Foto: Markus Spiske I Flickr I CC BY 2.0

Nachholbedarf im Online-Recruiting

Professionelles Recruiting bedeutet heute auch, Bewerber online umfassend anzusprechen. Eine Studie der GPK zeigt die Schwachstellen von Unternehmen auf.

 

Recruiting-Studie

Wie entwickelt sich die Personalarbeit großer Unternehmen in Deutschland? Unter dieser Fragestellung untersucht die Studie „Best Recruiters“ der GPK seit einigen Jahren die Qualität der Mitarbeiterwerbung und zeigt Unternehmen auf, wie sie ihre Arbeit verbessern können.

Untersucht wurden die 350 umsatzstärksten sowie die 200 mitarbeiterstärksten Unternehmen. Um unterrepräsentierte Branchen auszugleichen, wurden zudem die Topunternehmen aus dem Bereich Rechtsberatung, Unternehmensberatung, Personaldienstleistungen und Medien ergänzt. Ebenso wurden die zehn mitarbeiterstärksten Bundesministerien, Bundesländer und Städte in die Grundgesamtheit der Studie mitaufgenommen.

Die verschiedenen Recruiting-Maßnahmen der Unternehmen sind für die Studie in die drei Bereiche unterteilt worden, die in das Ranking einfließen:

  • Die Online-Recruiting-Präsenz umfasst die Unternehmenswebsite, Social-Media-Profile, mobile Angebote und Apps.
  • Bei der Online-Stellenanzeigen-Analyse wurde die angemessene Ansprache, Übersichtlichkeit und Informationsgehalt sowie Gestaltung und Formulierung bewertet.
  • Für die Auswertung des Umgangs mit Bewerbern wurden ab März 2014 an alle untersuchten Unternehmen und Institutionen fiktive Initiativbewerbungen geschickt und die darauf folgenden Reaktionen analysiert. Zusätzlich wurden die HR-Abteilungen telefonisch zu kontaktiert.

Was können Unternehmen im Online-Recruiting verbessern?

Mobile-Recruiting ist in Deutschland noch in den Kinderschuhen. In der Studie zeigte sich, dass nur etwa 20 Prozent der Unternehmen hier auf Bewerber zugehen. Großen Wert legen Arbeitgeber auf Online-Stellenanzeigen, die Studie stellte hier jedoch ebenso deutliche Defizite fest. Differenzierte Informationen zu Stellen, Arbeitskultur sowie persönliche Einblicke in die Unternehmen finden sich bei weniger als der Hälfte der für die Studie untersuchten Arbeitgeber. Lediglich auf 56 Prozent der Karrierewebsites fanden sich Verlinkungen zu Social-Media-Profilen, die es interessierten Bewerbern ermöglichen, über diese Kanäle auf dem Laufenden über Ausschreibungen und andere Karriere-News zu bleiben. Ein Unternehmensblog führten nur 15 Prozent der Unternehmen. Dass die Möglichkeiten von Onlinemedien bislang so wenig ausgeschöpft werden, kann sich insbesondere bei der Ansprache von Absolventen und jüngeren Bewerbern negativ auswirken.

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Quelle: BEST RECRUITERS, 3. Jahrgang 2014/15 | Deutschland, Exzerpt der Studienergebnisse

 

Stellenanzeigen-Analyse

Bei der Analyse von Onlinestellenanzeigen, die Unternehmen auf Jobportalen schalteten, kamen viele der untersuchten Anzeigen nicht über Standardelemente hinaus. Eine konkrete Kontaktperson nannten nur 57 Prozent der Anzeigen, Informationen über Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten fanden sich ledglich in 26 Prozent der Stellen, und das wohl größte Defizit stellte die Studie im Verhältnis der genannte Anreize und Anforderungen fest. Die Listen der Dinge, die in Deutschland von Bewerbern erwartet werden, sind lang – doch über das, was die Unternehmen ihnen bieten wollen, geben sie nur spärlich Auskunft.

Bewerbungsresonanz

Der Umgang von Personalverantwortlichen mit Initiativbewerbungen sagt einiges über einen Arbeitgeber aus. Wie viele Arbeitgeber nehmen Initiativbewerbung überhaupt an? Bei 83 Prozent war dies direkt über die Karriere-Website möglich, bei sechs Prozent nach telefonischer Nachfrage und bei elf Prozent der Unternehmen überhaupt nicht. So konnte das Team der Studie 1.841 Initiativbewerbungen von 2.064 geplanten verschicken, um die Resonanz zu prüfen. 44 Prozent der Unternehmen, die Bewerbungen erhielten, antworteten innerhalb von 10 Tagen, auf knapp ein Viertel der Bewerbungen kam im Zeitraum der Studie keine Reaktion zurück. Jedoch ist Schnelles und individuelles Feedback ein Zeichen von professioneller Personalarbeit – nicht oder sehr spät zu antworten ein Zeichen von unzureichender Bewerberorientierung und Professionalität.

Welche Branchen sind besonders stark?

Im Branchenvergleich nahmen der Anlagen- und Maschinenbau die Spitzenposition ein. Die Pharma/Biotechnologie-Branche punktete mit einem Fokus auf Mobile Recruiting. Mit 40 Prozent der erreichbaren Punkte nutzen im Schnitt viele Unternehmen der Branche diesen Kanal zur Bewerber-Ansprache. Unternehmensberatungen legen viel Wert auf Social-Media und präsentierten sich hier als Trendsetter, die neue Entwicklungen erkennen und umsetzen. Überraschend: Medien räumen ihren Online-Präsenzen im Tagesgeschäft einen erheblichen Stellenwert ein, für das direkte Recruiting werden sie jedoch zurückhaltend genutzt.

Nach Abschluss der Studie werden in jedem Jahr die untersuchten Arbeitgeber in einem Ranking veröffentlich, sofern sie Ergebnisse erreicht haben, die sie für eine Zertifizierung qualifizieren. Als professionellstes Unternehmen im Bereich Recruiting wurde in diesem Jahr Ernst & Young ausgezeichnet, gefolgt von Bertelsmann und der Piepenbrock Unternehmensgruppe. Alle weiteren Unternehmen und mehr Details zur Studie können hier nachgelesen werden.

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