Die Definition von Demokratie kann sich nicht im Mehrheitswahlsystem erschöpfen. Die Ideale der Demokratie in Athen unter Perikles müssen wir ins 21. Jahrhundert retten, und wir müssen sie mit Gerechtigkeit und mit der Achtung für Minderheiten, deren Anliegen nicht immer im Interesse der Mehrheit sind, ergänzen und untermauern.
Thomas More veröffentlichte vor 500 Jahren sein Buch Utopia. Das Buch handelt von einer Stadt in England, in der Friede und soziale Gerechtigkeit herrschen. Seitdem ist der Begriff “Utopie” zum geflügelten Wort geworden. Unglücklicherweise für uns alle, als der Inbegriff vom Unerreichbaren.
Unser Glaube an Politik und Demokratie wird schon seit geraumer Zeit harten Prüfungen ausgesetzt. Wenn Demokratie auf das Urprinzip des freien und fairen Wahlrechts basiert, und immer weniger Menschen von diesem Recht Gebrauch machen, dann müssen die Alarmglocken läuten…
Sie müssen läuten, weil in unserer Mitte nationalistische Bewegungen Zulauf bekommen; weil ein Herr Trump es wagt, einen Herrn Erdogan zu seinem Wahlsieg, der ihn als Diktator fest verankert, zu gratulieren.
Überhaupt müssen sie läuten, weil so viele Wähler mit ihrer Stimme Menschen oder Parteien zur Macht helfen, die gar nichts mit unserem demokratischen Verständnis zu tun haben. Und gerade in diesen Ländern müssen wir aufhorchen und umdenken, wenn es so viele Unzufriedene und “Vergessene” gibt, die hetzerische Parolen mobilisieren können.
Lasst die Alarmglocken läuten, weil wir es in Europa und in Asien im 20. Jahrhundert zweimal erlebt haben, dass die marxistische und die faschistische Revolutionen die Menschenrechte und die soziale Gerechtigkeit ausgehebelt, und Abermillionen das Leben gekostet haben!
Wenn wir einigermaßen in Wohlstand und Frieden leben, ist es nur allzu leicht zu vergessen, dass Unterdrückung viel weiter reicht, als die Jahre in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Unterdrückung und seine Folgen haben Auswirkungen auf die nachkommenden Generationen, auf die Ausrichtung der Wirtschaft und der Politik, auf die Selbstachtung einer Nation, für die Geschichte mit der Kinder und Enkelkinder leben müssen.
Die Definition von Demokratie kann sich nicht im Mehrheitswahlsystem erschöpfen. Die Ideale der Demokratie in Athen unter Perikles müssen wir ins 21. Jahrhundert retten, und wir müssen sie mit Gerechtigkeit und mit der Achtung für Minderheiten, deren Anliegen nicht immer im Interesse der Mehrheit sind, ergänzen und untermauern.
Die meisten, wenn nicht alle, westlichen Demokratien sind nicht vollkommen aber sie müssen so agieren, dass man ihre Unzulänglichkeiten akzeptieren kann. Allerdings sind die Wähler aufgerufen sich zu informieren und mit Bedacht aber beständig von Ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Wir dürfen nicht faul und uninteressiert unterwegs sein, während andere für das Recht zu wählen und über sich selbst zu bestimmen ihr Leben lassen…
Als Bürger demokratischer Staaten haben wir viele Ebenen auf denen wir agieren können, viele Möglichkeiten unserer Stimme Gehör zu verschaffen. Wir sollten auf vielen Ebenen tätig sein: Es geht um unsere Grundrechte und unsere Freiheit und die unserer Kinder. Sie sind schneller ausgehöhlt, als man denkt…
“Die Utopier geben sich in der Hauptsache den Vergnügungen des Geistes hin, denn diese halten sie für die besten und wichtigsten. Hauptsächlich erwachsen sie aus Werken der Tugend und dem Bewusstsein, ein gutes Leben zu führen.” – Thomas More, Utopia
Julia Kalmund, Juni 2017
Aufgewachsen, erst in einem diktatorischen
Regime und nach der Flucht nach England in der demokratischen Freiheit, habe
ich den Unterschied schon als kleines Kind zu spüren bekommen und weiss um den Wert unserer Werte, daher auch die Vehemenz in meinen Worten.