Diese Sorgen und Ängste überfallen mich immer und immer wieder anfallartig, schnüren mir die Kehle zu, rauben mir die Luft zum Atmen. Ich rede mir Dinge ein, die nicht vorhanden sind, versuche nach Luft zu schnappen. Doch es fällt mir so schwer. Dieser Moment, wenn mich diese seltsame Trauer überkommt, lässt mich vor mir selbst erschrecken. Ich versuche die Angst abzuschütteln, sage mir immer wieder, dass alles in Ordnung ist und dass es auch so bleiben wird.
Meine Augen sind schwer vor Müdigkeit, und das schon seit Stunden. Trotzdem schaue ich noch eine ganze Weile in die Röhre, weil ich dabei so herrlich abschalten kann. Du liegst in der Wiege und schläfst schon längst den Schlaf der Gerechten.
Es ist spät geworden. Viel zu spät, wieder einmal. Ich nehme Dich vorsichtig in den Arm, hoffe Dich dabei nicht zu wecken, trage Dich die Treppe hinauf und lege Dich ganz sanft in Deinem Bettchen ab, welches gleich neben meinem Bett steht.
Oft passiert das alles, ohne dass Du etwas davon mitbekommst. Du schläfst einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Doch manchmal schaust Du mich mit offenen, vollkommen wachen Augen an, verwundert darüber, wie Du plötzlich an einem anderen Ort gelandet bist.
Ich lege mich neben Dich und Du strahlst mich an, mit einem Lächeln, das so wundervoll rein und aufrichtig ist, so voller Liebe! Ich streichle über Deinen kleinen Kopf, Deine Wange und Du schließt die Augen und genießt Deine Streicheleinheiten, belohnst mich erneut mit einem Lächeln. Ich genieße diesen Moment genau so wie Du, ganz gleich wie müde ich auch bin.
In Deiner Glückseligkeit fängst Du an zufrieden vor Dich hinzubrabbeln, greifst nach meiner Hand, um mit meinen Fingern zu spielen, versuchst sie in Deinen kleinen Mund zu stecken.
Noch vor ein paar Wochen hielt ich nachts Deine Hand, um Dir beim Einschlafen zu helfen. Das brauchst Du längst nicht mehr, ziehst sie immer wieder weg, wenn ich sie halten möchte.
Nach ein paar Minuten schläfst Du wieder friedlich ein. Ich schaue Dich noch eine Weile an, höre zu wie Du leise atmest.
Und dann entfliehe auch ich in die Welt der Träume.
Doch manchmal – ja, manchmal finde ich nicht in den Schlaf. Ich mache mir Gedanken, viel zu viele. Ich denke über Dich und Deinen Bruder nach, über meine zwei kleinen Zauberwesen. Ihr seid so wichtig für mich, wie ich es für Euch bin. Das Gleiche gilt für Euren Papa, meinen wundervollen Herzensmenschen. Wenn ich an Euch denke, könnte ich platzen vor Glück – und gleichzeitig umkommen vor Sorge. Was ist, wenn einem von Euch jemals irgendetwas passieren würde? Eine schlimme Krankheit, ein Unfall? Oder was wäre, wenn mir etwas passiert, und ich nicht mehr für Euch da sein könnte? Allein der Gedanke daran bricht mir das Herz.
Diese Sorgen und Ängste überfallen mich immer und immer wieder anfallartig, schnüren mir die Kehle zu, rauben mir die Luft zum Atmen. Ich rede mir Dinge ein, die nicht vorhanden sind, versuche nach Luft zu schnappen. Doch es fällt mir so schwer. Dieser Moment, wenn mich diese seltsame Trauer überkommt, lässt mich vor mir selbst erschrecken. Ich versuche die Angst abzuschütteln, sage mir immer wieder, dass alles in Ordnung ist und dass es auch so bleiben wird.
Dann sehe ich wieder zu Dir rüber, wie Du manchmal zuckst im Schlaf, wie Du tief einatmest, wie ein sanftes Lächeln über Dein kleines Gesicht fliegt. Und dann weiß ich, die Welt ist in Ordnung. Unsere Welt. Und ich wünsche mir, dass das immer so sein wird.
Zuerst erschienen auf Zwischen Windeln und Wahnsinn