“Erst unsere Kinder machen uns zu Eltern”, so heißt es. Doch nicht nur das. Denn wie stark unser Alltag und unsere Gedanken mit dem jeweiligen Alter unserer Kinder zusammenhängt, zeigt sich insbesondere dann, wenn eine Phase endet und eine neue beginnt. Der Satz “Die Zeit verfliegt so schnell” geht vermutlich nicht nur Teenagereltern häufig durch den Kopf.
Das erste Mal sein eigenes Baby baden, die ersten Zähnchen putzen, hach. Die Entwicklungsphasen unserer Kinder beeinflussen unseren Blick auf die Außenwelt. Das fängt schon beim simplen Gang durch den Supermarkt an. An der Körperhygiene lassen sich sehr gut einzelne Lebensphasen festmachen. Zunächst kauft man die Kinderzahnpasta, irgendwann ist es die Junior-Variante und schließlich das gewöhnliche Produkt für Teenager und Erwachsene. So ist es auch mit anderen Hygieneartikeln. Irgendwann geht man durch die Drogerie und stellt verblüfft fest, dass man gar nicht mehr zu den Regalen mit Babycreme und Kindershampoo muss. Ist das nicht traurig?
Momente, in denen einem bewusst wird, dass eine Phase endet und eine neue beginnt, hatte ich viele. Solange man zusätzlich noch mindestens ein jüngeres Kind hat, hält sich der Effekt in Grenzen. Immerhin ist da noch ein Kind, dem man weiterhin die Junior-Zahnbürsten kaufen kann. Anders wird es, wenn sich das Jüngste als groß erweist.
Mir ging es kürzlich beim Schuhkauf so. Töchterchen benötigte neue Schuhe für den Sportunterricht. Natürlich gingen wir in die Kinderschuhabteilung. Zwar kommt die Kinderabteilung im ursprünglich liebsten Schuhladen meiner Kinder schon lange nicht mehr in Frage, denn da, wo sie einst so viel Spaß auf der Rutsche hatten, stehen nur die ganz kleinen Schuhe. Doch in jedem anderen Geschäft galt: Wo der Fernseher läuft, finden wir die passenden Treter. Auch diesmal schauten wir uns dort nach einem schönen und bequemen Paar um. Erstaunt musste ich jedoch feststellen, dass Töchterchens Füße viel mehr gewachsen waren als gedacht. Nichts da Kinderabteilung. Sie braucht nun größere Schuhe als ich. Somit ist die Phase der Kinderschuhabteilung vorbei. Dort, wo die süßen Schühchen zu sehen sind, dort, wo die kleinen Racker auf den Monitor starren, muss ich nicht mehr hin. Muss nicht, darf nicht? Irgendwie fühlte sich diese Erkenntnis seltsam an.
Es sind jedes Mal gemischte Gefühle, die ich empfinde, wenn so ein Moment kommt. Einerseits bin ich stolz darauf, so große Kinder zu haben. Andererseits denke ich lächelnd und ein wenig sehnsüchtig an die alten Zeiten zurück, in denen ich mit zwei kleinen Kindern durch die Geschäfte streifte. Welches Spielzeug sie damals wollten! Welche Bücher sie liebten!
Das erste Hörbuch, die Bilderbücher, Puzzles und sonstige Spiele. Ich weiß noch genau, wie die erste Holzeisenbahn über den Wohnzimmerboden fuhr. Und wer erinnert sich nicht daran, wie sein erstes Kind zum ersten Mal auf dem Bobbycar durch die Wohnung düste? Oder wie das zweite Kind plötzlich ganz alleine aus dem Reisebett kletterte und vor einem stand? Das Kindchen, welches zuvor noch viel zu klein war und unmöglich drüberklettern konnte. All das sind Augenblicke der Veränderung.
So stand ich diese Woche mitten im Schuhgeschäft und wusste, dass jetzt nur noch einer Person in der Familie Kinderschuhe passen: mir.