können. Ansonsten würden sie sich vielleicht gar nicht die Mühe machen, denn konstruktives Feedback ist zeitaufwendiger als einfaches abnicken.

Ein Hoch auf konstruktive Kritik

Wir sollten uns also viel öfter über Feedback freuen, das uns dazu auffordert, unsere Arbeit noch einmal zu überarbeiten, um am Ende ein noch besseres Ergebnis vorweisen zu können.

In der Theorie klingt das ja tatsächlich alles sehr einleuchtend, ändert aber nichts daran, dass Kritik an uns und unserer Arbeit uns erst einmal einen ordentlichen Stich versetzen kann. Wie schaffen wir es also, konstruktive Kritik positiv aufzunehmen und sinnvoll umzusetzen, anstatt uns unter unsere mentale Decke zu verkriechen, unter der uns Ryan Gosling ins Ohr flüstert, dass wir perfekt sind, genauso wie wir sind?

Die internationale Karriere-Website The Muse hat sechs hilfreiche Tipps zusammengestellt, damit wir konstruktive Kritik wie Champions annehmen und umsetzen können. Die wollen wir euch nicht vorenthalten.

1. Unterdrücke deine erste, impulsive Reaktion

Kritik löst erst einmal ein negatives Gefühl aus – das lässt sich kaum vermeiden. Wenn wir aber nicht unsere erste Reaktion nach außen tragen, sondern uns selbst eine Sekunde Zeit geben, um einmal durchzuatmen und uns daran zu erinnern, ruhig zu bleiben, können wir den Moment nutzen, um die Informationen hinter dem Feedback zu verarbeiten, ohne nur den Fakt an uns heranzulassen, dass wir gerade kritisiert werden.

2. Erinnere dich daran, dass konstruktive Kritik etwas Gutes ist

Nach dem wir einmal durchgeatmet haben, ist nun Zeit sich ins Gedächtnis zu rufen, wie konstruktives Feedback uns helfen kann: Wir können es nutzen, um unsere Fähigkeiten zu verbessern und die Erwartungen zu erfüllen, die an uns gestellt werden.

Beim Entgegennehmen von Kritik kann es uns auch helfen, die Kritik unabhängig von demjenigen aufzunehmen, der sie uns gegenüber äußert. In diesem Moment ist es egal, ob es unser Partner, ein weniger qualifizierter Kollege, oder unser Chef ist, konstruktive Kritik kann von überall kommen.

3.  Hör gut zu – es lohnt sich

Wenn wir die ersten beiden Punkte beherzigt haben, sind wir bereit die Kritik sinnvoll aufzunehmen. Darauf können wir schon einmal stolz sein.  Aber, was genau können wir aus der Äußerung unseres Kritikers denn nun lernen?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zuhören und unserem Gegenüber die Möglichkeit geben, seine Kritik ausführlich und ohne Unterbrechung zu äußern. Den Impuls, uns sofort zu rechtfertigen, sollten wir dringend unterdrücken. Stattdessen sollten wir uns das Feedback anhören und noch einmal in unseren eigenen Worten wiedergeben. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass auch Kritik äußern keine leichte Sache ist. Unser Gegenüber verdient also auch etwas Anerkennung von uns dafür.

4. Bedanke dich

Deshalb sollten wir uns nun auch bei unserem Gegenüber bedanken. Das muss nicht zwingend heißen, dass wir die Kritik widerspruchslos annehmen, aber wir signalisieren, dass wir das Feedback ernstgenommen haben.

5. Stelle Fragen, die dir helfen das Feedback sinnvoll zu verarbeiten

Damit Kritik konstruktiv ist, muss sie uns Anhaltspunkte liefern, wie wir unser Verhalten oder unsere Arbeit verbessern können. Diese Anhaltspunkte herauszustellen, ist nun unsere wichtigste Aufgabe. Wir sollten also keine Scheu empfinden und nachfragen:

  • Kann uns unser Gegenüber Beispiel nennen, an denen er seine Kritik festmacht?
  • Gilt die Kritik nur für die konkrete Aufgabe oder ein bestimmtes Ereignis, oder sind es Anregungen, die wir uns allgemein zu Herzen nehmen sollten?
  • Hat unser Gegenüber konkrete Verbesserungsvorschläge? (Spoiler: Wenn die Kritik wirklich konstruktiv ist, hat er sie)

6. Nimm dir Zeit, die Kritik zu verarbeiten und umzusetzen

Wenn du bis zu diesem Punkt gekommen bist, ist es an der Zeit die geäußerte Kritik für dich selbst produktiv zu machen. Lass deinen gegenüber wissen, wie du mit dem Feedback umgehen willst und nimm dir dann genug Zeit. Die eigene Weiterentwicklung braucht Zeit  – und das ist auch ok.

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