Influencer werden als Werbeträger immer wichtiger, vor allem in der Modeindustrie. Doch wie ehrlich können bezahlte Instagrammer, Blogger und YouTuber sein? Amelie vom Amazed Mag hat uns im Interview dazu geantwortet.
Früher hießen sie Stars, heute Influencer
Noch vor ein paar Jahren haben Schauspielerinnen, Models und verwöhnte Erbinnen die Front-Row der Fashion Weeks in New York, Paris oder eben Berlin geziert. Heute sind es sogenannte „Influencer“, also Menschen, die über Blogs, Instagram oder YouTube Bekanntheit erlangt haben. Menschen, deren Follower-Zahlen sich im vier- bis sechsstelligen Bereich bewegen. Follower, die zu ihnen aufschauen, sich von ihrer Meinung beeinflussen lassen, von dem was sie sagen, kaufen, anziehen und essen. Für die Modeindustrie zunächst ein Jackpot: Denn wenn ein Influencer etwas trägt, dann will gleich eine kleine Schar von Menschen wissen, wo es her ist und kaufen es nach.
Zu der Gruppe der Bloggerinnen, die zur Fashionweek geladen wurden gehörten auch die Mädels vom Amazed Mag, einem Onlinemagazin, das regelmäßig schöne und schlaue Beiträge teilt. So zuletzt einer, der eine kleine Welle geschlagen hat: Amelie, eine der Autorinnen, wurde bei einer Modenschau während der Fashion Week in Berlin letzte Woche gebeten zu gehen, weil sie in der vorherigen Saison einen Text geschrieben hatte, in dem sie sich über besagte Influencer bei der Show der Designerin echauffiert hatte. Es ging nicht um die Designerin, die Mode selbst oder die Show, sondern lediglich um einige der geladenen Gäste, die in der Front Row bekanntlich eine ähnlich große Rolle spielen, wie die Show selbst. Im aktuellen Text über die „meinungslosen Influencer“ geht es darum, wie anscheinend nur noch Influencer geduldet werden, die ein Unternehmen in den Himmel loben. Meinung haben ist out. Dafür ist die Modeindustrie wohl einfach zu dünnhäutig.
Inzwischen hat die Designerin sich entschuldigt und die Sache ist gegessen. Im Interview erzählt undsAmelie, wie sie zu dem Einfluss der Influencer, zu denen sie ja selbst auch gehört, steht.
Wenn man heute als Influencer Erfolg haben will, scheint es ohne „Beschönigung“ in Form von über-bearbeiteten Bildern oder eben meinungsfreie Bejubelung etlicher Produkte nicht mehr zu funktionieren. Aber: War das nicht schon immer so (schließlich geht es um Werbung) – oder hat sich hier wirklich etwas verändert und wenn ja, was?
„Früher war nicht alles besser, aber anders. Und früher war das nicht so. Den Redaktionen ging es gut und sie wurden zum Teil auf Shows und auf Mode-Events gefürchtet, da so ein Respekt vor dem kritischen Auge der Presse vorhanden war. Früher ging es um Meinung, heute regieren Werbung und Instagram – auf die Redakteure, Blogger und Influencer viel mehr angewiesen sind als früher. Dadurch sind heute alle Menschen aus der Mode zugänglicher und weniger elitär. Das ist zum Beispiel eine meiner Meinung nach positive Entwicklung in der Modeszene.“
Was unterscheidet die Herangehensweise von Instagrammern und Bloggern hinsichtlich einer Kooperation mit einer Marke?
„Eigentlich wenig. Als Instagrammer pitcht du genauso eine Idee wie als Blogger, nur hast du mit Instagram weniger Möglichkeiten … also weniger Text. Das bedeutet: Fotografie und Hashtags. Die Herangehensweise ist eine sehr ähnliche.“
Gäbe es für Instagrammer auch Wege, das ehrlicher zu gestalten bzw. zu handhaben – schließlich ist Instagram eben die Plattform, in dem die Welt immer schön, gesund und fröhlich ist?
„Ich möchte die Schuld nicht auf alle Instagrammer schieben. Es gibt auch Instagrammer, die sich selbst treu bleiben und trotzdem Erfolg haben – meistens aber weniger als die anderen. Und ja, natürlich gäbe es den Weg, das ehrlicher zu gestalten und zu handhaben – man muss es einfach tun. Das macht nur keiner.“
Was denkst du, wie sich das weiterentwickelt? Gibt es eine Worst-Case- oder Best-Case-Szenario?
„Im Worst Case zieht sich die Spirale immer weiter und endet wie in der ersten Black Mirror Folge der dritten Staffel. Likes, Aussehen und der scheinbare Lifestyle, der im Internet präsentiert wird, werden immer wichtiger. Im Best Case haben die Anhänger irgendwann keine Lust mehr, fallen in eine Sinnkrise und steigen aus dem Hamsterrad aus.“
Zieht ihr bei Amazed Konsequenzen aus der Erkenntnis?
„Wir von Amazed haben es uns zur Aufgabe gemacht, ehrlich und echt zu sein. Wir wollen nicht böse sein oder angreifen, sondern das aussprechen, was viele denken.“
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